Kölner Ei
Clouth ließ einst den Gummi fliegen und sorgte für die Ruhe auf den Schienen

Die Fotografen Ulrich Wirper und Rudolf Kleymann (v.l.) haben die Hallen der ehemaligen Clouth-Werke kurz vor ihrem Abriss fotografiert. | Foto: Schriefer
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Nippes - (rs) Es gab Zeiten, in denen in den Clouth-Werken noch Luftschiffe
gebaut und Bahngleise sicher auf dem „Kölner Ei“ gelagert wurden.
Heute erinnert auf den ersten Blick nichts mehr daran, dass auf dem
Clouth-Gelände einst bedeutende Innovationen entwickelt wurden. Denn
aus dem Industrieviertel ist mittlerweile ein Wohnviertel für etwa
3.000 Menschen geworden. Doch es gab auch eine Zwischenzeit, als die
Produktion aufgegeben wurde und das Gelände zusehends verfiel. Wie
üblich auf Industriebrachen zogen Künstler in die leeren Hallen ein,
und es wurden unterschiedliche Veranstaltungen organisiert. Das
Clouth-Gelände mauserte sich zu einem Spielort für Künstler, nicht
ganz so hipp wie einst auf dem Stollwerk-Gelände in der Südstadt
oder auf dem Gelände der Hagen-Werke in Kalk. Aber immerhin, auch
hier wurde getanzt und gefeiert.

Mit dieser Zwischenzeit haben sich auch Ulrich Wirper und Rudolf
Kleymann auseinandergesetzt. Die beiden Fotografen haben ihr Augenmerk
aber nicht auf die Nachnutzung der Fabrikhallen durch Künstler
gelegt, sondern auf das, was von der Industriezeit noch übrig
geblieben war, und was heute weitgehend verschwunden ist.

Im Frühjahr 2013 hatten sie damit begonnen, alle Hallen von innen und
außen zu fotografieren. 99 Seiten, viele mit nur einem Foto, manche
mit mehreren, haben die beiden Fotografen zu einer eindringlichen
Schau mit Liebe zum Detail zusammengestellt. Ihre Fotografien sind
mehr als nur Dokumente, die eine bestimmte Zeit beleuchten. Der
Wunsch, die Atmosphäre der Clouth-Hallen in ihrem letzten Stadium
noch einmal lebendig werden zu lassen, ist in jeder einzelnen Aufnahme
zu spüren. Ihre Fotografien haben Ulrich Wirper und Rudolf Kleymann
unlängst im Gemeinschaftsraum WoGe in der Kautschukstraße bei einem
vom Arbeitskreis „Kölner Ei“ organisierten Nachmittag zum Thema
„Historisches rund um die Clouthwerke“ gezeigt.

Der Arbeitskreis, den Bewohner des Clouth-Quartiers gegründet haben,
hat sich nach dem „Kölner Ei“ benannt, einem in den Clouth-Werken
entwickelten Bauelement für die Befestigung von Schienen, die
Körperschall reduziert. Seinen Namen hat das Bauelement von seiner
charakteristischen ovalen Form und natürlich von der Stadt, in der es
erfunden wurde. Dieses in den Clouth-Werken entwickelte Bauelement
hatte am selben Nachmittag der Verein „Industriedenkmal Clouth“ im
Gemeinschaftsraum „Schritte machen“ neben anderen Produkten der
Gummiwerke ausgestellt. Dazu gehörten auch Gummischuhe für Pferde
und Schnuller. Nur Präservative seien in den Gummiwerken nie gebacken
worden. Denn Franz Clouth, der die Franz Clouth Rheinische
Gummiwarenfabrik gegründet hatte, habe das mit der Begründung
abgelehnt, dass er bei einem defekten Präservativ eventuell zur
Zahlung der Alimente herangezogen werden könnte, so eine Anekdote aus
dem Leben des Fabrikanten.

Die Fotografen Ulrich Wirper und Rudolf Kleymann (v.l.) haben die Hallen der ehemaligen Clouth-Werke kurz vor ihrem Abriss fotografiert. | Foto: Schriefer
Als „Kölner Ei“ ging diese Innovation aus den Clouthwerken in die Geschichte ein. | Foto: Schriefer
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