Das Wunder von Weidenpesch?
Altes Stadion des VfL Köln 1899 verfällt zusehends
Weidenpesch - (rs) Trostlos schweift der Blick von der Tribüne auf den nur noch von
einigen Grasnarben bedeckten Platz am Rande des Rennbahn-Geländes. 15
Jahre lang ist hier kein Ball mehr mit Schmackes auf das Tor
geschossen worden. Dabei ist der Platz eine Berühmtheit. Noch 2002
hat er dem Filmemacher Sönke Wortmann als Kulisse für seinen Film
„Das Wunder von Bern“ gedient.
Außerdem ist die 1.500 Zuschauer fassende Tribüne ein historisch
wertvolles Denkmal. Sie ist nämlich die älteste Fußballtribüne
Deutschlands, die aus einer Holz-Stahlkonstruktion besteht. Also so
etwas wie der Eiffelturm unter den Tribünen. Und auf ihr saßen die
Zuschauer so nah am Geschehen auf dem Platz, dass sie „den Torwart
atmen hören konnten“. Geholfen hat das nicht. Das – nennen wir es
mal „Alte Stadion“ – wurde nach dem Weggang der Filmcrew wieder
in den Tiefschlaf versetzt, und nur die Wolken haben sich in den
vergangenen 15 Jahren in den Pfützen zwischen den Grasnarben
gespiegelt.
Das Alte Stadion war einst die Heimstätte des VfL Köln 1899. 1920
wurde es gebaut und war einmal eines der modernsten und größten
Stadien Deutschlands. 2002 ist der VfL Köln 1899 im FSV Köln 1899
aufgegangen, und das alte Stadion wurde aufgegeben.
Aus seinem Dornröschenschlaf, in dem es seitdem schlummert, hat es
Bert Ewald-Roesrath im Oktober vergangenen Jahres für kurze Zeit
wieder aufwecken können. Denn für seine Initiative „Kölner
Sportclub 2015“, die bald ein eingetragener Verein und Mitglied im
Landessportbund werden soll, hatte er das Stadion mit Billigung des
Rennbahn-Vereins eine Zeit lang benutzen dürfen. „Wir konnten hier
fast 40 Kindern aus Weidenpesch im Alter von fünf bis 14 Jahren die
Möglichkeit bieten, Fußball zu spielen“, sagt er. Leider nur für
kurze Zeit, denn der Rennbahn-Verein habe im Frühjahr seine Erlaubnis
für die Benutzung des Alten Stadions zurückgezogen, bedauert Bert
Ewald-Roesrath.
Aufgeben möchte er aber nicht. „Trotz seiner hohen Präsenz in den
Medien – zum Beispiel lassen sich regelmäßig Prominente wie Harald
Schumacher und Lukas Podolski auf der Tribüne ablichten – passiert
nichts“, schrieb er in einem Offenen Brief, den er im vergangenen
Monat an die Stadt und auch an Oberbürgermeisterin Henriette Reker
geschickt hat. „Das Thema Altes Stadion ist bei der Stadt schon auf
Interesse gestoßen“, sagt er. Ob daraus aber etwas werden wird, ist
noch unklar. Bert Ewald-Roesrath sähe es gerne, dass der Platz einen
Kunstrasen bekommt und die Tribüne mit den unter ihr befindlichen
Umkleideräumen, Duschen und Toiletten saniert wird. „Das kostet
alles in allem rund drei Millionen“, schätzt er. Wichtig ist ihm,
dass wenigstens das Dach der Tribüne repariert wird, damit deren
Zerstörung durch Nässe gestoppt wird. Dieses einmalige Denkmal
könne man doch nicht einfach dem Verfall preisgeben, sagt er. „Wenn
an Stelle der Tribüne bald nur noch ein Gedenkstein vorzufinden ist,
hätte es die Stadt erneut geschafft, einen weiteren Teil der Kölner
Stadtgeschichte auszulöschen“, mahnte er in seinem Offenen Brief.
Sein Verein, der Kölner Sportclub 2015, stehe Gewehr bei Fuß das
Alte Stadion auf dem Gelände der Rennbahn als Sportstätte zu
übernehmen, verspricht Bert Ewald-Roesrath.
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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