Eine Orgel für St. Gertrud
Jetzt geht es auf die Zielgerade
Morsbach - Die Bemühungen um eine neue Orgel für die 800 Jahre alte Basilika
St. Gertrud Morsbach sind auf der Zielgeraden angekommen. Die
katholische Kirchengemeinde konnte kürzlich den Auftrag für den
Neubau an die Orgelbauwerkstatt Romanus Seifert in Kevelaer vergeben,
nachdem der Kirchenvorstand den Vertrag unterschrieben und auch das
Erzbistums Köln sein Einverständnis signalisiert hatte.
Der Orgelbauer war mehrfach persönlich nach Morsbach gekommen, um die
Einzelheiten mit dem Orgelbauausschuss, Organisten Adam Lenart und
Pfarrer Tobias Zöller zu besprechen. Danach soll die neue,
mechanische Gertrudis-Orgel 25 Register umfassen und im
deutsch-frühromantischen Stil des 19. Jahrhunderts erbaut werden.
Vier der 25 Register werden als Vakanzen eingeplant und können
später noch nachgerüstet werden.
Das Orgelgehäuse wird in seinem äußeren Erscheinungsbild der
romanischen Architektur des Gotteshauses angepasst. Eine erste Skizze
liegt bereits vor. Die endgültige Prospektgestaltung wird aber noch
im Detail mit dem Orgelbauausschuss und dem Denkmalschutz besprochen.
Die alte Orgelempore, die 1963 in die Basilika eingezogen wurde und
die für viele einen Stilbruch bedeutet, soll zurückgebaut werden.
Die Brüstungen sollen geöffnet und mit neuen Geländern versehen
werden, was positive Auswirkungen auf die Akustik haben wird.
Die 1964 errichte alte Orgel war in einem äußerst desolaten Zustand
und kaum noch bespielbar. Bereits in den 1990er Jahren ist dies
erkannt worden, und 2003 wurde ein erster Orgelbauausschuss
gegründet. Als Tobias Zöller 2013 als leitender Pfarrer nach
Morsbach kam, hat er diesen Ausschuss sofort wieder aktiviert. Dessen
Mitglieder haben Anfang 2018 die alte, stillgelegte Orgel abgebaut.
Seitdem ragen nur noch die alten Eisenträger aus der Turmwand, die
aber auch noch entfernt werden. Die neue Orgel soll wieder an gleicher
Stelle angebracht werden und auf dem Stumpf der alten Empore fußen.
„Mit dem Orgelneubau möchte die Kirchengemeinde eine Sonderstellung
im Erzbistum Köln einnehmen und in der gesamten Region ein
kulturelles, musikalisches Zentrum schaffen“, heißt es in einer
Expertise der Kirchengemeinde.
Beim Abbau der alten Orgel ist noch eine Besonderheit zu Tage
getreten. An der Turmwand befinden sich Reste der Malereien von Fritz
Wingen, die erhalten werden sollen.
Der aus Holpe stammende Kirchenmaler war deutschlandweit aktiv und hat
auch die Morsbacher Basilika 1923 im expressionistischen Stil
ausgemalt. Später wurden die Wandmalereien hier jedoch wieder weiß
überstrichen. Wingen wurde 1944 im Konzentrationslager Lublin
umgebracht, weil er in Berlin ein Hitlerbild übermalt hatte und
angezeigt wurde. In Holpe soll am 11. Mai der Platz vor der
Grundschule nach ihm benannt werden. Dank der Unterstützung
zahlreicher Spender, des Verkaufs einer Orgel-CD und der Ausrichtung
mehrerer Benefizkonzerte kann das Orgelprojekt nun in die Endphase
treten. Mit Hilfe weiterer Spenden hofft nun die Kirchengemeinde, die
noch fehlenden 50.000 Euro zusammen zu bekommen und den Orgelneubau
bis 2021 realisieren zu können.
Einige alte Orgelpfeifen aus der Basilika können nach wie vor noch
gegen eine Spende im Pfarramt Morsbach erworben werden. Auch kann man
eine Patenschaft über neue Orgelpfeifen übernehmen und sich auf
Wunsch namentlich als Spender registrieren lassen. Infos: Pfarramt
Morsbach,
Tel. 0 22 94/238.
- Christoph Buchen
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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