Betreuungsbedarf erneut gestiegen
Niederkasseler Kitas platzen aus allen Nähten
Niederkassel - „Dass die Containerbauten an der Alt-Eifelstraße abgerissen
werden, glaube ich erst, wenn die Bagger hier stehen“, erläuterte
eine Erzieherin vor gut fünf Jahren mit Blick auf die
Betreuungssituation und den baulichen Standard der Container.
Wie Recht sie hatte, wurde deutlich auf der jüngsten Sitzung des
Jugendhilfeausschusses.
Zukünftig wird die Stadt Niederkassel auch weiterhin auf die
baulichen Provisorien für die Kinderbetreuung zurückgreifen müssen.
Grund: Der Bedarf an Kinderbetreuung ist weit mehr gestiegen, als dies
in der „Kindergartenbedarfsplanung 2017“ – sowie in der
Vorausplanung für das Kindergartenjahr 2018/2019 – derzeit
abgebildet ist. Die erhöhte Nachfrage nach KiTa-Plätzen über die
bestehenden Planzahlen heraus begründete Dr. Sebastian Sanders,
Beigeordneter der Stadt Niederkassel im Jugendhilfeausschuss, mit dem
anhaltenden, durchaus gewünschten Zuzug junger Familien mit Kindern
sowie der erhöhten Nachfrage nach Betreuungsplätzen für Kinder
unter drei Jahren (U 3-Plätzen).
In den letzten Jahren konnten nach Sanders alle Eltern, die einen
Tagesbetreuungsplatz angefragt haben, mit einem Platz im Stadtgebiet
versorgt werden. Hierfür sorgten der Bau und die Eröffnung der Kitas
in der Markusstraße, Weidenstraße, Bahnhofstraße sowie der
Käthe-Kollwitz-Straße.
Parallel erfolgten der Ausbau des Betreuungsangebotes in der Kita
Willy-Brandt-Platz, an der Schillerstraße sowie der Aufbau des
Kontingents an Plätzen in der Tagespflege. Die Versorgungsquote in
Niederkassel läge bei 55 Prozent im U 3-Bereich, im Ü 3-Bereich
bestünde eine Vollversorgung.
Doch jetzt scheinen die Plätze knapp zu werden. Die Stadt
Niederkassel möchte mit einem Bündel von Maßnahmen dem gestiegenen
Betreuungsbedarf nachkommen:
Wichtigster Ansatz ist der Bau weiterer Kitas: Ab August 2017 startet
die neue Kita Wittelsbacherstraße, die fünfgruppig geplant ist. Die
Fertigstellung der neuen Kita Sanddornstraße (Extrablatt berichtete)
ist für Sommer 2018 geplant.
Eine weitere fünfgruppige Neubau-Kita in der Litauerstraße befindet
sich in der Bauplanungsphase, hier wird mit einer Eröffnung
frühestens 2019 gerechnet.
Darüber hinaus sind an drei bestehenden Kitas Ausbau-Erweiterungen um
jeweils eine Gruppe vorgesehen.
In Planung ist ein baulicher Anbau an den Kitas Eifelstraße,
Markusstraße sowie Talstraße. Ergänzend dazu erfolgt eine
Erweiterung der Anzahl der Tagespflegeplätze. Aufgrund der
Anmeldezahlen müssen jedoch bis zur Fertigstellung der Neubauten die
im vergangenen Jahr eingerichteten Containerbauten an der Langgasse
sowie an der Eifelstraße im kommenden Jahr als Provisorien
weitergeführt werden.
„Wir müssen aktuell mit Überbelegungen in vielen Kitas und
räumlichen Provisorien arbeiten, um für das kommende Jahr noch
zusätzliche Plätze zu generieren“, bedauert Sanders. „Der
bauliche Standard einiger Einrichtungen ist nicht so, wie wir uns dies
wünschen. Aber wir wollen den Rechtsanspruch auf einen wohnortnahen
Kita-Platz für Kinder ab dem ersten Lebensjahr in Niederkassel
erfüllen.“
Eltern, die keinen Betreuungsplatz für ihr Kind erhalten, könnten
von der Stadt ihren daraus resultierenden Verdienstausfall und Kosten
für eine privat organisierte Betreuung in Form eines
Amtshaftungsanspruchs gegen die Gemeinde einklagen.
Erforderlich ist hierfür aber ein nicht widerlegtes Verschulden der
Gemeinde bei ihrer Aufgabe, für eine ausreichende Anzahl an
Betreuungsplätzen zu sorgen. Die Stadt steht auch bei den neu
gebauten Kitas vor weiteren Herausforderungen: Geeignete Fachkräfte
wie Erzieher sind derzeit gesucht auf dem Arbeitsmarkt.
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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