Zuflucht auf dem Firmengelände
Früher Produktionsstätte, jetzt leben hier Geflüchtete

Muchs Bürgermeister Norbert Büscher, der Mucher Familienamtsleiter Stefan Mauermann und Neunkirchen-Seelscheids Bürgermeisterin Nicole Berka (v.l.) bewunderten die Einrichtung des Raums zur Kinderbetreuung.  | Foto: Gast
  • Muchs Bürgermeister Norbert Büscher, der Mucher Familienamtsleiter Stefan Mauermann und Neunkirchen-Seelscheids Bürgermeisterin Nicole Berka (v.l.) bewunderten die Einrichtung des Raums zur Kinderbetreuung.
  • Foto: Gast

Neunkirchen-Seelscheid/ Much. An der Wand ist noch der Name „THURN“ zu lesen, daneben stehen ein Kinderbett und eine Wiege. Im ehemaligen Konferenzzimmer der seit den 1970er Jahren vom Kosmetikkonzern Avon, danach zeitweilig vom Getränkehersteller Eckes, der Firma Eschbach Keramik und zuletzt vom Waschmittelhersteller Thurn genutzten Gewerbeimmobilie finden seit zwei Wochen Sprachkurse für Geflüchtete statt.

Auch acht von der Gemeinde Much aufgenommene Flüchtlinge nehmen bereits daran teil. Die kommunale Entwicklungsgesellschaft des 2011 gegründeten gemeinsamen Kommunalunternehmens Much-Neunkirchen-Seelscheid (gKU) erwarb das so genannte Gewerbegebiet Neunkirchen-Süd vor einem Jahr, um dort eine nachhaltige gewerbliche Entwicklung zu ermöglichen. Nun sind die Kommunen froh, den Standort vorübergehend zur gemeinsamen Unterbringung von Geflüchteten aus der Ukraine nutzen zu können. Denn einige Unterkünfte, die 2015 in der ersten Flüchtlingswelle entstanden, wurden mittlerweile zurückgebaut oder umgenutzt.

„Es ist ein Glücksfall, dass wir keine Turnhallen schließen müssen“, so die Neunkirchen-Seelscheider Bürgermeisterin Nicole Berka. Der bisherige Verwaltungstrakt des ehemaligen Firmensitzes wurde inzwischen zur Aufnahme von bis zu 100 Personen hergerichtet. Besprechungsräume wurden zu Schlafzimmern mit jeweils drei Betten, Sitzgelegenheiten, einem Schrank und einem Kühlschrank. Küchen, Sanitäreinrichtungen und Waschräume werden gemeinschaftlich genutzt. In den bisherigen Konferenzräumen finden Sprachkurse oder Kinderbetreuung statt - vier ausgebildete Erzieher der Offenen Ganztagsschulen in Neunkirchen und Seelscheid betreuen momentan sieben Kinder. Andere Räume dienen als Aufenthaltsräume mit WLAN-Anschluss.

Bei einer Besichtigung äußerten sich Bürgermeisterin Berka und ihr Mucher Kollege Norbert Büscher begeistert, auch vom großen Engagement in der Bevölkerung: Neben Geld– und Sachspenden - beispielsweise für die Ausstattung der Räume zur Kinderbetreuung – bieten viele Bürger privaten Wohnraum an und begleiten die Ankommenden persönlich, damit sie sich im Alltag schnell zurechtfinden.

Vor einigen Tagen sind die ersten Geflüchteten aus der Ukraine in die neue Gemeinschaftsunterkunft an der Hennefer Straße eingezogen. Die Gemeinde Neunkirchen-Seelscheid verfügt hier über 63, die Gemeinde Much über 30 Plätze. Durch die neuen Belegungskapazitäten an der Hennefer Straße sind die Verwaltungen nun flexibler.

Die 16.000 Quadratmeter große Produktionshalle, die die Unterkunft vom benachbarten Test- und Impfzentrum trennt, ist zurzeit leergeräumt. Verschiedene örtliche Firmen haben schon Interesse an der Halle gezeigt, berichtet Norbert Büscher. „Wir wollen uns ein Jahr Zeit nehmen um gemeinsam zu überlegen, was aus der Immobilie und dem Außengelände werden soll.“

Das Areal soll zukunftsfähig weiterentwickelt und vermarktet werden. Denn „mit rund 62.000 Quadratmetern bebauter Fläche und einer umgebenden Grünfläche von etwa 75.000 Quadratmetern, für die ebenfalls Baurecht als Gewerbegebiet besteht, kommt der Liegenschaft eine herausragende strategische Bedeutung im Hinblick auf die Entwicklung beider Gemeinden zu“, so Johannes Hagen, Vorstand des gemeinsamen Kommunalunternehmens. Ein Fachplanungsbüro beginnt demnächst mit der Ausarbeitung eines Entwicklungskonzepts. Die Öffentlichkeit soll dabei auch beteiligt werden.

Weitere Informationen

Von den etwas mehr als 200 Geflüchteten in Much kommen knapp 80 aus der Ukraine. In der Gemeinde gibt es noch etwa 80 freie Plätze. Daher sind noch keine Mucher Flüchtlinge in der neuen Gemeinschafsunterkunft.

In Neunkirchen-Seelscheid befinden sich zurzeit etwas mehr als 400 Geflüchtete, davon etwa 150 aus der Ukraine, die zum Teil privat untergebracht sind. Außerdem verfügt die Gemeinde über zwei Gemeinschaftsunterkünfte in Nackhausen und in Neunkirchen, in denen es noch freie Plätze gibt.

Freie/r Redaktionsmitarbeiter/in:

Christa Gast aus Königswinter

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