Mischen possible
Am Erich-Kästner-Gymnasium wurde Komödie mit Krimi verquirlt
Niehl - (rs) Auf die ungewöhnliche Idee, Werke von Jean-Baptiste Molière und
Ian Fleming miteinander zu verknüpfen, sind die Schüler des
Differenzierungskurses Theater der Stufe neun des
Erich-Kästner-Gymnasiums gekommen.
Ganz schön gewagt, denn der eine ist ein Dramatiker aus dem 17.
Jahrhundert, dessen bekanntestes Werk eine Prosakomödie über die
naive Medizingläubigkeit reicher Kranker und die Unfähigkeit der
keine Selbstzweifel kennenden Ärzte ist. Der andere hingegen ist ein
Schriftsteller aus dem 20. Jahrhundert, der Kriminalromane und
Kinderbücher geschrieben hat.
Beide Schriftsteller liegen literarisch Welten auseinander, und die
Schüler mussten ihre Werke ganz schön verbiegen, um sie miteinander
verschmelzen zu können. „Rheuma Royale“ haben sie ihre
Bühnen-Collage in Anspielung an die Hauptwerke der beiden
Schriftsteller genannt, „Der eingebildete Kranke“ von Molière und
„James Bond 007“ von Ian Fleming.
Um die Vorlagen noch mehr durcheinander zu wirbeln, haben die Schüler
einzelne Rollen gleich mehrfach besetzt. So gibt es drei eingebildete
Kranke, drei schlaue Kammerzofen, verliebte Mädchen und mehrere
Ärzte und Agenten des britischen Geheimdienstes, die in anderen
Rollen auch als Animateure einer Ferienkolonie auftreten.
Gegenwartsbezüge haben die Schüler auch eingeflochten, zum Beispiel
die Umweltverschmutzung, die Gier nach Reichtum und auch
gleichgeschlechtliche Liebe.
Die Dialoge für ihr Stück hätten die Schüler selbst entwickelt,
sagt ihre Mentorin, die Kunst-, Philosophie- und Theaterpädagogin
Sabine Schramm. Dabei waren sie augenscheinlich ebenso kreativ und
humorvoll wie kritisch. Die geldgierigen Ärzte lassen sie zum
Beispiel immer wieder unisono „günstig, günstig, günstig“
sagen, wenn sie ihrem Patienten wieder mal eine neue Therapie
andrehen, und er wissen möchte, was es denn kosten soll. Betrogen
wird der eingebildete Kranke auch von seiner Gattin, die nur auf sein
Ableben wartet, um sich mit dem Notar und dem Geld ihres Mannes aus
dem Staub zu machen. Einzig seine Kammerzofe Toinette reibt ihm wieder
die Wahrheit unter die Nase. Zum Beispiel, dass sich seine Tochter
Angélique in die charmante Clementine verliebt hat. „Es gibt
Schlimmeres im Leben als irgendeine sexuelle Orientierung“, wiegelt
Toinette ab, als sich der eingebildete Kranke fürchterlich darüber
aufregt, dass seine Tochter lesbisch ist. Ihr Stück um Geld und Liebe
haben die Schüler mit viel Spielfreude auf der kleinen Bühne
dargestellt und sich den Applaus ihrer Zuschauer redlich verdient.
„Ja, alle sind nach der Premiere doppelt so groß geworden“, lobte
Oberstudienrätin Sabine Schramm das Ensemble.
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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