Was macht ein Künstler ohne Bühne?
„Vorhang zu“ für Kultur und Künstler

Das Coronavirus zwingt Künstler wie den Kabarettisten Christoph Brüske zum „kreativen Homeoffice“. | Foto: Mülhausen
  • Das Coronavirus zwingt Künstler wie den Kabarettisten Christoph Brüske zum „kreativen Homeoffice“.
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Rheidt - Coronavirus erobert auch die Bühnen

Leere Konzert-, Kino- und Theatersäle kennzeichnen aktuell die
Kultur- und Unterhaltungsszene. Das Coronavirus legt auch das Show-Biz
weitgehend lahm. Wie gehen die Künstler selbst mit der Situation um?
Extra Blatt sprach mit dem bühnenerprobten Rheidter
Vollblut-Kabarettisten Christoph Brüske.

Wie gehen Sie im privaten Umfeld mit der Situation um?Ich für meinen
Teil habe mein tägliches Leben komplett auf die mittlerweile
ausreichend bekannten Verhaltensregeln umgestellt, die ich im
Einzelnen hier nicht nochmal auflisten möchte, da hinlänglich
bekannt. So beschränken sich zum Beispiel meine Sozialkontakte mit
meinen Kollegen, Freunden und Verwandten im In- und Ausland auf
intensiven Austausch per Telefon oder Skype. Ich selbst komme damit
auf jeden Fall gut klar. Etwas schwieriger gestaltet sich die
Situation für die jüngere Generation. Durch meine neunzehnjährige
Tochter, die bei mir lebt, ist mir der Wunsch nach Treffen mit
Freunden durchaus bekannt. Doch damit sind auch gewisse Gefahren
verbunden. Selbst wenn die Infektion bei jungen Menschen meistens
harmlos verläuft, so sind sie doch Infektionsüberträger und können
somit andere Menschen gefährden. Es zeigt in der Regel wenig Wirkung,
als Moralapostel mit erhobenem Zeigefinger die jungen Leute zur
„Abstinenz“ aufzufordern. Hier ist ruhige und sachliche
Überzeugungsarbeit zu leisten, um sie für die Auswirkungen zu
sensibilisieren.Wie sind Sie als Künstler von der Krise betroffen?

Wie fast alle anderen Kulturschaffenden habe auch ich Zwangspause.
Alle Termine bis Mitte Mai wurden abgesagt. Doch wer meint, ich würde
die Zeit mit Fernsehen und Netflix überbrücken, irrt sich gewaltig.
Mit meinem „Kreativpartner“ von den Springmäusen habe ich mich
schon intensiv beraten, welche Themen wir für die Post-Corona-Ära
vorbereiten könnten. Die Coronaphase mit Klopapier-Witzen und
Mehlknappheit hat sich dann vermutlich überholt, jedoch gibt es noch
genügend andere Themen wie Klima, Hygiene und Politik, die einer
näheren Betrachtung wert sind. Zudem sind neue Konzepte wie z.B.
Outdoor-Veranstaltungen Gegenstand meiner aktuellen Überlegungen. Ein
anderer Aspekt ist natürlich der finanzielle Ausfall. Ich habe zum
Glück meine Hochkonjunkturphase vor der Coronakrise gehabt, so dass
ich die Zwangspause bei sparsamer Lebenshaltung, die ja de facto jetzt
sowieso gesetzt ist, wohl überbrücken kann. Das ist natürlich von
der Dauer der Krise abhängig. Viel wichtiger als meine persönliche
Situation ist jedoch die Unterstützung von Kollegen, die durch die
Veranstaltungsausfälle in akute finanzielle Bedrängnis geraten.
Durch ein breites Beratungsnetzwerk und Hilfsfonds kann den Künstlern
kurzfristig geholfen werden. Doch wie lange? Es bleibt nur zu hoffen,
dass die Krise bald überwunden wird!

Wie lautet Ihr persönliches Resümée aus den bisherigen
Erkenntnissen?Es ist die größte Herausforderung, die die
Gesellschaften auf der ganzen Welt zu meistern haben. Dies kann nur
gelingen, wenn sich alle Menschen weltweit an die einfachen
Grundregeln halten. Nur dadurch kann die Infektionskette verlangsamt
bzw. unterbrochen werden. Auch wenn wir mit erheblichen
Einschränkungen und Eingriffen in unsere Privatsphäre auf
unbestimmte Zeit leben müssen, steht die Gesundheit aller Menschen
vor allen anderen Themen an erster Stelle. Es freut mich, dass immer
mehr Menschen dieses Bewusstsein entwickeln und sich entsprechend
verhalten. Noch mehr freut mich die Hilfsbereitschaft, die sich in
unserer Region in der „Nachbarschaftshilfe“, privaten und
institutionellen Hilfsaktionen äußert. Bislang sind es hunderte
Freiwillige, die sich bereits als Helfer gemeldet haben – eine
überwältigende Zahl, die mich stolz macht und mir Tränen in die
Augen treibt. Ich bin gerne dabei, wenn Not am Mann ist, zu helfen –
sei es beim Einkaufen für ältere Nachbarn oder notfalls auch als
„kabarettistische Seelsorge“ am Telefon.

- Walter Mülhausen

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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