Kölner Norden will schreiben
Bereits das Pilotprojekt hat eine Warteliste
Nippes - (sr) Das Bundesministerium für Bildung und Forschung fördert mit dem
Programm „Kultur macht stark. Bündnisse für Bildung“
außerschulische Angebote der kulturellen Bildung. Hier sollen lokale
Akteure Projekte für Kinder umsetzen, die einen eingeschränkten
Zugang zu Bildung haben.
Eines der neueren Projekte von „Kultur macht stark“ sind Schreib-
und Erzählwerkstätten. In Nippes gibt es eine unter der Leitung der
Autorin und Journalistin Christina Bacher mit dem Titel „Der
doppelte Stadtplan - Geschichten über Armut und Reichtum“ für
Fünft- und Sechstklässler. „Ohne große Werbung hatten sich sehr
schnell rund 50 Kinder aus dem Kölner Norden angemeldet. Wir mussten
Lose ziehen, da nur 22 Plätze zur Verfügung stehen“, erzählt sie
und fügt an: „Der Kölner Norden will schreiben“. Jeden dritten
Samstag und in den Osterferien treffen sich alle im Nippeser
Jugendcafé 362. Dann wird ganz ohne Schulnoten gearbeitet. „Mir ist
es wichtig, dass die Kinder Spaß haben, gerne kommen“, so Bacher.
Und damit das Ganze nicht zu anstrengend wird, ist auch bei jedem
Treffen ein anderer Referent dabei. Da geht es mal mit Raoul Dia um
Poetry Slam, mal mit Kinderbuchautor Uwe Becker um Spannung, mal mit
Nele Gothe um Kunst oder mit Fotografin Sandy Craus um den richtigen
Blickwinkel oder mit der Kölschen Linda um Obdachlosigkeit. „Wir
haben uns an einem Samstag nacheinander mit einem Schlafsack an eine
Wand gesetzt, wie es Obdachlose tun. Für die Kinder war es ein ganz
neues, seltsames Gefühl, von anderen Menschen komplett ignoriert zu
werden“, stellte sie fest.
Es geht ihr darum, den Kindern neue Perspektiven aufzuzeigen. Die
Dinge mal aus der Sicht eines Schlafsacks oder einer Schreibmaschine
zu sehen. Sie will Brücken bauen, zwischen verschiedenen
gesellschaftlichen Schichten oder verschiedenen Lebensmodellen. Dabei
ist Obdachlosigkeit für die Journalistin ein großes Thema. Sie
leitet die Redaktion des Straßenmagazins „Draußenseiter“, und in
ihrem Kinder-Krimi „Das Römergrab“ hilft ein Obdachloser einer
Detektivbande beim Lösen des Falls.
„Ich bin von den Kindern, von ihrer Neugierde, ihren Fragen und
ihrer Aufgeschlossenheit begeistert“, schwärmt Bacher.
Der krönende Abschluss des Projektes soll ein eigenes Buch mit den
Gedichten und Geschichten der Kids werden, das im August
veröffentlicht und am 29. August im Literaturhaus vorgestellt wird.
Danach ist das Projekt zu Ende. Erst einmal. Denn, wenn Christina
Bacher von dem Projekt, das übrigens für alle Kinder kostenfrei ist,
erzählt, leuchten ihre Augen. Sie wird sicher einen Weg finden, wie
auch die anderen Kinder in den Genuss einer Schreibwerkstatt kommen
können. „Nach den ersten 50 Anmeldungen haben wir sofort
aufgehört, Flyer zu verteilen. Ich bin sicher, das Interesse unter
den Kindern ist noch weit höher“, sagt sie. Kontakt zu ihr findet
sich unter www.bachers-buero.de
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.