Eine Tradition, die aber Veränderungen zulässt
Der Mülheimer Gottestracht verpflichtet
Mülheim - (ak). Für Pfarrer Christian Weinhag ist es die 19. Mülheimer
Gottestracht und er fühlt sich dieser Tradition verpflichtet. Sie sei
ein Mosaiksteinchen, das zur Identitätsfindung in Mülheim beitrage.
Die Mülheimer Gottestracht sei ein Bestandteil der Stadt und der
erteilte Segen über das Land und den Strom letztlich eine
sinnstiftende Klammer für alle, die hier wohnen.
Und obwohl bei der „Gottestracht“ der Begriff der Tradition
häufig verwendet wird, hat sie ganz leise eine Veränderung erfahren.
„Es wird nicht mehr gepredigt“, sagt Pfarrer Weinhag. Ganz früher
lieferten sich Katholiken und Protestanten rund um Fronleichnam kleine
„Predigtschlachten“. Dies war den Preußen nicht geheuer, und so
mussten beide Konfessionen ihre Predigten zum Feiertag der
preußischen Verwaltung vorlegen.
Statt Predigt setzt Pfarrer Weinhag auf spürbare Elemente, ruhig auch
mit Theaterelementen. In diesem Jahr, mit dem Leitmotiv Brotzeit –
Gerechtigkeit statt Opfer“ wird in der Kirche Liebfrauen ein großer
Brottisch aufgebaut. „Es gibt in jeder Kultur ein Nahrungsmittel,
das für die Substanzerhaltung des Körpers wichtig ist“, sagt
Weinhag. Deshalb werden am „Brottisch“ zum Beispiel ein
Bäckermeister und je ein Mitglied der indischen beziehungsweise der
ghanaischen Gemeinschaft erläutern, was es mit dem
Grundnahrungsmittel auf sich hat. „Angefragt habe ich auch
Bezirksbürgermeister Norbert Fuchs“, so Weinhag weiter. Er solle
kurz über die Gerechtigkeit in Mülheim reflektieren. Von einem
Besuch in einer Bäckerei hatte der Pfarrer zudem Sauerteig
mitgebracht, der zu Gaben- und Opferbrot verarbeitet wurde.
Seit einigen Jahren schon befindet sich zudem der Altar auf dem
Prozessionsschiff nicht mehr am Bug sondern in der Mitte. Und es gibt
ein spezielles Familiendeck. Hier können Kinder an einem
Kunst-Projekt teilnehmen. Diesmal werden Brotbrettchen verziert. Und
auch der Klimawandel macht vor der „Gottestracht“ nicht halt.
„Im letzten Jahr konnten wir erst kurz vorher entscheiden, dass das
Schiff anlegen konnte“, sagt Weinhag.
Das Prozessionsschiff legt an der Mauer unterhalb von St. Clemens an.
Früher wurde ein schwimmender Steiger extra an der Mauer festgemacht.
Die ist jedoch so marode, dass dies nicht mehr möglich ist. Bei zu
niedrigem Wasserstand wird deshalb der Einstieg aufs Schiff schwer.
Viel Lob hat Pfarrer Weinhag für alle, die aus der Gemeinde zum
Gelingen der Mülheimer Gottestracht beitragen. Die Katholische
Pfarrgemeinde St. Clemens und Mauritius ist zudem Gastgeber für die
Nachmittagsfahrt für die Seniorenzentren in Mülheim, Buchforst und
Buchheim.
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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