Bezirksbürgermeister Norbert Fuchs
„Der ÖPNV ist überfordert“

Ein Mammutprojekt ist sicherlich die Sanierung der Mülheimer Brücke. | Foto: Bause
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Das Jahr 2024 hat gerade begonnen. Doch was sind die bedeutendsten Fragen im Veedel? Und wie schreiten wichtige Projekte voran? Express – Die Woche hat Bezirksbürgermeister Norbert Fuchs (SPD) zum Kurzinterview gebeten:

Herr Fuchs, Sie sind bereits seit 34 Jahren im Amt und damit der dienstälteste Bezirksbürgermeister der Stadt. Was ist aus Ihrer Sicht das Wichtigste, was Sie für Mülheim in dieser Zeit erreicht haben?
Das wurde ja in Teilen schon beim Empfang im Rathaus angerissen. Hier ist zunächst der gelungene Strukturwandel nach dem Wegbrechen der alten Industrien in den 1960/70er Jahren zu nennen. Die Sanierung des Böcking-Geländes mit der Umwandlung einer Industriebrache in ein attraktives Wohngebiet. Ein gutes Beispiel für gelungenes Flächenrecycling. Den Bau der Mülheimer U-Bahn von der Mülheimer Brücke bis zum Herler Ring in nur 56 Monaten. Gleichzeitig fand der Umbau des Wiener Platzes mit dem Neubau des Bezirksrathauses und der Galerie statt. Mülheim 2020, die Entwicklung des Carlswerks und Bebauung des ehemaligen Güterbahnhofs an der Schanzenstraße, die Ansiedlung des Kölner Schauspiels und die Birlikte-Veranstaltungen zum Gedenken an den Nagelbombenanschlag in der Keupstraße. Der Beginn der städtebaulichen Entwicklung der Industriebrachen im Mülheimer Süden, die derzeit leider zum Stillstand gekommen ist.

Norbert Fuchs | Foto: SPD

Welches Problem beschäftigt die Menschen in Mülheim aus Ihrer Sicht am meisten und wie wollen Sie dieses angehen?
Wiener Platz und Verkehrsprobleme. Ersteres wird jetzt federführend durch das Zentrum für Kriminalprävention und Sicherheit bearbeitet. Für die Verkehrsproblematik sehe ich unter den jetzigen (einseitigen) Rahmenbedingungen (immer mehr Parkplätze fallen weg, der ÖPNV ist überfordert und Quartiersgaragen werden keine geschaffen, Belange der Fußgänger werden kaum berücksichtigt) wenig Perspektiven. Verkehrswende kann es nur im Miteinander und nicht im gegenseitigen Ausspielen der verschiedenen Verkehrsteilnehmer geben. Ein weiteres drückendes Problem ist mangelnder bezahlbarer Wohnraum. Hier muss endlich der Stillstand im Mülheimer Süden, wo circa 4000 Wohnungen entstehen könnten, aufgelöst werden.

Das Kundenzentrum Mülheim gehört zu den am schlechtesten bewerteten Ämtern in Deutschland. Was muss sich dort ändern?
Das ist nur eine Momentaufnahme und häufig sind diese Umfragen auch nicht repräsentativ. Hier muss die zuständige Verwaltungseinheit bzw. das Fachamt (Amt für Bürgerdienste) gegensteuern. Da habe ich als Bezirksbürgermeister wenig Einflussmöglichkeiten. Bei mir kommen nur tagtäglich die Beschwerden der Bürgerinnen und Bürger an. Meine persönlichen Erfahrungen mit dem Kundenzentrum waren in der Vergangenheit immer positiv.

Sollte der Rosenmontagszug regelmäßig auch auf der Schäl Sick stattfinden?
Das halte ich für eine gute Idee. Da bin ich mit dem Zugleiter Holger Kirsch im Austausch. Die Schäl Sick wird nach wie vor unterschätzt und käme durch den Rosenmontagszug wieder mal in den Fokus.

Ab Februar 2024 wird auf der Mülheimer Brücke ein Fahrstreifen nicht mehr befahrbar sein. Welche Auswirkungen befürchten Sie für den Individualverkehr im Veedel?
Als die Sanierung der Brücke seinerzeit begann, ist das von allen befürchtete Verkehrschaos auch dank einer guten Informationskampagne im Vorfeld glücklicherweise ausgeblieben. Ich hoffe, dass es auch dieses Mal gut laufen wird. Hierbei wäre eine erneute frühzeitige Information (auch überregional) sinnvoll. Allerdings hatte das für Mülheim auch einen positiven Effekt. Das Verkehrsaufkommen wurde deutlich reduziert. Das gilt insbesondere für den Lkw-Transitverkehr.

Die Bezirksbürgermeister im Neujahrs-Interview
Ein Mammutprojekt ist sicherlich die Sanierung der Mülheimer Brücke. | Foto: Bause
Norbert Fuchs | Foto: SPD
Redakteur/in:

EXPRESS - Die Woche - Redaktion aus Köln

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