Schlaflos in der Nacht
Bahnverkehr nervt Anwohner an der Longericher Straße
Longerich - (rs) Mehr Güterverkehr auf die Schiene zu bringen, ist zur
Schonung der Umwelt sicher ein richtiges Konzept. Die Bahn hat in
Köln auch mit Europas modernstem und umweltfreundlichstem ICE-Werk in
Nippes, das vor kurzem eröffnet wurde, dafür Voraussetzungen
geschaffen.
Mehr als 200 Millionen Euro hat die Bahn hier investiert und eine
Werkstatt-Halle für die Instandhaltung aller ICE-Baureihen mit
Verwaltungs-, Sozial und Lagergebäude, einer Außenreinigungs- und
Enteisungsanlage, Innenreinigungsanlage, Radsatzdrehbank und vieles
mehr errichten lassen. Das neue Werkstattgelände hat eine Länge von
2,6 Kilometern und eine Breite von 100 Metern. Mehr als 20 Kilometer
Gleisanlagen wurden gebaut, 47 Weichen, 2 Brücken und eine
Personenunterführung. Im neuen ICE-Werk wird unter anderem der neue
ICE 4 nach Übernahme vom Fahrzeughersteller Siemens auf den Einsatz
bei der DB vorbereitet, werden turnusmäßige Kontroll-,
Instandhaltungs- und Instandsetzungsarbeiten durchgeführt und
Vandalismusschäden behoben.
Zum Werkstatt-Alltag gehört auch die Reinigung der Fahrzeuge der
Bahn, sowohl innen als auch außen. Mit dem ersten CO2-neutralen
ICE-Werk möchte die Deutsche Bahn ihre Vorreiterrolle im Klimaschutz
stärken und mit der Vervierfachung ihrer Wartungskapazitäten auch
den Komfort und die Verlässlichkeit der ICE-Züge.
So gut, so schön. Nur hat der Fortschritt auch einen Preis für die
Anwohner an der Longericher Straße, die sich entlang der Bahn-Anlage,
nur durch ein Schrebergartengelände getrennt, hinzieht. „Wir finden
nachts keine Ruhe mehr“, sagt Heinz Dünkelmann. Die ganze Nacht
lang würden mehr als hundert Leuchten vom ICE-Werk hinüber in die
Gartenstadt strahlen, und permanent würden Warnsignale
herüberschallen: „Lärm und Licht rauben uns den Schlaf.“ Die
Anwohner haben natürlich protestiert und eine Online-Petition in den
sozialen Medien gestartet. In einem Monat haben sie mehr als 250
Unterschriften registriert. Genützt hat das aber bislang nichts.
„Die Bahn und das Eisenbahnbundesamt haben unseren Protest
abgewiesen und gesagt, das sei alles zumutbar“, sagt Heike Braak aus
der Protestgruppe.
Im nahenden Sommer befürchten die Anwohner an der Longericher Straße
noch zusätzliche Belästigungen. „Dann wird es wegen der
Kühlaggregate, die die ganze Nacht über laufen, katastrophal“,
befürchtet Heinz Dünkelmann. Die Gartenstadt, die in den 50er Jahren
gebaut worden war, sei einmal eine Idylle gewesen. „Es gab damals ja
nur die S-Bahn“, erinnert sich Heinz Dünkelmann. Dann sei der
Güterverkehr hinzugekommen und jetzt auch noch das ICE-Werk. Seitdem
sei es mit der Idylle endgültig vorbei. Nachts würde der Lärm, je
nachdem wie der Wind steht, sogar bis zum Heilig Geist Krankenhaus zu
hören sein, sagt er. Helfen würde seiner Ansicht nach nur eine etwa
800 Meter lange Lärmschutzwand in Höhe des Wohnbereichs an der
Longericher Straße. „Dann könnten wir vielleicht nachts wieder
schlafen“, sagt Heinz Dünkelmann. Aber eine solche Investition habe
die Bahn bislang abgelehnt.
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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