Gerhard und Ingrid Walter feiern Eiserne Hochzeit
65 Jahre gemeinsam durch dick un ...
Niederkassel - Viel Bewegung in der Ehe von Gerhard und Ingrid Walter
Kennengelernt haben sich der 1930 in Ostpreußen geborene Gerhard
(kurz Gerd genannt) und seine spätere Ehefrau Ingrid in Ostberlin, wo
sie jeweils in leitender Position im kriminalpolizeilichen Dienst
tätig waren.
Wie das bei jungen Menschen so ist, spielte das Aussehen beim
Kennenlernen eine große Rolle. „Es waren vor allem die schwarzen
Locken, die mich faszinierten“, bekennt Ingrid. Gerd dagegen war von
der Gesamterscheinung seiner Kollegin hingerissen: „Sie war genau
mein Typ“.
Die junge Liebe führte 1954 zur Heirat. Das Glück wurde perfekt, als
im gleichen Jahr Sohn Detlef geboren wurde. Auch wenn der kurze
Abstand zwischen Heirat und Geburt ein „Malheurchen“ vermuten
lässt, wird dies von den beiden zurechtgerückt: „Die Geburt
unseres Sohnes war der größte Glücksmoment in unserer Ehe, Detlef
war ein absolutes Wunschkind.“
Doch die folgenden Jahre verliefen nicht ohne Probleme für das junge
Paar. So gut, wie die beiden miteinander harmonierten, so schlecht war
das Verhältnis zwischen dem regimekritischen Leutnant Gerd und seinem
Dienstherrn. Dies führte schließlich dazu, dass gegen ihn 1958 ein
Haftbefehl erlassen wurde, dem er sich nach einem Kollegentipp am Tag
der geplanten Vollstreckung durch Flucht in den Westen entzog. Er
musste jedoch seine junge Familie schweren Herzens in Berlin lassen,
in der Hoffnung, sie bald nachkommen lassen zu können.
In Köln fand Gerd zunächst Unterschlupf bei Verwandten und Arbeit
beim damals noch existierenden Unternehmen „Kölnische
Gummifäden“, die besonders für die Produktion von „modischen
Badekappen und zuverlässigen Kondomen“ bekannt war. Durch seine
Flucht aus dem Arbeiter- und Bauernparadies geriet auch seine Frau
bald ins Visier der ostdeutschen Behörden, weshalb sie sich bei Nacht
und Nebel mit ihrem Sohn über die damals noch relativ offene
innerdeutsche Grenze absetzte.
Nachdem die Familie wieder komplett war, arbeitete Gerd weitere zehn
Jahre u.a. als Vorarbeiter für die „Kölnische Gummifäden“,
bevor er dann zum Bauamt der Stadt Köln wechselte. Ingrid fand
derweil eine Anstellung bei der Deutschen Post.
Häuslich niedergelassen hat sich die Familie unterdessen in
Lülsdorf, wo sie 1969 in ihr Eigenheim einziehen konnte. Hier wurden
sie auch schnell heimisch. Viel gemeinsame Zeit verbrachte das Ehepaar
mit Tanzen im damaligen Niederkasseler Tanzsportverein und beim
Canasta-Spielen mit Freunden.
Als Rentner lebten sie dann einige Jahre in ihrer Wohnung auf
Mallorca, wo sie häufig von ihrer Enkelin Maren besucht wurden und
auch dort ihrem gemeinsamen Hobby Tanzen nachgingen.
Im fortgeschrittenen Rentenalter zog es die beiden wieder nach Berlin.
Im Stadtteil Buckow hatten sie eine Eigentumswohnung gekauft, um dort
ihren Lebensabend zu genießen. Ein Unfall vor einem Jahr, durch den
Gerd körperlich stark beeinträchtigt wurde, führte jedoch dazu,
dass sie wieder zurück nach Niederkassel in die Nähe ihres Sohnes
zogen.
Sie wohnen mittlerweile im Haus Elisabeth und freuen sich darauf,
„demnächst ein Zimmer mit Blick auf den Rhein“ beziehen zu
können.
Natürlich wird die Eiserne Hochzeit am 29. Mai mit der Familie und
engsten Freunden zünftig gefeiert, denn Anlass zum Feiern gibt es
gleich doppelt. Nicht nur, dass sie das Ehejubiläum feiern können,
nein, sie wurden vor wenigen Wochen im Haus Elisabeth auch zum
Maikönigspaar gekrönt und präsentierten sich den Mitbewohnern und
Gästen bei einem Maitänzchen als immer noch attraktives
„Pärchen“. Auf die Frage nach den Wünschen für die nächsten
Jahre antwortet das Ehepaar bescheiden: „Aufgrund unserer
eingeschränkten körperlichen Beweglichkeit sind unseren Aktivitäten
natürlich Grenzen gesetzt. Es wäre schön, wenn wir noch ein paar
Jahre bei einigermaßen Gesundheit unseren Lebensabend gemeinsam
verbringen könnten!“
- Walter Mülhausen
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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