100 Jahre Forstbetriebsgemeinschaft
Die „Waldmeister“
Much - Bereits vor 100 Jahren verabredeten sich die Waldbauern in Much,
gemeinsam etwas im und für den Wald zu tun. Dieser
forstwirtschaftliche Zusammenschluss zur „Forstbetriebsgemeinschaft
Much“ (FBG) dürfte eine der ältesten Zusammenschlüsse im Bereich
der Forstwirtschaft im Rheinland - wenn nicht der älteste überhaupt
- gewesen sein.
Dieser damals schon zukunftsweisende Schritt ermöglichte es, die
Aufgaben im Bereich der Forstwirtschaft schneller und effektiver
wahrzunehmen. Schwierig genug, denn damals war für
forstwirtschaftliche Beratung ein einziger Förster für das gesamte
Rheinland einschließlich der Regierungsbezirke Koblenz und Trier
zuständig. Dessen Ausführungen fielen bei den Mucher Waldbauern
scheinbar auf guten Grund, denn in den Folgejahren schlossen sich
immer mehr Waldbauern zu sogenannten
„Waldwirtschaftsgemeinschaften“ zusammen, in Much sechs, die
fortan arbeitsteilig vorgingen.
Zusätzlich entstand in Much der erste „Waldbau-Verein“. Zum
Vorsitzenden wurde Johann Trömpert aus Heinenbusch gewählt. 1938
bekam Much dann einen eigenen Revierförster zugeteilt, der allerdings
im Zweiten Weltkrieg wieder abberufen wurde.
Als 1950 in Nordrhein-Westfalen das „Gesetz zum Schutz des Waldes“
die festere Form von sogenannten „Waldwirtschaftsgegemeinschaften“
(WWG) vorgesehen war, waren die Much Waldbauern wiederum vorne mit
dabei und gründeten gleich sechs solcher Gemeinschaften in
Eckhausen/Hetzenholz, Oberhausen/Kreuzkapelle, Much/Wellerscheid,
Gerlinghausen, Marienfeld und Löbach, die sich nach und nach dann der
FGB Much anschlossen, bis 1991 nur noch eine FGB Much für das gesamte
Gemeindegebiet Wirklichkeit wurde.
Werner Schönenbrücher, der heute Vorsitzender der
Forstbetriebsgemeinschaft Much mit 560 Mitgliedern (Waldbauern), die
rund 1.200 Hektar Wald im Gemeindegebiet gemeinsam bewirtschaften,
ist, führt dazu aus: „Die Waldbauern sind ein zentraler Bestandteil
der Forstwirtschaft mit der Aufgabe, die vorhandenen Wälder zu
pflegen, zu verjüngen und neue Waldbestände zu begründen. Dabei
sollen das Wachstum und die Stabilität der Waldbestände gesichert
und verbessert werden. Das Prinzip der Nachhaltigkeit spielt dabei
eine wichtige Rolle, um das Ziel, einen klimaplastischen Wald zu
schaffen, zu erreichen.“ Der Begriff klimaplastischer Wald bezeichne
ein Leitbild für die zukünftige Waldentwicklung. Ein solches
Leitbild solle Waldbesitzern und Förstern bei Entscheidungen helfen,
dem Klimawandel und anderen Veränderungen zu begegnen und trotz
unsicherer Prognosen zukunftsfähige Wälder zu erhalten.
„Es sind aber nicht nur umweltpolitische Ziele, die erreicht werden
sollen, vielmehr ist auch die wirtschaftliche Nutzung des Waldes für
die Waldbauern in der heutigen Zeit ein wichtiger Antrieb für die
Arbeiten im und am Wald. Die Aufgaben der Waldbauern, bestimmte
Kulturen zu erhalten, zu hegen und zu pflegen, Fortbildung und der
Holzeinschlag also auch Holzernte, wurden damals nur in geringem
Umfang angegangen“, so Schönenbrücher.
Die gemeinschaftliche Aufforstung und Waldpflege, die Umwandlung des
ertragsschwachen Niederwaldes und die finanzielle Förderung der
Arbeiten sind heute auch ein Schwerpunkt der FBG. „Die Unwetter in
den vergangenen Jahren haben natürlich immer wieder zu deutlichen
Rückschlägen geführt, die von der Gemeinschaft nur bedingt
aufgefangen werden können“, berichtet Schönenbrücher, „in den
21 Jahren von 1949 bis 1969 haben die Waldwirtschaftsgemeinschaften im
Forst-Betriebsbezirk Much 32 Hektar Laubbaum-, 95 Hektar Misch- und
292 Hektar Nadelbaumkulturen angelegt, wobei die Aufforstung am
Heckberg 1951 allein einen Pflanzenbedarf von 35.000 Waldpflanzen
hatte.“ Aktuell bestellt die FGB Much für ihre Waldbauern gegen
Erstattung der Kosten rund 8.000 Pflanzen zur Verbesserung der
Waldflächen.
Das 100. Jubiläum hält den Vostand auf Trab. Es soll natürlich
etwas Besonderes werden und man will auch den Gründer des ersten
Waldbau-Vereins in Much zu diesem Jubiläum besonders ehren. Statt
viel Geld für eine Feier auszugeben, will die FBG am Wanderparkplatz
Gibbinghausen ein Blockhaus errichten, das dann den Namen „Johann
Trömpert-Haus“ erhalten soll und sowohl den Wanderern wie auch den
Mucher Bürgern und den Touristen offen steht.
„Die grüne Gemeinde Much mit gutem Waldbestand ist unser Werk“,
so der Vorsitzende, „davon haben alle etwas, und auch von der
Waldhütte sollen alle einen Nutzen haben.“
- Alfred Haas
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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