Bürgerinitiative Morsbacher Bergland
Für Natur und Klimaschutz

Die junge „Bürgerinitiative Morsbacher Bergland“ stellt sich entschieden gegen die Planungen einer neuen Trasse, hier mit Pia Wagener (3.v.l.). | Foto: Nadja Schwendemann
  • Die junge „Bürgerinitiative Morsbacher Bergland“ stellt sich entschieden gegen die Planungen einer neuen Trasse, hier mit Pia Wagener (3.v.l.).
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Morsbach - Wer sich am Kreisel vor dem Rathausplatz aufhält, weiß, wovon die
Rede ist, wenn es um Schwerlastverkehr geht. Teilweise rangieren drei
LKWs samt Anhänger gleichzeitig quer über die Pflastersteine. Diese
Tatsache und die längst fällige Sanierung der beiden Landstraßen L
336 und L 324 waren ausschlaggebend für eine Machbarkeitsstudie, die
die Oberbergische Aufbau-Gesellschaft in einer Sitzung des Bau- und
Umweltausschusses vorgestellt hatte.

Demnach beherbergt Morsbach mit der Firma Montaplast neben anderen
großen Firmen, zwar den größten Arbeitgeber im Oberbergischen
Kreis, die dafür nötige Infrastruktur jedoch lässt es an allen
Ecken fehlen. Entlastung könnte nun durch eine Trasse über das
Wansbachtal in Richtung Erdingen verlaufen und so eine direktere
Verkehrsanbindung zur A 4 ermöglichen, der Straßenverlauf sei
allerdings noch unklar. Sinn der Planungen sei, den Ortskern und jene
Bereiche zu entlasten, die an den beiden Landstraßen L336 und L 342
liegen, wie zum Beispiel Lichtenberg.

Drei Tage, nach Bekanntgabe der Vorschläge lud Bürgermeister Jörg
Bukowski die Anwohner der möglicherweise betroffenen Ortschaften
Oberwarnsbach und Korseifen ins Rathaus zu einer ersten Besprechung
ein. Bereits vier Wochen später fand eine von den Bürgern geforderte
Informationsveranstaltung in der Kulturstätte statt. Dort wurden die
Studien zu einer Planung bezüglich einer Anbindung an das
überregionale Straßennetz öffentlich vorgestellt. Die
Gegenbewegung, die sich seitens der Bürger zeigte, formiert sich nun
in der gerade entstehenden „Bürgerinitiative Morsbacher
Bergland“.

An deren Spitze, Pia Wagener und Maik Greb aus Korseifen, die in einem
Positionspapier klar zu Ausdruck bringen, dass es mit ihnen keine neue
Straße geben wird, weder durch das Warnsbachtal noch an anderer
Stelle.

Eine Verkehrsentlastung des Ortskernes wird angezweifelt, im
Gegenteil, sie verweisen auf Studien, die besagen, dass neue Straßen
weiteren Verkehr anziehen. Außerdem verweist die Bürgerbewegung auf
Landschafts- Natur- und Klimaschutz. Die Lärmbelastung und eine
Wertminderung von Immobilien und Grundstücken kämen noch hinzu. Von
der Vorsitzenden der Grünen, Angelika Vogel, fühlen sich die Bürger
allein gelassen und füllten im Ratssaal bis auf die Wendeltreppe die
Zuschauerplätze um Fragen zu stellen und dem anstehenden
Ratsbeschluss beizuwohnen.

In diesem wird der Kreis gebeten, die Planungen zur Anbindung an das
überregionale Straßennetz weiter zu verfolgen. Herbei sollen
ausdrücklich auch andere Varianten, auch in Rheinland-Pfalz,
untersucht werden, um die Belastungen für Bevölkerung, Natur und
Landschaft zu minimieren.

Dem Beschluss wird ohne Ausnahme vom Rat zugestimmt, woraufhin die
entstehende Bürgerinitiative den Saal verlässt. Auch der NABU wurde
zu den Planungen und einer ersten Begehung hinzugezogen, der jedoch
auf Grund massiv übergüllter Wiesen auf wenig Schützenswertes in
der Region hinweisen kann. Angelika Vogel macht deutlich, dass auch
sie gegen den Bau dieser Trasse sei. Immerhin kämpfe sie seit fast
dreißig Jahren gegen einen weiteren Ausbau der Industrie in den
Tallagen, da vorhersehbar war, dass es hier Verkehrsprobleme geben
wird und weißt auch auf einen etwaigen Katastrophenfall einer Firma
wie Montaplast hin, in dem es keine Evakuierungsmöglichkeiten gäbe.
Sie stimmte nicht für die Straße, so Vogel, sondern für eine
Prüfung der Möglichkeiten. Wer jedoch Industrie und Arbeitgeber in
einem Ort haben wolle, müsse diesen auch eine taugliche Infrastruktur
bieten können.

Eine gute Anbindung an das Verkehrsnetz muss nicht unbedingt zu einer
Wertminderung der eigenen Immobilie führen, betont Vogel. Die
Prüfungen, versichert Jörg Bukowski beziehen auf jeden Fall die
Umweltverträglichkeit für Mensch, Tier und Pflanzenwelt mit ein.
Zehn bis 20 Jahre kann es bis zu einer Realisierung solcher Planungen
dauern, Veränderungen sollen laufend überprüft und mit in die
Planungen einbezogen werden. Niemand würde eine Straße bauen wollen,
erklärte Bukowski, die am Ende keiner mehr braucht.

Zu sachlichen Diskussionen über Alternativen seitens der Gemeinde sei
man durchaus bereit. Angelika Vogel wünsche sich schon lange mehr
Beteiligung am politischen Geschehen.

- Nadja Schwendemann

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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