Initiative möchte Bewegung in die Pläne bringen
Im Einsatz für ein Mahnmal
Mülheim - (sf). Kommt jetzt wieder neuer Schwung in die Pläne, ein Mahnmal
zur Erinnerung an den NSU-Anschlag in der Keupstraße zu errichten?
Nach einem Ideenwettbewerb im Jahr 2015 herrschte diesbezüglich fünf
Jahre Stillstand.
Zu lange, meinen die Mitglieder einer Initiative, die sich im Herbst
vergangenen Jahres gegründet hatte. Einzelpersonen und
Stadtteil-Gruppierungen hatten sich zusammengeschlossen und die
Initiative „Herkesin Meydani – Platz für alle“ ins Leben
gerufen. In einem offenen Brief fordert die Initiative die Stadt zum
Handeln auf. „Wir wollen wieder Bewegung in die Pläne bringen, ein
Mahnmal zu errichten, das an den Nagelbombenanschlag in der
Keupstraße erinnert“, sagt Martin Ratt, Vertreter der Initiative.
Im Dezember 2015 wurde ein Ideenwettbewerb zur Errichtung eines
Mahnmals in Gedenken an die Opfer des im Jahr 2004 vom
nationalsozialistischen Netzwerk „NSU“ verübten Anschlags in der
Keupstraße ausgerufen. Anwohner und Politiker einigten sich auf den
Berliner Künstler Ulf Aminde, der einen Entwurf für einen
interaktiven Gedenkort vorgelegt hat: Grundelement des Mahnmals ist
ein Betonsockel, mit 6 mal 24 Metern so groß wie der Grundriss des
Friseursalons in der Keupstraße, an dem die Nagelbombe explodiert
ist.
Auf diesem möchte Aminde ein virtuelles Museum als Lern- und
Erinnerungsort errichten, in dem man mit seinem Smartphone Filme und
Fotos herunterladen kann. „Dieses Mahnmal ist modern. Es setzt die
Fantasie der Leute frei und ist gleichzeitig ein offener Platz, an dem
man sich treffen kann“, sagt Ratt. Auch Meral Sahin, Vorsitzende der
IG Keupstraße, befürwortet die geplante Begegnungsstätte: „Jeder
kann hier einen Austausch haben, wenn er möchte.“
Als Standort ist die Keupstraße/ Ecke Schanzenstraße auf dem
Gelände des ehemaligen Güterbahnhofs Mülheim vorgesehen. Dieses
Gelände ist jedoch im Besitz einer privaten Investorengruppe, die
bereits mit den Bauplänen begonnen hat. „Die
Eigentümergemeinschaft des besagten Areals will von diesen Plänen
nichts gewusst haben und weigert sich bis heute, eine Zusage für den
Gedenkort an dieser Stelle zu geben“, so die Initiative „Herkesin
Meydani“. Zudem kritisiert sie die Untätigkeit der Stadt und
fordert diese auf, einen rechtsverbindlichen Bebauungsplan
aufzustellen. „Wenn die Stadt an dem Gelände Interesse hätte,
hätte sie auch die Möglichkeit, dort einzugreifen“, sagt Ratt und
fügt hinzu: „Es gab zwei Anschläge mit Schwerverletzten. Es wäre
eine Geste des guten Willens.“
Meral Sahin sieht in dem Mahnmal „das Beste, was man gegen Rassismus
tun kann“. Daher stehe die IG Keupstraße zu 100 Prozent hinter dem
Projekt. „Es ist zu lösen. Der gute Wille muss her“, ist sich
Sahin sicher. Ein alternativer Standort kommt derzeit nicht in Frage:
„An der Keupstraße/ Ecke Schanzenstraße steht das Mahnmal im Sinne
der Betroffenen am Eingang der Keupstraße und in Sichtweite zum Ort
des Anschlags. Wenn die Betroffenen entscheiden, es könnte auch
woanders stehen, lasse ich mich darauf ein. Aber das steht derzeit
nicht zur Debatte“, sagt Aminde.
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.