Das Ende des Gesamtkunstwerks „Raum 13"
Die Räumung steht bevor
Mülheim - (kg). Es ist nicht einfach, etwas zu verstehen, dessen Sprache in
einem Kunstwerk verborgen liegt. „Was ist denn Kunst?“, dürfte
die Frage sein. In Raum 13 öffnet sich diese Antwort peu-à-peu. Raum
für Raum spiegelt sich in der altehrwürdigen Hauptverwaltung der
Motorenfabrik wider, was Menschen wie aus dem Nichts erschaffen
können.
Allein durch Inspiration, und weil sie ihren Ideen Gestalt geben. Der
Autodidakt Nicolaus August Otto schuf dort in den 1860er-Jahren viele
Details von Verbrennungsmotoren, die heute noch gebräuchlich sind.
Für viele gilt dieses Werk, in dem durch Raum 13 seit 2011 und
anschließend durch das „Zentralwerk der schönen Künste“ ein
Gesamtkunstwerk entstand, als Quelle der Motorisierung unserer Welt.
Hinter Raum 13 und dem „Zentralwerk der schönen Künste“ stehen
die Gründer und Geschäftsführer Anja Kolacek und Marc Leßle sowie
rund 100 Mitglieder, Kreative und Kunstschaffende, die in der alten
KHD-Hauptverwaltung des Otto-&-Langen-Quartiers an der
Deutz-Mülheimer-Straße nach eigener Aussage „unkonventionelle
Freiräume und Visionswerkstätten“ schufen. Es sind Orte der Kunst
und der Kultur, der Ästhetik, des arrangierten Zerfalls sowie Orte
der freien und gezielt gestalterischen Zusammenkunft. Lesungen,
Dauerausstellungen, Installationen, inklusives Theater in manch
riesigem Raum und vielerlei Einblicke, die durch das Einwirken der
Kreativen bis in die Frühzeit der Entwicklungsgeschichte der
Motorenwelt reichen: von 1869 bis 2021.
Die Projektentwickler und Geschäftsführer von Raum 13 bezeichnen es
als ein „urbanes Quartier des 21. Jahrhunderts, an dem Wohnen und
Arbeiten, Kunst und Soziales sowie Wissenschaft, Natur und Arbeiten in
Augenhöhe zusammen wirken“. Bekanntlich steht für das
Gesamtkunstwerk, das auf 10.000 Quadratmetern entwickelt und von
vielen Förderern und Unterstützern begleitet wird, die
Räumungsklage an. Und kürzlich wurde dieser vor Gericht
stattgegeben. Der private Eigentümer hatte bereits vor Längerem
fristgerecht gekündigt.
Anfang März war der Besichtigungstermin mit dem Gerichtsvollzieher.
Danach, so Anja Kolacek und Marc Leßle, wären „noch mindestens
drei Wochen“. Einen Räumungstermin habe es noch nicht gegeben. Auf
die Frage, was würde passieren, wenn Raum 13 und das „Zentralwerk
der schönen Künste“ geräumt werden müssten, sagen sie: „Es
würde die Idee für ein Muster- und Zukunftsquartier aus dem
kulturellen Erbe heraus verloren gehen“.
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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