Klaus Jung: Ein Leben für den Umweltschutz
Seiner Zeit weit voraus
Morsbach - Nach 30 Jahren übergab der 81-jährige Klaus Jung im April diesen
Jahres den Vorsitz der Morsbacher Ortsgruppe des Naturschutzbund
Deutschland (NABU) an Christoph Buchen. Jung, der in Hessen geborene
Sohn eines Schusters lebt seit 1963 in Morsbach. Sein Leben gehörte
von Beginn an dem Schutz von Umwelt und Natur, ebenso, wie dem Schutz
der Menschenrechte.
Neben seiner Ausbildung im Schreinerhandwerk belegte Jung das
Abendgymnasium um später Bauingenieurwesen und Architektur zu
studieren. Schon während der Schulzeit lief er mit dem
Bestimmungsbuch und der Nase über dem Boden durch die Wälder und
bereits im Chemieunterricht erkannte er früh die Gefahr der
Atomkraft. 1986 trat er in die FDP ein.
Es sei die erste Partei gewesen, für die Umweltschutz zum Thema
wurde, schilderte er. Seit 1969 Mitglied des Gemeinderates galt sein
Engagement vorwiegend umweltpolitischen Themen.
Er war Mitglied im Bau-und Planungsausschuss und später im Umwelt-
und Agrarausschuss, der auf seinen Antrag eingerichtet wurde.
1974 wurde Jung zum Vorsitzenden der FDP Morsbach gewählt und war als
regelmäßig Delegierter bei Landesparteitagen aber auch mehrmals auf
Bundesparteitagen anzutreffen. Ab 1976 war er Mitglied im
Bundesausschuss für Umwelt der FDP und setzte die Beendigung von
Chemieeinsätzen an Straßenrändern gegen den Grünbewuchs durch,
erst landes- dann bundesweit. Immer mehr entfremdete sich jedoch die
Partei von Jungs humanistischer Einstellung und dies hatte Ende der
90er seinen Höhepunkt in der Pro-Abstimmung innerhalb der FDP über
den „großen Lauschangriff“. Da zog der Architekt und
Umweltaktivist seinen Schlussstrich und verabschiedete sich endgültig
von der FDP. 1983 wurde Klaus Jung vom oberbergischen Kreis zum
ehrenamtlichen Landschaftswart für die Gemeinde Morsbach bestellt und
hatte somit Rückendeckung von offizieller Stelle. 1988 gründete er
gemeinsam mit seinen Aktivistenkollegen (unter anderem Christoph
Buchen) die NABU- Ortsgruppe Morsbach, die im Ort von Beginn an große
Resonanz fand. Von nun an hatte der Umweltschutz in der Gemeinde einen
wichtigen Stellenwert bekommen.
Über den Bau der Krötentunnel, den Klaus Jung vorantrieb, lachten zu
Anfang noch einige, später erkannte man die Wichtigkeit solcher
Aktionen. Oft erlitt Jung Abstimmungsniederlagen, von denen er sich
jedoch nicht bremsen ließ, denn er wusste zu gut, was seinem Kopf
entsprang, gärte in den Köpfen der anderen weiter und wurde eines
Tages doch auf den Tisch gelegt.
Es gab eine vertragliche Übernahme der Ellinger Teiche zur Pflege und
Entwicklung zu einem artenreichen Biotopmosaik. Heute ist es unter
anderem dem Mitstreiter Klaus Jungs an der Seite der Bürgerinitiative
„Rettet den Nutscheid“ zu verdanken, dass der Nutscheidkamm nicht
durch eine Autobahn durchschnitten ist.
Der NABU hat heute ein Mitspracherecht, wenn es um umweltrelevante
Planungen wie Straßen-und Bebauungspläne oder um
Flächennutzungspläne geht. Doch auch für Menschen setzt sich Klaus
Jung tatkräftig ein.
Engagiert zeigt er sich in der Bürgerhilfe Morsbach. Ob
Behördengänge mit Asylbewerbern, gemeinsame Ausflüge oder Kochen,
Essen und Feiern mit Menschen aus verschiedensten Ländern, Klaus Jung
redet nicht lange über Integration, er lebt sie.
Seine Weltoffenheit und Neugier hat er nie abgelegt und steht dem
Leben bis heute und trotz allem positiv gegenüber. Offiziell ist der
reiselustige Architekt seit 2001 in Rente, doch davon ist der
Jung-gebliebene weit entfernt. Immer noch sitzt er an seinem
Schreibtisch, bis unter die Decke umgeben mit Zeugnissen seines
Lebenswerkes und tüftelt an neuen Bauplänen.
Zwischen durch joggt er im Wald oder gräbt in seinen Gartenbeeten.
Klaus Jung hat vieles auf den Weg gebracht und ist aus Morsbach nicht
mehr weg zu denken.
- Nadja Schwendemann
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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