Barockmusik traf Brüske
Adventskonzert des Fördervereins „promusica“
Rheidt - Ein besonderes Konzert organisierte „promusica“ Niederkassel in
der Rheidter Maria-Magdalena-Kirche zum dritten Advent: Klassische
Barockmusik traf auf den Kabarettisten Christoph Brüske. Ein
interessantes „Cross-Over-Programm“ zum Genießen und Nachdenken
kündigten die Künstler an. Und das stilistische Miteinander, das
landläufig unter dem Begriff „cross-over“ gehandelt wird,
funktionierte.
Friedemann Immer, Vorsitzender des Fördervereins der Musikschule,
hieß die gut 250 Gäste in der Maria-Magdalena-Kirche, darunter auch
SPD-Landtagsabgeordneter Achim Tüttenberg, willkommen. „Barock und
Brüske, was heißt das“, eröffnete Immer und antwortete zugleich:
“Ich weiß es nicht und lasse mich einfach überraschen.“ Seinen
Frack habe er für diesen Abend (vorsorglich) Christoph Brüske
geliehen.
Zum Auftakt präsentierten Immer, der an der Kölner Musik-Hochschule
lehrt und sich neben der modernen Trompete auf das Spiel der
Barocktrompete spezialisiert hat, und Casey Reeve ein festliches
Konzert von Vivaldi für zwei Trompeten. Es stimmte wunderbar auf den
Abend ein. Mit zwei Werken für Sopran und Orgel von Peter Cornelius,
darunter das Weihnachtslied „Drei Könige“, begeisterte die
Sopranistin Claudia Immer die zahlreich erschienen Konzertgäste. Im
Zusammenspiel mit Markus Lienstromberg an der Orgel bekam ihr
kristalliner Sopran eine feierliche, manchmal geradezu sakrale Note.
„Das war Barock – ich bin Brüske“, eröffnete der
Niederkasseler Kabarettist Christoph Brüske gutgelaunt seinen
Vortrag. Warum er sich freue, heute Abend hier zu sein? „Eine Spende
für den guten Zweck, an den Förderverein der Musikschule
„promusica“ ist immer gut“, sagte er mit Blick auf die beiden
Musiker. „Allein schon, damit sich die beiden Herren endlich eine
neue Trompete kaufen können.“
Als ersten satirischen Text präsentierte der 51-jährige Brüske den
Text „Christbaumständer“. Die Geschichte rankt um einen
Familienvater, der seinen Lieben dieses Jahr ein besonders schönes
Weihnachtsfest mit einem prächtigen Baum im neuen Christbaumständer
bereiten wollte. Doch der Ständer machte sich am Heiligen Abend
selbständig, begann sich wie verrückt zu drehen: Spätestens als die
„Flammen hinter den Kerzen her wehten und der Stern vom Betlehem von
der Tannenspitze wie ein Komet vom Himmel fiel und Felix, den
schlafenden Dackel traf“ war es um viele Gäste im besten Sinne
„geschehen“. Mit seiner Interpretation und seinem trockenen Humor
erntete Brüske viele Lacher.
Für eine seelenvolle Verschnaufpause sorgte Friedemann Immer, der das
Werk „Vom Himmel hoch“ in Choralbearbeitung für Trompete und
Orgel intonierte. Ergreifend, getragen und zuweilen erhaben ist die
Bach-Kompositionen und sorgte für ruhige und besinnliche Momente. Ein
weiterer Höhepunkt des Konzertabends war das Stück „O holy
night“ von Adophe Adam, bei dem Claudia Immer, an der Orgel
begleitet von Lienstromberg, brillierte. Das Werk zeigte die klare,
manchmal Atem beraubende hohe Stimme der Sopranistin in ihrer ganzen
Bandbreite.
Die Botschaft dieses Abends war die Musik – gepaart mit viel Humor
von Christoph Brüske. Der Mann hat Stimme, ein Gespür für
Komposition und Timing und verströmte dabei einfach gute Laune. Sein
musikalisches Können zeigte der studierte Bass-Bariton mit einem
Medley bekannter Melodien unter anderem von David Bowie und Prince.
Mit einem klangvollen „Purple Rain“ im Ohr gingen die Zuschauer in
die Pause.
Klassisches Barockstück zum Start in Teil zwei
Der zweite Teil des Adventskonzertes in der Maria-Magdalena-Kirche
wurde mit einem klassischen Barockstück eingeläutet: Besonders
schön und berührend ist den Musikern dabei die Version von „O
Felicissimus Paradysi Aspectus“ gelungen, ein geistliches Konzert
für Sopran, Trompete und Orgel. Brüske dankte und kommentierte
humorvoll, dass diese in Niederkassel wohnenden, herausragenden
Künstler mit ein Grund für die ständig steigenden
Grundstückspreise seien. Für amüsante Momente und viele Lacher
sorgte auch seine zweite satirische Lesung, die um das Thema
exzessiver Übertreibung bei der Weihnachtsbeleuchtung in der
Reihenhaussiedlung „Önkelstieg“ rankte und mit einer Explosion
des dortigen Kohlekraftwerks „Sottrup-Hocklage“ endete. Grund für
diese Katastrophe waren Menschen: „Wie du und ich, denen eine Kerze
auf dem Adventskranz nicht genug war“. So ging auf dem
Adventskonzert von promusica Niederkassel vieles Miteinander:
Hochkomisches und Hintersinniges, Klassisches und Kurioses.
Besinnlicher Gegenpol war immer wieder die klassische Barockmusik,
hier im Anschluss die festliche Weihnachtskantate „Der Himmel steht
uns wieder offen“, die von Claudia und Friedemann Immer, Casey Reeve
und Markus Lienstromberg gemeinsam vorgetragen wurde.
Die Zuschauer waren von der Interpretation hingerissen und honorierten
die Leistung aller Mitwirkenden mit anhaltendem Applaus und
Bravorufen. Als Zugabe präsentierte Brüske den satirischen Text
über die ‚politisch korrekte‘ Einladung zur
Unternehmens-Weihnachtsfeier, während Claudia und Friedemann Immer
die Geburtstagsode für Queen Anne, nach den Anfangsworten auch
„Eternal source of light divine“ genannt, von Georg Friedrich
Händel wählten. Ein Genuss bis zum letzten Ton: Es bleibt zu hoffen,
dass bald wieder so ein „Geschenk“ auf dem vor-weihnachtlichen
Gabentisch liegt, und sich die Niederkasseler auf einen Abend mit
klassischer Musik, Spaß und feinsinnigem Humor freuen dürfen.
- Nicola Warnecke
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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