Plege zuhause oder leben in der WG?
Reibekuchen essen und vorher schlafen bis zehn?

In der Gemeinschaftsküche sitzen alle gerne zusammen um zu quatschen, zu spielen und zu lachen. | Foto: Gast
  • In der Gemeinschaftsküche sitzen alle gerne zusammen um zu quatschen, zu spielen und zu lachen.
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Neunkirchen-Seelscheid - Selbstständig und doch nicht allein - erste Senioren-WG der Gemeinde
besteht seit Jahresanfang in Remschoß

„Wie möchte ich im Alter leben?“ ist eine Frage, die sicher viele
Menschen beschäftigt. Seit dem Ende des 19. Jahrhunderts hat sich die
Lebenserwartung der Menschen in Deutschland mehr als verdoppelt:
mittlerweile werden Männer im Durchschnitt 78 Jahre alt und Frauen
noch älter.

Doch wie sehen die letzten Lebensjahre aus? Nicht jeder bleibt bis zum
Lebensende kerngesund, aber bestimmt möchte jeder so lange wie
möglich selbstständig in den eigenen vier Wänden wohnen. Und dann?
Was ist, wenn der Pflegebedarf größer wird? Pflege zuhause durch
Angehörige oder einen ambulanten Pflegedienst, Seniorenheim, oder…?

Seit Anfang des Jahres wohnen in Remschoß acht Senioren in einer
selbstverwalteten Wohngemeinschaft (WG). Das heißt: die Mieter
bringen sich ebenso ein wie die Angehörigen oder Betreuer. Jeder
Mieter bewohnt ein eigenes Zimmer, das er nach eigenen Wünschen
einrichtet; die hell und freundlich eingerichteten Gemeinschaftsräume
und der Garten, in dem später einmal Inselrosen blühen sollen,
stehen zur allgemeinen Verfügung.

Qualifiziertes Personal ist rund um die Uhr vor Ort um die Bewohner je
nach Bedarf im Alltag zu unterstützen. Nach der Devise „so viel
Selbstständigkeit wie möglich und so viel Hilfe wie nötig“ kommen
bei Bedarf auch Ärzte, Fußpflege, Therapeuten oder ein Frisör ins
Haus. In der Gemeinschaftsküche wird das gemeinsam geplante Essen
gemeinsam gekocht; jeder hilft nach seinen Möglichkeiten bei der
Arbeit, sei es beim Staubwischen, aufräumen oder Blumen gießen.

Gudrun M., die sich Reibekuchen zum Mittagessen gewünscht hat,
schält dafür selbst die Kartoffeln. „Man fühlt sich hier wie
zuhause, weil man Freiheiten hat“, sagt sie. „Mir war auch wichtig
zu wissen, dass, wenn meine diagnostizierte Krankheit irgendwann
ausbricht, ich bis zuletzt in meinen Räumen bleiben kann.“

Im Wohnzimmer treffen sich die Bewohner und tauschen sich aus;
verschiedene Sitzecken im Haus bieten die Möglichkeit sich
zurückzuziehen, zu lesen oder Musik zu hören.

Die Idee zur Senioren-Wohngemeinschaft „Heimathafen“ wurde im
Kundenstamm der Seniorenassistenz Milchereit geboren. „Einige der
von uns betreuten Senioren konnten nicht mehr alleine wohnen, wollten
aber nicht ins Heim“, erklärt Sabine Milchereit, „Ich habe mich
dann intensiver mit dem Gedanken beschäftigt und schließlich mit der
Umsetzung begonnen. Das Haus soll ein Zuhause sein und keine
Institution, in der alles reglementiert ist.“

Es gibt beispielsweise keine festen Schlaf- und Essenszeiten. Wer
morgens bis zehn Uhr schlafen will, kann das machen und findet dann
bestimmt noch Gesellschaft beim Frühstück. Es wird zusammen
gesungen, spazieren gegangen oder gespielt.

„Wir können hier machen, was wir wollen“, freut sich Waltraud R.
„Ich kann nicht mehr laufen und mein Mann war mit der Pflege
überfordert. Zum Glück ergab sich das hier. Hier ist es schöner als
im Heim. Ich setze mich in die Ecke, lege die Füße hoch und kann,
wenn ich will, da den ganzen Tag bleiben.“

Paul, dessen Sohn in der Nähe wohnt, ist froh, dass seine Familie
auch den Hund mitbringen kann, wenn sie ihn besucht. „Hier kann man
mehr auf die Wünsche der Bewohner eingehen“, meint er. „Im Heim
ist alles vorgeschrieben.“

In der Küche hängt ein Karnevalsorden der diesjährigen Seelscheider
Karnevalsprinzessin. Vanessa II. war schon mit ihrer Tanzgarde zu
Besuch in der WG. Über weiteren Besuch würden sich die Senioren sehr
freuen. „Wir möchten ein offenes Haus und im Dorfleben integriert
sein“, sagt Sabine Milchereit. „Es wäre schön, wenn die Bewohner
sich auch am Dorfleben beteiligen könnten.“

- Christa Gast

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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