Wie bitte geht´s zur Autobahn?
CDU informierte über Ortsumgehung L 274n
Niederkassel - CDU informierte über Ortsumgehung L 274n: Tendenz zu Variante 1
zeichnet sich ab
Die CDU-Fraktion Niederkassel informierte in der Reihe „Fraktion vor
Ort“ über die Ergebnisse einer Machbarkeitsstudie zur
Umgehungsstraße L 274 n. Rund 40 interessierte Bürger waren in den
Niederkasseler Rathaussaal gekommen. Dort erläuterte Ratsmitglied
Marcus Kitz drei mögliche Planvarianten einer Trasse, die für
Verkehrsentlastung sorgen und die Rheinorte zukünftig besser an die A
59 anbinden soll. In Auftrag gegeben wurde die Studie als
interkommunales Projekt von den Städten Niederkassel, Troisdorf,
Köln sowie vom Rhein-Sieg-Kreis. Erarbeitet hat sie das
Ingenieur-Büro V-Kon aus Saarburg und das Büro RMP Stefan Lenzen
Landschaftsarchitekten. Drei verschiedene Optionen einer Ortsumgehung
sind in der Machbarkeitsstudie geprüft worden:
Bei Variante 1 wird ein Neubau von der Liburer Straße zur B 8
(Frankfurter Straße) mit einer neuen Querung der Bahngleise erfolgen.
Variante 2 sieht einen Neubau von der L 269 durch die Spicher Seen zur
B 8 bei Nutzung der bestehenden Unterführung an der Belgischen Allee
in Spich vor. In der Variante 3 wird ein Neubau von der Liburer
Straße zur geplanten Tank- und Rastanlage „Liburer Heide“ direkt
an die A 59 angeschlossen.
„Die Anbindung der Rheinorte im Kölner Süden sowie der
Niederkasseler Stadtteile an die A 59 ist unzureichend und dem weiter
steigenden Verkehrsaufkommen nicht mehr gewachsen“, erläuterte
Marcus Kitz die Ausgangslage. Staus im Straßennetz gibt es heute
nicht nur im Niederkasseler Norden, sondern vor allem in den Ortslagen
von Zündorf, Wahn und Troisdorf-Spich. Prognosen zeigen, dass sich
dieses Verkehrsproblem in den nächsten Jahren verschärfen wird. So
gehen die Experten davon aus, dass der Verkehr in den betroffenen
Bereichen des Rhein-Sieg-Kreises um rund 10 Prozent wachsen wird. Das
Verkehrsaufkommen werden auch die neuen Wohngebiete in Zündorf-Süd
mit aktuell geplanten 2.250 Wohneinheiten sowie weitere
Gewerbeflächen im Bereich der Evonik in Lülsdorf erhöhen.
Die Gutachter untersuchten die drei möglichen Bauoptionen einer
Ortsumgehung L 274n anhand von fünf Dimensionen, die alle in eine
Gesamt-Bewertungsmatrix eingingen:
1. Eine Untersuchung mit dem Verkehrsnetzmodell der Stadt Köln, 2.
eine Leistungsfähigkeit an den betroffenen Verkehrsknotenpunkten, 3.
entstehende Kosten, 4. eine Umweltrisikoanalyse und 5. eine Analyse
der zeitlichen Umsetzbarkeit. Bei allen Varianten war das neue
Erschließungssystem für das geplante Neubaugebiet in Zündorf mit
einer Umgehungsstraße und der verlegten Houdainer Straße laut
Studienunterlage „gesetzt“. Eine Entlastung, so CDU-Fraktionschef
Kitz während seines Vortrages, bringen alle drei untersuchten
Varianten. Nur profitieren die einzelnen Orte unterschiedlich stark
von den Möglichkeiten.
1. Der Abgleich mit dem Verkehrsmodell der Stadt Köln zeigt: Alle
drei Varianten sind gut geeignet, um die bestehenden Ortsdurchfahrten
zu entlasten. Je nach Lage der Variante profitieren einzelne
Ortsbereiche stärker oder schwächer. Hieraus lassen sich aber keine
Vorzugsvarianten ableiten.
2. Über den Ausbau vorhandener Knotenpunkte kann die L 274n in den
Varianten 1 und 2 mit ausreichender Leistungsfähigkeit mit dem
übergeordneten Straßennetz verknüpft werden. Bei der Variante 3
überlagern sich die Verkehrsströme der L 274n, der geplanten Tank-
und Rastanlage sowie der Anschlussstelle AS Lind mit dem Hauptstrom
der A59 in Richtung Köln auf einem sehr kurzen Abschnitt. Dies führt
zu Problemen, so dass für die Möglichkeit 3 der erforderliche
Leistungsfähigkeitsnachweis nicht erbracht werden konnte.
3. Die Kostenübersicht zeigt, dass Variante 3 zwar etwas günstiger
zu realisieren wäre, dass dem NRW durch den direkten Anschluss der L
274n an die A 59 über die geplante Tank- und Rastanlage jedoch
weitere Kosten aus der Kreuzungsmaßnahme entstehen. Unter
Berücksichtigung dieser Zusatzkosten liegen die Varianten 1 und 3 mit
rund 11 Millionen Euro gleichauf, während die Variante 2 rund drei
Millionen Euro teurer wäre.
4. In der Umweltrisikoanalyse wurde für alle drei Varianten
Einschätzungen zur Umweltverträglichkeit, zum Artenschutz und zur
Ausgleichbarkeit der Eingriffe vorgenommen. Am günstigsten wurde die
Variante 1 bewertet. Weil die Planvarianten 2 und 3 Naturschutzgebiete
berühren und Ausgleichsflächen durchschneiden, erhalten sie hier die
schlechtesten Noten.
5. Mit Blick auf eine zeitnahe Verwirklichung der Umgehung ist vor
allem die weitere Planung der Autobahn 553 entscheidend. Solange hier
die Planungsverfahren laufen, können alle für das Autobahnprojekt in
Frage kommende Flächen nicht verplant werden. Variante 1 wäre
weitgehend unabhängig von dem Autobahnprojekt und damit deutlich
schneller realisierbar. Bei den anderen beiden Möglichkeiten müsste
erst das Ergebnis der Linienbestimmung für die A 553 abgewartet
werden. Erfahrungen der Verwaltung zeigen, dass derartige Verfahren im
günstigsten Fall mindestens fünf Jahre dauern.
Unter Berücksichtigung aller Kriterien empfehlen der Gutachter der
Machbarkeitsstudie die Umsetzung der Variante 1. Insbesondere die
Umweltrisikoanalyse führt dazu, dass Variante 1 am besten
abschneidet. Die Variante 1 ist leistungsfähig und kann unabhängig
von den Planungen zur A 553 realisiert werden. Deutlich wurde bei der
Vorstellung der Studienergebnisse im Rathaussaal allerdings auch, dass
Gutachter und Planer – wie üblich bei großen
Infrastrukturprojekten – viele Annahmen treffen mussten, um die
zukünftige Verkehrsentwicklung sowie Entlastungseffekte der L 274n zu
prognostizieren. Diese Prämissen und Szenarien werden im weiteren
Verlauf der interkommunalen Abstimmung weiter beraten und geprüft.
Niederkassels Nachbar, die Stadt Troisdorf, stimmte im Umwelt- und
Verkehrsausschuss Ende April bereits einstimmig für die Variante 1
als sogenannte „Vorzugsvariante“. Die Stadt Niederkassel wird die
Studienergebnisse nach aktueller Sitzungsplanung am 22. Juni 2017
beraten. Alle von dem Verkehrsprojekt betroffenen Städte, das heißt
Niederkassel, Troisdorf, Köln sowie der Rhein-Sieg-Kreis, müssten
sich auf eine Planvariante einigen, um die weiteren Schritte beim
Ministerium für Bauen, Wohnen, Stadtentwicklung und Verkehr des
Landes NRW einzuleiten.
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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