Ziele erreicht
Die Abiturienten des Jahres 1968 besuchten nach 50 Jahren ihre Schule
Nippes - (rs) 19 Abiturienten hatten 1968 am Leonardo-da-Vinci-Gymnasium, das
damals noch Städtisches Gymnasium Köln-Nippes oder
Blücher-Gymnasium hieß, ihr Abitur abgelegt. Jetzt besuchten elf von
ihnen wieder einmal die Schule, an der sie neun Jahre über ihren
Latein- und Mathematikaufgaben büffeln mussten. Initiator des
Treffens der Ehemaligen war der Elektro-Ingenieur Hanns-Ulrich Pleger,
der auch die Gelegenheit nutzte, den heutigen Schülern am
Leonardo-da-Vinci-Gymnasium etwas von seinem Wissen zu vermitteln. Der
ehemalige Geschäftsführer der ersten Kabelgesellschaft in
Deutschland hielt vor dem Physik-Leistungskursus einen Vortrag über
die Entwicklung und die Anwendungsbereiche von LED-Lampen.
Bei einem Sektempfang mit Klaus Kombrink, dem heutigen Leiter des
Gymnasiums, konnten die Ehemaligen auch ihre Abiturarbeiten von 1968
einsehen. „Was ich damals für eine schöne Schrift hatte“,
staunten nicht wenige von ihnen.
Für die Abiturienten der 60er Jahre war es nicht ungewöhnlich, dass
sie akademische Karrieren machten. Denn die im Vergleich zu heute
wenigen Schüler, die damals ein Gymnasium besuchten, hatten alle
Chancen auf ein erfolgreiches Berufsleben.
Auch die Nippeser Abiturienten des Jahrgangs 1968 machen da keine
Ausnahme. Sie sind Richter, Apotheker, Ingenieure, Ärzte,
Wirtschaftsprüfer, Psychologen und Pädagogen geworden. Mit einer
Ausnahme hätten alle Abiturienten des Jahrgangs 1968 auch studiert,
sagte Hanns-Ulrich Pleger.
Die Ausnahme ist Gert Beracz, der zwar nicht studiert hat, aber
dennoch außergewöhnlich erfolgreich wurde. „Ich fand damals Elvis
Presley toll und wollte nur eines, Musiker werden“, sagte er.
Nachdem er bereits auf der Schule in einer Band, den „Badlams“,
Gitarre gespielt hatte, gründete er später mit dem Bassisten Rich
Schwab und dem Undergrounddichter Uli Hundt die Band „Schröder
Roadshow“, eine Politrock-Anarcho-Clown-Band, die von 1975 bis 1986
durch ihre teils ironischen und politischen Texte sowie ihre
Konzertauftritte bekannt wurde. Mit Song-Texten wie „Deutschland,
Deutschland mir stinkt alles, was Dir an Dir selbst gefällt.
Einigkeit und Recht und Freiheit wurden doch zu sehr gequält...“,
waren in den 80er Jahren eine der Kultbands Deutschlands. Kein Wunder,
dass Musik- und Deutschlehrer Edgar Wild Gert Beracz bat, mit ihm in
seinen Leistungskursus Deutsch zu kommen, und seinen Schülern etwas
aus seinem Leben zu erzählen. Auch wenn ein Musiker erfolgreich ist,
sollte er sich rechtzeitig Gedanken über seine Altersversorgung
machen, warnte der Musiker die Schüler. Als freier Künstler müsse
man schon sehr viel Geld verdienen, um eine gute Rente zu bekommen,
sagte er. „Wenn wir nicht mehr arbeiten können, sind wir arm
dran.“ Gert Beracz hat dieses Problem noch nicht. Er begleitet die
Kabarettisten Norbert Alich und Rainer Pause musikalisch bei ihren
Auftritten im Bonner Pantheon-Theater.
Auch bei seinen ehemaligen Schulkameraden, mit denen er sich
regelmäßig trifft, dürfte Altersarmut kein Thema sein. Die meisten
von ihnen hätten erreicht, was sie sich als Abiturienten vorgestellt
haben, sagte Hanns-Ulrich Pleger. „Wir hatten eben ein Ziel.“
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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