Man bekommt das zurück was man vorlebt
Stefan Krengel folgt seinen Ideen und Idealen

Stefan Krengel | Foto: Andrea Scheufler

Rheidt - Früher hat Stefan Krengel selber aktiv geboxt. Nachdem er seine
aktive Zeit beendet hatte, fand für ihn Boxen nur noch im Fernsehen
statt. In den letzten drei Jahren beschäftigte er sich sehr mit dem
Thema „Mobbing an Schulen“, da er zertifizierter
Antimobbingbeauftragter ist. Seine Beziehungen in die Profiboxwelt
sind nie abgerissen.

Eines Morgens fragte ihn seine Lebensgefährtin Alexandra, warum er
nicht das mache, was er am Besten könne. Boxen vor dem Hintergrund
Antimobbing und Antidiskriminierung. Er erwarb kurzerhand seine
Profiboxlizenz und machte die ersten Schritte im Studio eines
Bekannten in Oberlar. Da man in Niederkassel keine passende und
bezahlbare Location fand, gab er dort die ersten Kurse für Kinder und
Erwachsene.

Im September letzten Jahres wurde er in Rheidt, im ehemaligen FIT der
Rheidter Hertha, endlich fündig. Mit eigenen finanziellen Mitteln
bauten er und seine Lebensgefährtin sich den Boxclub zurecht. Am 2.
November war Eröffnungstag. Hier erwartete er zwischen 30 und 50
Interessierte. Es wurden 250 Menschen...

Der Monatsbeitrag differiert zwischen Kindern, Jugendlichen und
Erwachsenen. Sie alle haben die Möglichkeit drei- bis viermal die
Woche zu trainieren, wobei niemand selbstständig sein Training
abspult. Der Trainingsablauf inkl. Motivation und Drill wird durch
Stefan Krengel festgelegt. Kein Training ist wie das andere. Er geht
auf JEDEN gezielt ein. Er fordert, fördert und motiviert. Mit den
Kindern führt er vor jedem Training Gruppengespräche, die sich mit
ihrem Alltag und der Schule auseinandersetzen. Hier haben sie die
Möglichkeit, in der Gruppe darüber zu reden, was gut und was
schlecht gelaufen ist und wie sie ihren Problemen am besten begegnen.

Alle spüren ihren persönlichen Erfolg, der bereits nach kurzer Zeit
eintritt. Egal in welcher Altersklasse. Jeder hat seine persönlichen
Ziele und genau dabei unterstützt Krengel sie. Für die Mitglieder
hat sich nach kurzer Zeit gezeigt, dass es das ist, was sie brauchen.
Ein abwechslungsreicher Sport, der sie an die Grenzen treibt, ihr
Selbstbewusstsein und ihr Selbstwertgefühl steigert. Eine
Kündigungswelle kann man in dieser schwierigen Zeit nicht verhindern.
Aber beim Boxclub Rheidt ist es nicht so. Seine Sportler wissen, dass
Corona irgendwann ein Ende findet und sie hier weitertrainieren
wollen. Dafür muss der Club aber an diesem ersehnten Tag auch noch
existieren.

„Diese Solidarität in Form von weitergezahlten Beiträgen ist
unfassbar und hat Alexandra und mich zu Tränen gerührt. Trotzdem
haben wir nun entschieden, dass, wenn ab Juni immer noch geschlossen
sein sollte, was wir nicht glauben, keine Beiträge überwiesen werden
müssen. Wir werden dann die Kosten selber tragen. Solidarität sollte
niemals eine Einbahnstraße sein“, so Stefan Krengel im Gespräch.

Viele Mitglieder seien Freunde geworden, mit denen man privaten
Kontakt pflegt. Auch untereinander haben sich Freundschaften gebildet.
Mit den Jugendlichen kommuniziert Krengel über eine Whatsapp Gruppe.
Im Zuge der Beitragsklärung hat er auch mit fast allen Eltern der
Kinder gesprochen. Zwei seiner Jugendlichen haben unter seiner Regie
bereits ihren ersten offiziellen Kampf unter Profibedingungen
absolviert. Eigentlich war geplant, dass beide Ende des Jahres
Boxprofi werden.

Mit Beginn der Corona-Pandemie hat Stefan Krengel die
„Brötchen-Aktion“ ins Leben gerufen. Viele der Mitglieder haben
für die Brötchenaktion ihre Hilfe angeboten. Marius, der bei den
Jugendlichen trainiert und als einziger bereits den Führerschein hat,
fährt jeden Sonntag die alten Menschen mit Brötchen besuchen, da sie
im Zuge der Coronakrise das Haus nicht verlassen dürfen. Ansonsten
fahren Lebensgefährtin Alexandra und Stefan Krengel selbst.

Auch Ralf Burggraf, Besitzer der Konditorei Schell, der diese Aktion
unterstützt und aus dessen Ofen die Brötchen stammen, boxt ebenfalls
im Boxclub Rheidt.

„Wer Respekt und Disziplin vorlebt, der bekommt diese auch zurück.
Ich erwarte diese beiden Dinge von allen. Ob sie sieben oder 55 Jahre
alt sind. Ich gehe für JEDEN durchs Feuer und jeder kann sich blind
auf mich verlassen. Wer mich hintergeht, verabschiedet sich allerdings
für immer. Bei mir lernt man das Boxen und bekommt die Chance, seine
Ziele zu erreichen“.

- Irmgard Bracker

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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