Rathaussturm in Morsbach
Ein Fruchtzwerg kommt selten allein
Morsbach - Laute Kanonenschläge kündigten dem Morsbacher Bürgermeister den
Rathaussturm an. Jörg Bukowski schien gut vorbereitet, denn er zeigte
trotz des riesigen Trosses blauweißer Karnevalsgetreuer, die sich mit
vorwegschreitender Regimentskapelle dem Rathaus näherten, keine
Anzeichen von Nervosität.
Als Prinz Lars I. aus dem Hause Stark sein Recht auf den Schlüssel
einforderte, bot Bukowski einen Deal für eine gewaltfreie Lösung an.
Als Freund der köstlichen Fruchtzwerge, die der Prinz
leidenschaftlich gerne genießt, sollte er mit verbundenen Augen die
ihm zu gefütterten sechs Sorten erkennen.
„Ein Löffelchen für Mama, ein Löffelchen für … !“ Fünf aus
sechs herausgeschmeckt! Der Prinz war auf der Gewinnerstraße.
Da stellte der listige Rathauschef dem Karnevalschef der Republik eine
zweite Aufgabe: Als Garten und Landschaftsbauer sollte er den Baum vor
dem Rathaus professionell beschneiden! Mit dem Hoch-Entaster löste
Prinz Lars die Aufgabe mit Bravour.
Der friedliebende Verwaltungschef gab sich geschlagen und überreichte
dem Karnevalsregenten ganz ohne Kampf und Gerangel freiwillig den
großen Schlüssel. Seine Tollität wurde somit bis Aschermittwoch
Gebieter und Hausherr im Rathaus.
Den Schlüssel der Morsbacher Machtzentrale umgehängt, ließ er sich
eine Schriftrolle reichen, um den Bürgermeister an Hand von elf
närrischen Paragraphen unverzüglich darüber in Kenntnis zu setzten,
was ab sofort in der Republik großes Aufsehen erregen wird.
Da wird sich Bukowski einem Duell im Schubkarrenrennen mit dem Prinzen
stellen müssen, die Parkplatznot wird nach Waldbröl ausgelagert und
die Prinzenautos sind zukünftig nur noch von Morsbacher Autohäusern
zu stellen. Der Bürgermeister wird zum Mitglied der Pappnasen
erklärt und bei der Umsetzung des Handlungskonzeptes muss Bukowski
auf die Tube drücken.
Im Paragraphen elf heißt es: „Den Bau des Prinzenwagens… werd ich
auf den Bauhof übertragen!“ Kein gelungener Tag für den
Bürgermeister!? Nicht ganz, denn an diesem Tag feierte ein Mitglied
im Morsbacher Karnevalsverein Geburtstag! Dafür gab es ein extra
Ständchen und ein dreifaches „Mueschbech deheem!“ Die so hofierte
war keine andere als die Gattin des entmachteten Verwaltungschefs!
- Jürgen Sommer
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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