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Klingende Inklusion in Niederkassel
Wieder in Präsenz: Klezmer-Workshop

Abschlusspräsentation nach gut vier Stunden Probenarbeit von 37 Teilnehmern beim Klezmer-Workshop in Niederkassel mit Tangoyim, das sind Steffi Hölzle und Daniel Marsch.  | Foto: Anita Brandtstäter
  • Abschlusspräsentation nach gut vier Stunden Probenarbeit von 37 Teilnehmern beim Klezmer-Workshop in Niederkassel mit Tangoyim, das sind Steffi Hölzle und Daniel Marsch.
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Niederkassel. 2022 gab es endlich wieder einen Klezmer-Workshop mit Steffi Hölzle, Violine, und Daniel Marsch, Akkordeon, die als Duo Tangoyim konzertieren. Das letzte Mal fand er 2019 am "Tag der Gleichstellung" unter dem Motto #MissionInklusion im Mai 2019 statt - im Rahmen einer größeren Veranstaltung des Selbsthilfe Spina Bifida und Hydrocephalus in NRW e.V. im Kopernikus-Gymnasium mit Förderung durch Aktion Mensch. 2020 gab es "Klingende Inklusion" nur als Onlineveranstaltung aufgrund des Corona-Lockdowns - unter anderem auch mit einem Online-Klezmer-Workshop von Tangoyim.

2022 hatte die Musikschule Niederkassel unter Führung von Barbara Florin wieder eingeladen - in die Rotunde des Kopernikus-Gymnasiums: Klezmer, jiddische Lieder und Musik aus Osteuropa standen auf dem Probenplan - mal ernst oder melancholisch, mal lustig und ausgelassen. Auch hier wird vieles integriert: alle Instrumente und alle Altersgruppen. Insgesamt 37 Musikerinnen und Musiker waren dabei - Streicher inklusive zwei Kontrabässe, Akkordeons, Gitarren und Holzbläser, darunter 12 Schüler der Musikschule Niederkassel. Der Workshop war wieder ohne Teilnehmergebühren dank der Unterstützung des Vereins SBHC NRW e.V.

Noten wurden vorher an die Teilnehmer verschickt und deckten ein breites Musikspektrum ab. Nach der Begrüßung durch Walter Bass vom SBHC NRW e.V. auf dem Schulhof ging es direkt los: alle durften einen Nign singen - ohne Noten und nach Anleitung und mit Zeichen von Steffi Hölzle. Ein Nign ist ein wortloses Lied, in der Regel religiösen Ursprungs. Es wird auf lautmalenden Silben gesungen. Und anschließend versuchten alle in der Rotunde - erst einmal ohne Noten - das Stück mit ihren Instrumenten zu spielen. Da die primäre Zielsetzung des Workshops ist, Klezmer-Musik zu spielen und Freude beim gemeinsamen Musizieren zu haben, wurde anschließend direkt nach Noten geprobt.

Die Hora Midor ist zwar im Dreivierteltakt, aber kein Walzer - eine Hora ist ein Reigentanz aus dem Balkan - nur auf 1 und 3 werden Schritte gesetzt. Die Noten waren im C-Teil zweistimmig geschrieben - Daniel Marsch und Steffi Hölzle ließen dabei viele Freiräume, wer welche Stimme spielte - die Akkordeons wurden auch gerne als Begleitinstrumente genutzt, indem die Akkordeonisten die Akkorde im Diskant spielten. Aber auch die Streicher können Begleitung spielen. Und so wurde jedes Stück arrangiert: nur Melodie, nur Klarinetten, nur Flöten, nur Streicher, nur Akkordeons - mit Begleitung, mit Kontrabass oder ohne. In der Regel gab es drei Durchläufe der Stücke - und durch die verschiedenen Instrumentierungen gab es viel Abwechslung. Auch die Gitarren durften mal nur Melodie spielen - und die Streicher durften nur zupfen.

Im Unterschied zu vielen anderen Klezmertänzen ist die Sher ein Paartanz, ähnlich der russischen Quadrille oder dem amerikanischen Square-Dance. Auf dem Probenplan stand die bekannte Sherele mit dem interessanten Harmoniewechsel von D-Dur nach c-Moll, notiert in g-Moll. Daniel Marsch erläuterte die Tonleiter, bei der erst ein Halbtonschritt und dann ein größeres Intervall folgt: d - es - fis. Danach geht es mit g-Moll weiter g - a - b - c - d.

Freylekhs sind lebhafte Kreis- oder Reihentänze im 8/8 Takt. Dabei kann so richtig die Post abgehen, schließlich bedeutet das yiddishe Wort "freylekh" fröhlich. Und so wurde beim Freylekhs aus der Kiselgof Notensammlung auch auf Tempo gespielt. Spannend war jedesmal der Übergang, wenn ab dem B-Teil immer neun Takte und bei der Wiederholung acht Takte gespielt werden. Dadurch waren auch die Einsätze der einzelnen Instrumentengruppen nicht immer ganz so einfach.

"Bullets at the Wedding" ist ein fröhlicher Hochzeitswalzer aus der Ukraine, der gespielt wird, wenn der Abend schon recht fortgeschritten ist. Woher der Name kommt, ist nicht überliefert. Zweistimmig und mit eigener Bassstimme wurde schon richtig orchestral musiziert. Mit gemeinsamem Singen endete das Programm: "Zwite Teren - Цвіте терен" ist ein trauriges ukrainisches Liebeslied über den Schwarzdorn, dessen Blüten auf die Erde fallen. Drei Strophen wurden mit minimaler Begleitung gesungen - und zwei Durchgänge erfolgten rein instrumental.

Nach über vier Stunden Probenarbeit durften die Musiker das gesamte Programm vor einigen Besuchern präsentieren. Und der Applaus war groß, so dass noch einmal als Zugabe "Sherele" erklang. Danach fuhren  alle in froher Stimmung nach Hause.

LeserReporter/in:

Anita Brandtstäter aus Köln

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