"Neunkirchen-Seelscheid for Future"
Demonstranten wurden laut für das Klima
Neunkirchen-Seelscheid - Umwelt- und Klimaschutz sind nicht nur ein Thema für die Politiker
der Bundesregierung und in der Welt, sondern gehen auch die Bürger
der eigenen Gemeinde an. Das machten mehrere hundert Demonstranten vor
dem Rathaus und der Gesamtschule deutlich, die dort nach dem Motto
„Viele kleine Leute, die in vielen kleinen Orten viele kleine Dinge
tun können das Gesicht der Welt verändern“ lautstark auf den
Klimawandel und die damit verbundenen Probleme aufmerksam machten.
„Wir haben dieses Jahr Rekordtemperaturen erreicht, die Müllberge
werden größer, die Wälder werden kleiner und die Wahnbachtalsperre
wird immer leerer“, mahnte Paula Krüger, die gemeinsam mit ihren
Freunden Cem Tercanoglu und Hannah Ludwig die Veranstaltung
organisiert hatte. „Wir sehen keinerlei entscheidende Maßnahmen
seitens der Politik. Weder im Großen noch bei uns im Kleinen.“
Vater Theo Spangenberg ergänzt: „Wir haben lange gehofft, dass hier
etwas passiert und dann die Nerven verloren. Deshalb unterstützen wir
jetzt unsere Tochter.“ Eine ganze Reihe von Forderungen zum Schutz
der Umwelt hatten die drei Gesamtschüler im Vorfeld gesammelt. Etwa
mehr freie Grünflächen für Wildblumenfelder, wie der
Bienenzuchtverein und der Verkehrs- und Verschönerungsverein (VVS)
schon zwei angelegt haben. „Die Situation der Bienen auf dem Land
ist tatsächlich dramatischer als in der Stadt“, bestätigte die
Imkerin Kerstin Kopp. „Hier gibt es weniger Nahrung und weniger
Ertrag.“
Weitere Forderungen waren der Ausbau und eine höhere Taktung der
Busverbindungen, Einführung eines Pfandsystems in allen Schulmensas
zur Müllvermeidung – „das Antoniuskolleg macht es vor“ –
Plastikflaschenverbot in den Schulen, Reduzierung des Papierverbrauchs
in Schule und Verwaltung, autofreie Sperrzonen an den Schulen, um das
Verkehrschaos mit unzähligen Elterntaxis vor den Schulen zu
entschärfen oder mehr und gut einsehbare Fahrradständer an den
Schulen, um die Schüler zu motivieren, auf das Rad umzusteigen.
Mit 100 Mitstreitern hatten Paula, Cem und Hannah gerechnet. Aber es
kamen wesentlich mehr: Mehrere Klassen der
Ritter-Göttscheid-Grundschule, der Gesamtschule und des
Antoniuskollegs erschienen mit selbst gestalteten Schildern. Die
Schüler der Grundschule Wolperath-Schönau waren die drei Kilometer
sogar zu Fuß gekommen. Auch Eltern, Großeltern, Freunde und Nachbarn
unterstützten die gute Sache, wie etwa Sandra Pinzek: „Der
Klimawandel bewegt Kleine wie Große, da komme ich doch mit.“
„Kinder sind unsere Hoffnung“, betonte Melanie Scholz die ihr
Jüngstes im Kinderwagen mitgebracht hatte. „Ich möchte meinen
Kindern eine lebenswerte Welt hinterlassen. Also muss ich auch etwas
dafür tun.“
Rolf und Ute Baum, die beim Anlegen des Wildblumenfelds im
Bicester-Park mit angepackt hatten, wollen beim nächsten
Weihnachtsmarkt mit dem VVS entsprechende Samentütchen verkaufen.
„Unsäglich“ finden sie die Verkehrssituation für Radfahrer in
der Gemeinde. Auch Petra Römer-Westarp beklagte einen fehlenden
Radweg zwischen Breitscheid und Pohlhausen, aber „ dass endlich mal
was in Neunkirchen-Seelscheid passiert, finde ich gut.“
Während die Demonstranten am Rathaus vorbei und über die
Walzenrather Straße eine Runde um das Schulgelände drehten,
verschafften sie sich lautstark Aufmerksamkeit: „Wir sind hier, wir
sind laut, weil man uns die Zukunft klaut.“
Bürgermeisterin Nicole Sander versprach ihre Unterstützung: „Es
gibt eine Menge Dinge, die man einfach umsetzen kann. Wir sollten uns
hierfür zusammensetzen.“
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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