Schnabel: Bewahrung des Wissens für die Zukunft
Ein Brückenbauer zur Stadtgeschichte
Niederkassel - Ein Ehrenamtler par Excellence: Josef Schnabel
Der Blick zurück in die vergangenen Jahrhunderte ist seine
Leidenschaft, die Bewahrung des Wissens für die Zukunft sein
selbstgestellter Auftrag. Alle, die sich für die Geschichte der Stadt
interessieren, kennen Josef Schnabel persönlich oder zumindest seinen
Namen, der mit vielen Dokumentationen und kulturhistorischen
Veranstaltungen verbunden ist. J
osef Schnabel, 1934 im Ortsteil Niederkassel geboren, ist fest mit der
„heimatlichen Scholle“ verbunden. Bereits in frühester Jugend
befasste er sich mit der Entwicklung der Stadt von der Frankenzeit an
bis heute und widmet sich seither mit „Hätz un Sill“ dem Erhalt
und der Dokumentation historischer Gebäude und Stätten. Sein Wissen,
dass er sich dabei angeeignet hat, ist bei den Bildungseinrichtungen
nicht unbemerkt geblieben.
Bereits 1973 wurde er vom Volksbildungswerk Niederkassel als „Dozent
für Exkursionen zu historischen Themen“ engagiert, von 1975 an war
er über 30 Jahre lang in gleicher Funktion für die Volkshochschule
„unterwegs“. Seit 1993 ist er zudem ehrenamtlicher Beauftragter
für Denkmalpflege der Stadt Niederkassel und wird dieses Amt noch bis
2019 ausüben. Sein jahrzehntelanges vorbildliches Engagement wurde
schließlich auch vom Landschaftsverband Rheinland (LVR) erkannt und
mit dem Rheinlandtaler 2015 ausgezeichnet.
An die 400 „Denkmalfahrten“ hat der gelernte Industriekaufmann im
Rahmen seiner Tätigkeiten organisiert und mit Witz und Sachverstand
moderiert. Die letzte „Denkmalfahrt“ unter seiner Verantwortung
fand im September dieses Jahres statt.
Mit nunmehr fast 85 Jahren sieht der - auch über die Stadtgrenzen
hinaus - anerkannte Heimatexperte nun den Zeitpunkt gekommen, den
Staffelstab an Jüngere zu übergeben. „Falls gewünscht, werde ich
den Nachfolgern natürlich weiterhin mit Rat und Tat zur Seite stehen.
Ich werde auch in Zukunft die Denkmalpflege - soweit es geht –
verfolgen und unterstützen, nur halt nicht mehr in der ersten
Reihe“. Bei seinem immensen Wissensfundus ist in der Tat davon
auszugehen, dass er noch lange als Ansprechpartner für
kulturhistorische Themen in Anspruch genommen wird.
Auch privat wird die Stadtgeschichte weiterhin sein Steckenpferd
bleiben. Das Mehr an Freizeit will Josef Schnabel nun nutzen, um seine
umfangreiche Bibliothek, die aus etwa 5.000 Fachbüchern- und
-publikationen besteht, „aufzuarbeiten“.
Zudem freut er sich auf die Tage, die er mit den Familien seiner
Tochter und seines Sohnes verbringen kann. „Die Entfernung zu deren
Familiensitzen in Grevenbroich bzw. in Hürth sind natürlich zu
groß, um mal kurz vorbeizuschauen. Doch wir besuchen uns häufig, und
besonders freue ich mich auf die Tage, die mir meine fünf Enkelkinder
und ein Urenkel schenken“, so der umtriebige Heimatforscher.
In einem Kurzinterview stellt sich Josef Schnabel den Fragen vom Extra
Blatt:Was hat Sie bewogen, sich ehrenamtlich in der Gesellschaft zu
engagieren?Zunächst einmal mein ureigenes Interesse an der
heimatlichen Zeitgeschichte. Ich habe dann im Laufe meiner
Forschungsarbeit und Exkursionen schnell gemerkt, dass viele Menschen
unserer Region interessiert daran sind, etwas Näheres über die
Heimat zu erfahren. Das hat mir dann nochmals einen zusätzlichen
Motivationsschub gegeben, mich in diesem Umfeld zu engagieren. Was
könnte im Stadtgebiet noch verbessert werden?Wie auch in vielen
anderen Dörfern und Städten verschwinden immer mehr die kleinen und
mittelständischen Geschäfte. Die Vielfalt und auch die persönlichen
Einkaufserlebnisse gehen dadurch verloren. Die Geschäftswelt im
Ortsbereich sollte im Kern erhalten bleiben.Wen hätten Sie gerne
persönlich kennengelernt?Albert Schweitzer. Sein humanitärer Einsatz
als Arzt in Afrika hat mir sehr imponiert. Zudem finde ich seine
theologischen Ansichten interessant. Und auch als Organist hat er mich
beeindruckt. Meine erste Schallplatte war Orgelmusik von Albert
Schweitzer. Welches (außerfamiliäre) Ereignis hat Sie am meisten
bewegt?Das waren für mich die Kriegsjahre als Kind. Die Erinnerung an
den Granatbeschuss im letzten Kriegsjahr von der gegenüberliegenden
Rheinseite und das Gefühl, wenn die Sirenen heulten, haben mich sehr
lange verfolgt. Sehr positiv finde ich aus heutiger Sicht die
anschließende Entwicklung unseres Teils Deutschlands zu einer
freiheitlichen Demokratie.
- Walter Mülhausen
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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