MülheimerGottestracht fällt wieder aus
Noch ein zeitgemäßes Projekt?
Mülheim - (hh). Es war leider zu erwarten. Nachdem die „Mülheimer
Gottestracht“, die ihren Ursprung in der ersten Hälfte des 14.
Jahrhunderts haben soll, aufgrund der Pandemie im vergangenen Jahr
ausfallen musste, wird die Fronleichnamsprozession zu Lande und zu
Wasser auch diesmal nicht stattfinden.
Statt mit Hunderten Gläubigen auf Schiffen und am Rheinufer
veranstaltet die katholische Kirchengemeinde St. Clemens und Mauritius
einen Gottesdienst in der Liebfrauenkirche (11 Uhr) an Fronleichnam.
„Die aktuellen Hygienevorgaben sehen weiterhin ein
Versammlungsverbot und Abstandsregeln vor. Besonders letzteres ist
für uns als Veranstalter nicht kontrollierbar und machen die
Durchführung daher unmöglich“, sagt Pfarrer Christian Weinhag.
Generell reifen nicht nur bei ihm inzwischen Gedanken, ob die
Veranstaltung weiterhin ihren Platz in der „neuen“, zukünftigen
Wirklichkeit haben kann, da sich das Leben durch Brüche, wie Corona
einen darstellt, auszeichne, die dann auch eine Neuausrichtung
bedeuten. „Es wird sich zeigen, welche Form die Gottestracht in der
Folgezeit haben wird. Sie hat dann eine Zukunft, wenn es gelingt,
ihren Inhalt in die Öffentlichkeit zu tragen. Diese zeigt sich
momentan jedoch als religiös indifferent.“ Weinhag registriert auch
das Abhandenkommen der für ein solches Projekt notwendigen
Unbekümmertheit.
„Neben der aufwändigen Planung erschweren die stetig anwachsenden
ordnungsgemäßen Auflagen die Spontanität und Leichtigkeit, die die
Veranstaltung seit jeher auszeichnen. Wir sollten daher diese
unumgängliche Auszeit für eine Bilanz und gegebenenfalls
Neugestaltung, auch angesichts des aktuellen Öffentlichkeitsbildes
der katholischen Kirche, nutzen.“ Im Herbst sollen der Arbeitskreis
und weitere interessierte Personen zusammenkommen und über ein
„erneuertes Angebot“ beratschlagen. Für Pfarrer Weinhag steht
indes fest: „Die Zeiten, in denen gesagt wurde, die Gottestracht sei
ein unumstößlicher fester Bestandteil Mülheims, sind vorbei. Sie
hat nur eine Zukunft, wenn wir auf ein weiter so verzichten und uns
mehr an den Menschen im Stadtteil orientieren.“
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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