Freude am Objekt
Nettesheim referierte über Kunst im öffentlichen Raum
STAMMHEIM - (dc). Jahrhundertkünstler Joseph Beuys hat einmal gesagt, dass
Kunst im öffentlichen Raum durchaus zur Umweltverschmutzung mutieren
könne. Ob das wirklich so ist und welche Rolle sie derzeit einnimmt,
wurde in einer Vortragsdiskussion im Rahmen der 5. Stammheimer
Kulturmeile durch Peter Nettesheim erläutert. Musikalisch begleitet
wurde der von Dr. Gerd Bonse moderierte Abend vom Flittarder Trio
Lukas, Max und Pia.
Dass Kunst im öffentlichen Raum durchaus im Weg stehen könne, machte
der Stammheimer Künstler an einem eigenen Erlebnis fest. Vor einigen
Jahren hatte er am Rheinufer Holzfiguren aufgebaut, einen
Fahrradfahrer und eine Frau. Diese waren einigen Vatertag feiernden
Herren offenbar ein Dorn im Auge. Sie stießen den Radfahrer um und
warfen die hölzerne Frau in den Rhein. Diese Aktion löste einen
Alarm aus: Die vermeintliche Wasserleiche trieb bei Düsseldorf im
Rhein, wurde geborgen und gelangte zurück zu ihrem Schöpfer.
Figuren Nettesheims wurden schon oftmals beschädigt. „Deshalb ist
Kunst im öffentlichen Raum eine gefährdete Kunst“, resümierte
Nettesheim, der auch auf die soziale Komponente einging. Zahlreiche
Künstler bekämen für ausgestellte Objekte oftmals nur geringe
Summen bezahlt. Verändert wird Kunst im öffentlichen Raum durch
Witterung und Vandalismus. Künstler würden das in der Regel
einplanen und ihre Objekte sich selbst überlassen, sagte Nettesheim.
Kunst im öffentlichen Raum dürfe auch benutzt und entdeckt werden.
„Das kommt lediglich auf das Konzept an. Kann es sich dauerhaft
behaupten, ist alles richtiggemacht worden.“ „Manchmal ist Kunst
tatsächlich Umweltverschmutzung. Da gebe ich Joseph Beuys völlig
recht“, erklärte Nettesheim. Kunst im öffentlichen Raum bedeute
immer Kompromisse einzugehen. Das Wichtigste für ihn sei aber, dass
die Betrachter stets Freude an dem jeweiligen Kunstobjekt haben.
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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