Stephan Vehreschild sagt "Tschüss"
Abschied des Niederkasseler Bürgermeisters

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Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger,

nach 14 Jahren und 3 Monaten darf ich mich heute auf diesem Wege bei Ihnen für die gute und vertrauensvolle gemeinsame Zeit bedanken.

14 ereignisreiche Jahre, die ausgefüllt waren mit großen Herausforderungen und schönen Erlebnissen. In all den Jahren habe ich mich bemüht, meine ganze Energie und Leidenschaft für die Stadt Niederkassel einzubringen.

Wenn ich auf meine Amtszeit als Bürgermeister zurückblicke, darf ich festhalten, dass es mir (fast) immer sehr viel Freude bereitet hat und ich jeden Tag gerne meinen Dienst verrichtet habe. Es war nicht immer einfach und erfreulich, oftmals mit unangenehmen Themen befrachtet, jedoch waren alle Zeiten von gegenseitigem Respekt und von Achtung geprägt. Die Krisen unserer Gesellschaft haben mich vom ersten Tag an in meinem Dienst begleitet.

Schon mit Dienstbeginn 2009 hatte uns die Bankenkrise voll im Griff. Riesige finanzielle Herausforderungen erreichten Sie und auch uns als Stadt Niederkassel. Mit viel Einsatz und Engagement konnten die schlimmsten Auswirkungen verhindert werden. Die Flüchtlingskrise im Jahr 2015 und 2016 stellte uns alle vor nie dagewesene Herausforderungen, vor allem im humanitären Bereich. Gemeinsam mit Ihnen und allen Beteiligten in Gesellschaft, Politik und Verwaltung haben wir die an uns gestellten menschlichen Verpflichtungen erfüllen können. Bis heute meistert Niederkassel nachhaltig diese humanitäre Verpflichtung.

Mitten in diesen unruhigen Zeiten erreichte uns zu allem Überfluss zu Beginn des Jahres 2020 die Corona-Pandemie. Durch unzählige Verordnungen, Anweisungen, Rechtsvorschriften und durch täglich neue Erlasse wurde, zur Eindämmung der Pandemie, unsere bis dahin bekannte Lebensweise auf eine harte Probe gestellt. Auch in Niederkassel hatten wir eine Vielzahl von Erkrankungen und Todesfälle durch die Corona-Pandemie zu verzeichnen. Noch heute leiden zahlreiche Mitbürgerinnen und Mitbürger unter den Spätfolgen. Dank Ihrer Mithilfe und zahlreicher Unterstützung aus allen Gesellschaftsformen konnte auch diese Krise bestmöglich überwunden werden.

Kaum hatten wir gemeinsam die Corona-Krise in beherrschbare Bahnen gelenkt, erreichte uns im Juli 2021 ein Starkregenereignis in bis dato unbekanntem Ausmaß. Das wir in Niederkassel weitestgehend von der Katastrophe verschont blieben war ein glücklicher Umstand. Neben den bekannten schwersten Schäden im Ahrtal, Rheinbach, Swisttal und Meckenheim sowie zahlreichen anderen Städten im Umland, waren die Schäden bei uns im Stadtgebiet überschaubar und verhältnismäßig gering. Dennoch haben Sie mit einer unglaublichen Empathie und Hilfsbereitschaft in vielen dutzenden Hilfsaktionen den betroffenen Menschen beigestanden und Hoffnung für die Zukunft gegeben. Auch die Kollegen und Kolleginnen aus allen Teilen der Stadtverwaltung haben in den betroffenen Gebieten Hilfe geleistet.

Doch auch nach dieser schwierigen Zeit war an ein Durchatmen nicht zu denken. Schon im Februar 2022 erreichte uns die nächste Hiobsbotschaft. In der Ukraine, also hier bei uns in Europa, war durch den Überfall des russischen Militärs, der bis heute andauernde Krieg ausgebrochen. Unsagbares Leid kam über die Menschen in der Ukraine. Dank Ihrer Hilfe wurde wiederholt den Menschen die vor Krieg und Terror flüchteten Unterkunft und eine neue Heimat gegeben. Viele Helferinnen und Helfer arbeiten bis heute intensiv und aufopferungsvoll daran, dass die geflüchteten Menschen in unserer Mitte die Hoffnung nicht verlieren

Der jetzt erfolgte Terrorangriff der radikalislamischen Hamas auf Israel führt uns in den nächsten krisenhaften Konflikt. Wir können und müssen auch jetzt und hier unsere humanitären Angebote für die vom Krieg betroffenen Menschen aufrechterhalten. Hilfeleistungen an vom Krieg betroffene Menschen sind und bleiben immer unsere humanitäre Pflicht.

Während ich diese Zeilen schreibe werde ich nachdenklich und versuche mich trotz aller Krisen und Katastrophen an die schönen und erfreulichen Dinge der vergangenen 14 Jahre zu erinnern. Unsere Stadt Niederkassel hat sich in den vergangenen 14 Jahren verändert. Wir sind gewachsen, wir haben Unternehmen angesiedelt, ortsansässigen Industrie- und Gewerbebetrieben langfristige Zukunftsmöglichkeiten geschaffen, neue Kindertagesstätten, Schulen und Straßen gebaut. Sportanlagen ertüchtigt, erweitert und ausgebaut. Das Radwegenetz verbessert, zahlreiche Gebäude saniert, Digitalisierung vorangetrieben, Hochwasserschutz verbessert und neue Grünanlagen angelegt. Die Aufzählung könnte noch viele, viele Dinge mehr enthalten, darauf möchte ich jetzt jedoch ganz bewusst nicht weiter eingehen. Ich bin mir sehr bewusst, jeder von Ihnen hätte die Schwerpunkte anders gesetzt, hätte andere Dinge vorangetrieben und Projekte anders priorisiert. Ohne Sie, ohne ihr Engagement in den zahlreichen Vereinen, ihrer Unterstützung im Ehrenamt, ihrer Mithilfe in zahlreichen Gremien, Gruppierungen und Verbänden wäre mir in meinen Jahren als Bürgermeister sehr wenig gelungen.

Dreimal haben Sie mich zum Bürgermeister gewählt. Damit haben Sie mir Ihr Vertrauen und ihren Beistand ausgesprochen. Dafür bin ich ihnen unendlich dankbar. Dankbar für Ihre Verbundenheit, ihren Zuspruch und für jede geäußerte konstruktive Kritik. Neben den zahlreichlichen reinen verwaltungsdienstlichen Tätigkeiten durfte ich auch an vielen schönen gesellschaftlichen Ereignissen und Anlässen teilnehmen. Ich habe ganz tolle Menschen kennengelernt, tiefe Freundschaften geschlossen und sehr viel dazu gelernt.

Die unzähligen großartigen Begegnungen haben mir stets Kraft und immer wieder neue Motivation gegeben.

Zum Jahreswechsel übergebe ich nun das Amt als Bürgermeister in die Hände meines Nachfolgers. Ich zolle ihm größten Respekt in diesen wirtschaftlich und politisch schwierigen Zeiten sich der Verantwortung zu stellen. Es stehen große wichtige Entscheidungen für die Stadt Niederkassel an. Viele Themen werden in den nächsten Wochen und Monaten beraten und wohl abgewogen werden müssen. Ich wünsche dem neuen Bürgermeister dazu eine glückliche Hand bei den Entscheidungen für die Stadt Niederkassel zum Wohle ihrer Bürgerinnen und Bürgern. Ich bin mir sehr sicher, dass Matthias Großgarten alles daran setzen wird, die Stadt in einen weiterhin liebens- und lebenswerten Abschnitt zu führen.

Ich bin ein Mensch wie jeder andere. Ich bin ein Mensch mit Fehlern behaftet und ich habe bestimmt nicht immer alles richtig gemacht. Ich darf Ihnen jedoch versichern, dass ich jederzeit mein Bestes gegeben habe und mich immer zum Wohle der Stadt Niederkassel eingesetzt habe. Ich blicke voller Demut auf meine Jahre als Bürgermeister der Stadt Niederkassel zurück. Für mich endet ein spannender und ereignisreicher Lebensabschnitt. Ich habe der Stadt und ihnen als Bürgerinnen und Bürger von Herzen gerne gedient.

Mit Wehmut und doch auch mit Vorfreude auf den nun neuen Lebensabschnitt verabschiede ich mich bei Ihnen mit den besten Wünschen für ein gesegnetes Weihnachtsfest und ein gesundes, erfolgreiches und friedvolles Jahr 2024.

Ihr
Stephan Vehreschild

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Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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