Bewohner fürchten um den Fortbestand der Egonstraße
Kampf um Wohnsicherheit
Stammheim - (hh). Als nach dem zweiten Weltkrieg viele Kölner ausgebombt waren
und dringend Wohnraum benötigt wurde, entstand 1948 unweit der
Flittarder Rheinaue durch Kriegsgefangene eine Siedlung aus
sogenannten „Behelfsheimen“. Seit über 70 Jahren existiert das
aktuell noch 60 Häuser umfassende Gelände, das schon längst und
über mehrere Generationen zu einer liebgewonnenen Heimat für ihre
Bewohner geworden ist.
Doch seit Jahren sorgen sich diese um die Zukunft ihres Veedels im
Veedel. „Wir wissen, dass es inoffizielle Pläne seitens der Stadt
gibt, die den Abriss unserer Siedlung beinhalten. Immer wieder werden
hier einzelne Häuser abgetragen, wofür dann vielseitige
Begründungen angeführt werden“, sagt Susanne Tobi, Sprecherin der
Initiative zum Erhalt der „Siedlung Egonstraße“. Ein Grund sei
die Nähe zum 1953 eröffneten Großklärwerk Stammheim. „Angeblich
wird die Richtlinie des Emissionsschutzes nicht eingehalten, wonach im
Umkreis von 500 Metern kein Wohnraum existieren darf. Doch wir haben
uns nie beschwert, und andere Häuser sind mindestens genauso nah
dran. Das stört aber anscheinend nicht“, echauffiert sich die
49-Jährige.
Viele Anwohner leben schon seit unzähligen Jahren in der Siedlung und
haben häufig ihr Erspartes in die Instandsetzung und -haltung der
jeweils rund 60 Quadratmeter umfassenden Flachbauten sowie in die
sehenswerte Gestaltung der Innen- und Außenbereiche investiert.
„Der Mietvertrag sieht selbständige Arbeiten vor. Auch sonstige
Kosten wie etwa für den Schornsteinfeger müssen wir selbst
aufbringen. Aber das Geld geben wir gerne aus, denn wir fühlen uns
alle sehr wohl hier und wollen noch viele Jahre bleiben“, erklärt
Mitinitiatorin Ursula Siemes.
Da im Gegensatz zu früher ein Vererben der Häuser jedoch nicht
mehr möglich ist, wird eine Umsiedlung der verbleibenden Bewohner
befürchtet, wenn weitere Nachbarn versterben. „Wir fordern daher
von der Stadt ein klares Signal auf langfristige Wohnungssicherheit.
Es kann nicht sein, dass über zu geringen bezahlbaren Wohnraum
gejammert wird, aber hier ein möglicher Abriss günstiger Behausungen
in der Schwebe steht. Viele Häuser sind inzwischen auch
sanierungsbedürftig, doch alle Pächter oder Mieter scheuen
Neuanschaffungen aufgrund der unsicheren Wohnsituation“, führt
Susanne Tobi aus.
Ein jüngstes Signal im Kampf um die Wahrung ihrer Siedlung setzten
die Anwohner unlängst im Rahmen des Bundesköniginnentages. „Wir
haben Pappschilder und Tücher beschriftet sowie diese dann an und vor
unsere Häuser angebracht. Dabei ergaben sich auch Gespräche mit
Besuchern, die zudem unser Flugblatt aufmerksam studierten“, blickt
Siemes zurück.
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.