Spurensuche
Am 30. Oktober hoffen zwei Weidenpescher auf Schätze für ihr Lesebuch

Der Fotograf Eusebius Wirdeier hat in den Fotoalben seines Vaters Bilder gefunden, die dieser in den 50er Jahren in Weidenpesch fotografiert hat. | Foto: Schriefer
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  • Der Fotograf Eusebius Wirdeier hat in den Fotoalben seines Vaters Bilder gefunden, die dieser in den 50er Jahren in Weidenpesch fotografiert hat.
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Weidenpesch - (rs) Mehr als 50 Jahre ist es her, dass ein Kölner Stadtteil
umbenannt wurde. Aus Merheim linksrheinisch wurde 1952 Weidenpesch.
Die Postboten hätten zu oft Briefe, die für Merheim linksrheinisch
bestimmt waren, nach Merheim rechtsrheinisch ausgeliefert, sagt
Eusebius Wirdeier. „Das hatte zu Protesten geführt, und die
Verwaltung hat darauf mit der Umbenennung von Merheim linksrheinisch
in Weidenpesch reagiert.“

Der Fotograf und Buchgestalter ist in Weidenpesch aufgewachsen, hat
dort die Florianschule besucht und auf den Spielplätzen entlang der
Neusser Straße gespielt. Er muss, um sich an seine Kindheit zu
erinnern, nicht in seinem Gedächtnis kramen. Dafür braucht er nur
eines der 60 Fotoalben aufschlagen, die ihm sein Vater hinterlassen
hat. Der damalige Redakteur der Werkszeitung der Glanzstoff AG hatte
mit hunderten von Fotografien das Leben seiner Familie und den
Stadtteil Weidenpesch dokumentiert. Seine Fotografien sind der
Grundstock für ein Weidenpesch-Lesebuch, das sein Sohn gemeinsam mit
Hermann-Josef Rehbach, dem ehemaligen Schulleiter der Florianschule,
herausgeben möchte.

Allerdings reichen die Bilder von der Familie Wirdeier nicht aus, um
die ganze spannende Geschichte des Stadtteils zu erzählen. „Dafür
brauchen wir noch viel mehr Fotos, Postkarten und Dokumente“, sagt
Eusebius Wirdeier. Er ist sich sicher, dass eine Menge davon in
Schubladen, Kartons und alten Fotoalben von Weidenpescher Bürgern nur
darauf warten, endlich hervorgeholt zu werden.

Das soll am 30. Oktober, geschehen. Dann werden Eusebius Wirdeier und
Hermann-Josef Rehbach ab 17 Uhr in der Florianschule (Neusser Straße
605) auf die Schätze warten, die ihnen helfen sollen, die Geschichte
des Stadtteils vor ihren Augen anschaulich und lebendig werden zu
lassen. „Wir werden die Bilder und Dokumente, die uns gebracht
werden, vor Ort einscannen und, das Einverständnis ihrer Besitzer
vorausgesetzt, sie für unser Buch verwenden“, sagt Eusebius
Wirdeier.

Für ihn persönlich sei das Buchprojekt auch eine Chance, sich wieder
mit seiner Kindheit auseinanderzusetzen. „Ich habe meine Jugend mit
viel Freude in Weidenpesch verbracht“, sagt der heute 68-jährige
Fotograf, der sich in seinen Fotografien auf Themen aus dem Rheinland
konzentriert hat. Er veröffentlichte dokumentarische Serien zu den
rheinischen Tagebaugebieten um Garzweiler, dem Abriss der
Josef-Haubrich-Kunsthalle, dem Bau der Nord-Süd-Stadtbahn oder den
Überresten des zerstörten Stadtarchivs. Zwei Fotobücher über
Kölner Viertel kamen seit 2014 dazu. Außer in regelmäßigen Einzel-
und Gruppenausstellungen sind seine Arbeiten im Museum Ludwig, dem
Kölnischen Stadtmuseum, dem LVR-Landesmuseum Bonn und anderen Museen
und privaten Sammlungen vertreten.

Angestoßen habe das Buchprojekt über Weidenpesch vor zwei Jahren der
Architekt Roland Dorn, der das alte Schulgebäude der Florianschule
restauriert hatte, sagt Eusebius Wirdeier. Er habe ihn um Fotos seines
Vaters gebeten, die dieser vom Schulhof gemacht hatte. „Als wir uns
gemeinsam mit Hermann-Josef Rehbach die Fotos angeschaut haben, ist
uns die Idee für das Buch gekommen.“

Walter Wirdeier habe in den frühen 50er-Jahren Erstaunliches
dokumentieren können, sagt sein Sohn. 1953 habe er Bilder
aufgenommen, die bereits fertiggestellte Wohngebäude der
Gemeinnützigen Wohnungsbaugesellschaft zeigen, während die
Innenstadt von Köln noch in Schutt und Asche lag. „Es ist doch ein
spannender Aspekt der Kölner Stadtgeschichte, dass die Viertel
außerhalb früher wieder aufgebaut worden sind, als die
Innenstadt.“ Das geplante Weidenpesch-Lesebuch möchte sich aber
nicht auf die jüngere, mit Fotografien dokumentierte Geschichte
beschränken. „Wir möchten bis in die Anfänge von Weidenpesch im
19. Jahrhundert zurückgehen.“ Ein Dokument aus dieser Zeit liegt
ihm bereits vor: die Mautquittung von der Alten Zollgrenze für einen
beladenen Wagen mit zwei Pferden aus dem Jahre 1830. Von solchen
Dokumenten erhoffen sich Eusebius Wirdeier und Hermann-Josef Rehbach
am 30. Oktober noch weitere, um die Geschichte von Weidenpesch so
lebendig wir möglich in ihrem Buch erzählen zu können.

Der Fotograf Eusebius Wirdeier hat in den Fotoalben seines Vaters Bilder gefunden, die dieser in den 50er Jahren in Weidenpesch fotografiert hat. | Foto: Schriefer
Ein Spielplatz in Weidenpesch in den 50er Jahren. | Foto: Walter Wirdeier
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