Erster selbständig arbeitender Agrarroboter
Farmdroid „betreut“ Zuckerrüben
Niederkassel - „Viele fordern eine Agrarwende ohne Pflanzenschutzmittel und mit
wenig Dünger. Mit unserem Experiment versuchen wir, Alternativen zu
finden und die Schwachstellen zu ergründen“, erläutert Bernd
Bulich, Vorsitzender von „DRÜBER UND DRUNTER – Arbeitskreis
Ackerbau und Wasser im Langeler Bogen“, als er an einem Feld, auf
der Grenze zwischen Niederkassel und Köln, steht.
Hier kommt der erste Agrarroboter zum Einsatz, der Aussaat und
Unkrautjäten von Ackerpflanzen übernehmen kann. Landwirt Gottfried
Kader setzte den der dänischen Firma „Farmdroid ApS“ ein, um
Zuckerrüben anzubauen. „Wir haben Gründonnerstag angefangen. Er
brauchte für sechseinhalb Hektar 36 Stunden. Das hat sehr gut
geklappt.“
Die Maschine lädt seinen Akku mittels Solarzellen auf und wird über
ein GPS-Signal gesteuert. Da kein Treibstoff nötig ist, wirkt sich
das positiv auf die CO2 -Bilanz aus. Mit einer Genauigkeit von zwei
bis vier Millimetern bringt er die Früchte präzise in die Erde. Nun
wurde der Roboter umgebaut und hackt das Feld durch, um die Fläche
von Beikräutern zu reinigen. Dabei fährt er aus Sicherheitsgründen
mit einer Geschwindigkeit von rund 500 Metern pro Stunde. „Man
könnte das schneller einstellen, doch dann wird der Arbeitsvorgang
ungenau.“
Ziel des Pilotprojektes ist es, ein Verfahren zu entwickeln, bei dem
durch das selbstständige „Jäten“ der Einsatz von
Pflanzenschutzmitteln reduziert werden soll. Das ist besonders für
die Wasserversorgungsunternehmen von großem Interesse. „Wir haben
im Arbeitskreis zwar keinerlei Probleme mit Pflanzenschutzmitteln aus
der Landwirtschaft. Die Betriebsleiter gehen verantwortlich mit deren
Anwendung um. Doch ist ein vorbeugender Gewässerschutz der Nachsorge
immer vorzuziehen. Was nicht ausgebracht wurde, kann auch nicht im
Grundwasser landen“, so Uwe Nolting, technischer Leiter der
Stadtwerke Niederkassel und Vorstandsmitglied von „DRÜBER UND
DRUNTER“. Rheinenergie Köln ermöglichte das Projekt, in dem sie
die Miete für ein Jahr übernahm.
Sicherlich ist die innovative Technik ein entscheidender Schritt in
die richtige Richtung. Noch ersetzt der „Farmdroid“ nicht die
herkömmliche Arbeit. „Während der Roboter sechseinhalb Hektar
bearbeitet, schaffen wir 110 bis 120“, so Gottfried Kader. „Das
Einsatzspektrum der von ihm zu betreuenden Pflanzen ist momentan
jedoch noch sehr gering und beschränkt sich in unserem Betrieb auf
die Aussaat von Zuckerrüben und gegebenenfalls Raps. Für das
Betreuen von Getreideflächen ist er nicht geeignet. Allein hierfür
ein rund 75.000 Euro teures Gerät anzuschaffen, ist derzeit in keiner
Weise wirtschaftlich darstellbar. Aber wir werden sehen, wohin die
Reise geht. Die ersten Autos waren für Normalsterbliche auch nicht
erschwinglich.“ Dennoch ist der Arbeitskreis sicher, bei der Ernte
im Oktober wichtige Erkenntnisse für die Zukunft gewonnen zu haben.
- Dirk Woiciech
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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