Hörspiel zum Zuschauen
Kopf-Kino: Ausschnitte aus dem Leben
Morsbach-Holpe - Straßenlärm. Motorgeräusch von vergeblichen Startversuchen. Hupen.
Eine Frau noch relativ gelassen: „Nun komm schon!“ Orgelndes
Anlassergeräusch. Hupen wird drängender. Frau: „Verdammte
Kiste!“ Klopfen an der Scheibe. Eine andere Frau fragt süffisant
„kann ich vielleicht helfen, Liebelein?“ und fügt spitz und sehr
betont hinzu „das Gas ist rechts!“
Dieses Hörspielstück zu dem Thema „Kann ich Ihnen helfen?“
gehörte zu einem von vielen, das letzten Sonntag im Gesellenhaus in
Holpe vorgetragen wurde. Durch das Zusammenspiel von Wort, Musik,
Sound und akustischen Räumen ruft es sofort beim Zuhörer
„Kopf-Kino“ hervor.
Und genau das ist die Absicht der Veranstalter. Inspiriert, ein
Hörspiel zu inszenieren, wurde Regisseur und Theaterpädagoge Ulrich
Hein bei einem Besuch in Düsseldorf. Die zahlreichen
Gesprächsfetzen, die er mit geschlossenen Augen auf einer Bank
sitzend auffasste, bewegten ihn dazu. Er kam zu der Erkenntnis, dass,
wenn hier jetzt jemand Hilfe brauche, das wahrscheinlich niemand
mitbekommen würde, weil jeder mit sich selbst und seinen Problemen
beschäftigt ist.
Über ein dreiviertel Jahr hat sich ein Team in einem
Kreativ-Workshop, geleitet von Hein, mit Fragen rund um die Themen
„Helfen und Hilfe“ befasst und Texte und Szenen dazu erarbeitet.
Als Livehörspiel wurden die Ergebnisse zusammen mit Dr. Dirk van
Betteray am Klavier und dem Tontechniker Thilo Schmitz präsentiert.
Gekonnt zogen die vier Sprecherinnen Margit Düing-Bommes, Ursula
Lungstrass, Brunhild Seebaum und Mechtild Stangier sowie Sprecher
Ulrich Hein die Zuhörer in ihren Bann. Wie ein roter Faden zog sich
das Thema „Kann ich Ihnen helfen“ durch das kurzweilige und
machende Programm. Es folgten zahlreiche Hörspielstücke über
Alltags-Szenen, Redensarten und Aphorismen, lyrische Betrachtungen,
eine Lesung in der Kirche sowie ein Dialog zwischen Petrus und Gott.
Die Zuhörer wurden einzig mit den Stimmen der Sprecherinnen und
Sprecher, mit den gut gemischten Geräuschen und Klängen des
Tontechnikers Thilo Schmitz und der passenden Musik von Dr. Dirk van
Betteray zwischen den Textstücken gefesselt.
Bei dem Hörspiel über Definitionen und Synonyme wurde zum Beispiel
ein Text neutral wie Nachrichten gesprochen während der zweite Text
zeitgleich im steten Sprecherwechsel akustisch darüber lag. Der
überlappende Sprecherwechsel wurde durch das sehr schnelle
Sprachtempo dramatisch gestaltet – eine fantastische klangliche
Inszenierung.
„Ich helfe, du hilfst, wir werden geholfen. Er hilft, sie hilft. Wer
will ihre Hilfe? Sie helfen – manchmal ist es der Hilfe zu viel!
„Wie dekliniert man helfen?“ lautete der Titel des letzten
Hörspiels. … und wenn das nicht hilft, suche ich mir eine
Selbsthilfegruppe.
Mit viel Applaus für die Akteure bedankte sich das Publikum für
dieses besondere „Kopf-Kino“.
- Karin Rechenberger
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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