Ein Schiff wird kommen
Chortheater Köln nahm Zuschauer auf eine kuriose Kreuzfahrt mit

Foto: Schriefer
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Nippes - (rs) Ein Schiff ist gekommen, und die Mitglieder des Chortheaters
Köln sind mit ihm zu einer Reise um die Welt aufgebrochen. Im
Mariensaal des St. Vinzenz-Hospitals haben sie jetzt von ihren
Erlebnissen auf dem Kreuzfahrtschiff „MS Tinnitus“ erzählt und
gesungen, haben in ihren Zuschauern Visionen von kreischenden Möwen
und haushohen Wellen geweckt und sie teilhaben lassen an den
Vergnügungen an Bord mit Sekt und Selters.

Die jüngste künstlerische Produktion ist eine teilweise bissige,
meist charmante und manchmal auch sentimentale Parodie auf den Boom
der Kreuzfahrten, auf denen heute gutsituierte Rentner bis in die
Antarktis fahren, vorausgesetzt sie haben ein paar tausend Euro
übrig. Die Mitglieder des Chortheaters Köln nehmen den Typus
Kreuzfahrer dabei natürlich gründlich auf die Schippe. Aber auch sie
selbst sind Ziel ihres leisen Spottes, wenn sie zum Beispiel zugeben,
dass Singen Massage für die Seele ist, vorausgesetzt, man kann es.
Was Chorleiterin Pe Stöve bei ihren zwölf Chormädchen und drei
Chorknaben inklusive Musiker Bernd Kaftan im Prinzip auch erreicht
hat.

Das Chortheater Köln hat sich aus dem 1966 bei den Fordwerken
gegründeten Chor Kölner Gewerkschaftler entwickelt. „Als die
Kulturarbeit bei den Gewerkschaften irgendwann in den 80er Jahren
sanft eingeschlafen ist, haben wir beschlossen, als Chortheater
weiterzumachen“, sagt Jutta Hüffelmann, die Vorsitzende des
Chortheaters. Mitglieder des Gewerkschaftschors waren unter anderem
früher Biggi Wanninger von der Stunksitzung und die Kölsche Diva
Marion Radtke. Heute sind es zum größeren Teil etwas in die Jahre
gekommene Sängerinnen und Sänger, die auch schauspielern und wenn
nötig sogar tanzen können sollten.

„Wir sind ein Sprechtheater mit Musik“, charakterisiert Jutta
Hüffelmann das Chortheater Köln. In „Leinen los – eine
musikalisch-satirische Gesellschaftsreise“ nehmen sie den Alltag mit
kreativem Malen, Frühsport mit Kommandos wie auf dem Kasernenhof,
Clean-Eating, Selfies, diversen Entschleunigungsprogrammen und einem
Ausflug zur Insel der Liebenden in kleinen Szenen und dazu passenden
Liedern gründlich auf die Schippe. Selbst der „neunmalkluge
Jesus“ bekommt beim Ausflug zur Hochzeit in Kanaan sein Fett weg.
Meist ist jedoch der durchschnittliche Kreuzfahrt-Passagier und sein
Alter das Ziel des Spottes, zum Beispiel wenn er aufgefordert wird,
zum Ausflug auf die Insel der Liebenden Handys, Smartphones und
Tabletten bereitzuhalten. Im Prinzip aber ist die Kreuzfahrt des
Chortheaters Köln „als hätte der Himmel die Erde still
geküsst“, also doch ein eher romantisches denn komisches Erlebnis.

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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