Kein Sport für Pianisten
Beim Handball müssen Hände einiges aushalten
LONGERICH - (rs). Mit 100 Kilometer pro Stunde knallt der Ball auf das Tor.
Kaum Zeit für den Torwart, die Hände hochzureißen und ihn noch
abzufangen. Im Schnitt etwa 30 Mal zappelt deshalb der Ball bei einem
Spiel im Netz.
In der vergangenen Saison war dafür am häufigsten Benjamin Richter
verantwortlich. Der Torschützenkönig der 3. Bundesliga West spielt
für den Longericher SC, den erfolgreichsten Handballverein von Köln.
Dessen 1. Mannschaft hat letztens sogar den Platzhirsch der Liga,
Eintracht Hagen, geschlagen. „Aber nur mit einem Tor Unterschied“,
sagt Teammanager Jens Warncke. Trotz dieses prestigeträchtigen
Erfolges erwartet er nicht, dass die Mannschaft jetzt schon in die 2.
Bundesliga aufsteigt. „Klar, an die Tür klopfen möchten wir schon,
aber für einen Aufstieg ist es noch zu früh.“ Der sei aber
angepeilt, wenn der Longericher SC in seine neue Halle zieht.
Der Umzug in die Halle der zur Zeit im Bau befindlichen Gesamtschule
Nippes ist im kommenden Jahr geplant. Bis dahin müssen die Spieler
noch mit der Sporthalle der Gesamtschule Chorweiler Vorlieb nehmen,
einer Halle, die alleine schon wegen der geringen Anzahl an
Zuschauerplätzen nicht geeignet ist für höhere Ziele.
Erst 2015 war der Verein, in dessen 1. Mannschaft auch ein
Nationalspieler aus Luxemburg steht, in die 3. Bundesliga
aufgestiegen. Auch die 2. Mannschaft ist erfolgreich und spielt in der
Oberliga. Das führt Warncke auf die kontinuierliche Jugendarbeit
zurück und darauf, dass die Mannschaften gut eingespielt sind.
„Wir trainieren dreimal in der Woche, schulen das Spielverständnis
und bereiten uns mit Video-Analysen auf die nächsten Gegner vor“,
berichtet Warncke. Dieser Aufwand sei nötig, wenn man bestehen wolle
in einer Sportart, die mit der Zeit immer schneller und dynamischer
geworden ist. Von einem modernen Handballspieler werde heute nicht nur
Sprungkraft, Schnelligkeit und Ausdauer verlangt, sondern auch
Taktikverständnis und Kreativität.W
eil das in vielen Vereinen so gehandhabt wird, sind heute auch Spieler
aus Deutschland Spitze. Immerhin gehören diejenigen aus der
Nationalmannschaft zu den Besten in der Welt: Sie wurden Europameister
und Dritter bei den Olympischen Spielen. Nun ja, Niederlagen müssen
sie auch einstecken, etwa das überraschende Aus im Achtelfinale bei
der Weltmeisterschaft gegen den Katar.
Von der Weltspitze sind die Spieler des Longericher SC natürlich noch
weit entfernt. Sie sind Amateure, die meisten studieren. Einkommen wie
bei Fußballspielern sind im Handball utopisch. Es kommen aber auch
nicht 50.000 Zuschauer zu den Ligaspielen sondern im Schnitt unter
500. „Wir sind schon eine Randsportart, vor allem in Köln, wo sich
alles um Fußball und Eishockey dreht“, sagt Warncke. Trotzdem
müsse schon ein gewisser Aufwand betrieben werden, um überhaupt die
Klasse zu erhalten. „Besonders die Nachwuchsarbeit ist dafür
wichtig“, sagt Warncke. Daher ist der Verein auch Kooperationen mit
Schulen eingegangen und versucht, attraktiv für junge Talente zu
sein, indem er Veranstaltungen wie den „Kids Day“ anbietet. „Da
haben Kinder unter 14 Jahren freien Eintritt zu unseren Spielen und
können an der Hand unserer Spieler aufs Spielfeld einlaufen“, sagt
Warncke. Wie gut die Jugendarbeit funktioniert, zeigt ein Blick auf
den Kader der 1. Mannschaft. Aktuell kommen acht ihrer Spieler aus der
Jugend des LSC.
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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