Stolpern über die Geschichte
Archiv für Stadtteilgeschichte hilft, die Vergangenhe ...
Nippes - (rs) Manchmal braucht es ein bisschen Hilfe, um die Menschen auf die
Geschichte ihres Heimatortes aufmerksam zu machen. Das Archiv für
Stadtteilgeschichte Köln-Nippes bietet solche Hilfe seit seiner
Gründung vor mehr als 30 Jahren mit Publikationen und Führungen an.
„De Fahn erus! - Köln-Nippes im Nationalsozialismus“ und „Loss
mer jet durch Neppes jon“ lauten die Titel der jüngsten
Publikationen des Vereins. „Stolpersteine im Stadtteil Nippes“ war
der Titel der jüngsten Führung. Walter Schulz, eines der
Gründungsmitglieder des Vereins, brachte eine Gruppe von etwa 25
interessierten Bürgern zu den „Stolpersteinen“ des Künstlers
Gunter Demnig am Erzberger Platz, der Thüringer Straße, dem
Wilhelmplatz und anderen Orten.
Die Anzahl der verschleppten Juden aus Nippes war vergleichsweise
gering, gemessen an den etwa sechs Millionen, die von den
Nationalsozialisten in die Gaskammern geschickt wurden. „Aus Nippes
sind nur 100 Juden bekannt, die deportiert wurden“, sagte Walter
Schulz. Darunter die aus Köln stammende Familie Seligmann, deren
Mitglieder alle im sogenannten „Judenhaus“ an der Wilhelmstraße
55 untergebracht worden waren, bevor sie in Vernichtungslager kamen.
Die Verschickung der jüdischen Familien wurde direkt von Nippes aus
organisiert. Im Ausbesserungswerk der Reichsbahn – dem heutigen
Wohngebiet zwischen Werkstattstraße, Kempener Straße und Bahntrasse
– gab es eine Rampe, wo die jüdischen Familien auf den Zug warten
mussten, der sie zu den Vernichtungslagern im Osten brachte. Als der
Rheinische Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz die Rampe
vor mehr als zehn Jahren zum Denkmal des Monats erklärte, wurde sie
kurzerhand abgerissen. Nichts erinnert mehr an diesen Ort, auch kein
Stolperstein. Am 22. November wird um 11 Uhr Gunter Demnig vor dem
Leonardo-da-Vinci-Gymnasium einen weiteren Stolperstein einsetzen. Er
soll an einen Schüler des Gymnasiums erinnern, der, weil er Halbjude
war, der Schule verwiesen wurde.
Das Archiv für Stadtteilgeschichte Köln-Nippes sei aus einer
Initiative von Walter Schulz, Siegfried Pfankuchen-Clemens und ihr
entstanden, sagt Kathi Bücking, ehemalige Vorsitzende des Vereins.
„Wir hatten 1983 an der Volkshochschule das Seminar Nippes für
Anfänger angeboten, das auf großes Interesse gestoßen war.“ Kurz
darauf hätten sie den Verein gegründet und im Mariensaal eine erste
Ausstellung zum Thema 100 Jahre Eingemeindung organisiert. Fünf
Publikationen sind seit der Vereinsgründung erschienen, und
Mitglieder des Archivs für Stadtteilgeschichte haben vielen Nippeser
Alt- und Neubürgern den Stadtteil bei Führungen näher gebracht.
Das Archiv hat sein Büro im Bürgerzentrum Nippes (Mauenheimer
Straße 92) und montags von 14 bis 16 Uhr geöffnet. Dort befindet
sich auch das Archivmaterial des Vereins, dessen Mitglieder seit
seiner Gründung alles gesammelt haben, was das Leben im Stadtteil
dokumentiert: Bücher, Broschüren, Veröffentlichungen von Vereinen,
Geschäften und Firmen, Zeitungsartikel, Fotos, Stadtpläne,
Ansichtskarten und mehr. Es ist eine Quelle für alle Fragen Nippes
betreffend. Menschen, die Vorfahren und ehemalige Freunde aus Nippes
suchen, wenden sich an das Archiv, andere, die einfach nur an die
guten alten Zeiten erinnern möchten. Möglich ist das per E-Mail
unter info@archiv-koeln-nippes.de
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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