Kein Prima Klima
Die Elektromobilität kommt in Nippes nur sehr zögerlich voran
Nippes - (rs) Jeder möchte am liebsten in einem gesunden Klima ohne Feinstaub
und ohne Treibhausgase leben. Aber der Umstieg von einem Pkw mit
Dieselantrieb, der Feinstaub in die Luft bläst, oder einem
Benzinmotor, der das Treibhausgas Kohlendioxid produziert, auf einen
mit Elektroantrieb will nicht so recht gelingen. Regina Bechberger von
den Grünen in der Bezirksvertretung Nippes hat als eine der Ursachen
dafür, dass die Verbraucher sich nicht für Elektrofahrzeuge
erwärmen, das zu kleine Netz an Ladestationen ausgemacht.
„Eine Studie des ADAC hat ergeben, dass fast die Hälfte der
Befragten sich kein Elektrofahrzeug anschaffen würden, weil sie keine
Lademöglichkeiten zu Hause oder an der Arbeitsstelle haben“, sagt
sie.
Die Kommunalpolitikerin hat deshalb bereits im März vergangenen
Jahres in der Bezirksvertretung Nippes den Antrag gestellt, die
Verwaltung zu bitten, dafür zu sorgen, dass in den Wohnvierteln im
Bezirk Nippes, in Mauenheim, Bilderstöckchen, Longerich, Weidenpesch,
Niehl, Riehl und Nippes jeweils mindestens eine Ladesäule für
Elektroautos und Elektrofahrräder im öffentlichen Raum aufgestellt
wird“. Die Rheinenergie, die zugesichert hat, dass die Verbraucher
an solchen Ladestationen zu 100 Prozent Strom aus erneuerbaren
Energien erhalten, sei begeistert gewesen, sagt sie. Und die Stadt?
„Na ja, der Antrag wurde schon in der Bezirksvertretung
abgelehnt.“ Aufgeben, sich für eine emissionsfreie Zukunft in
Nippes einzusetzen, möchte sie trotzdem nicht. „Im November
vergangenen Jahres habe ich deshalb noch einmal einen in diese
Richtung weisenden Antrag gestellt.“ Darin heißt es, die Verwaltung
wird gebeten, einen engen Austausch mit den Carsharing Anbietern zu
suchen, um die Carsharing Flotte im Bezirk Nippes sukzessive zu
elektrifizieren und somit die Fahrzeuge mit Verbrennungsmotoren durch
Electric Drive zu ersetzen.“
Der Anbieter Car2go biete in Stuttgart mittlerweile ausschließlich
Autos mit Elektroantrieb an. „Es ist dabei aber fundamental wichtig,
dass in der Stadt auch Ladesäulen vorhanden sind.“
Mit deren Genehmigung tue sich die Stadtverwaltung aber
unverständlicherweise schwer. Werbetafeln würden überall
aufgestellt und die nehmen viel mehr Platz in Anspruch als
Ladesäulen, die in etwa der Größe von Parksäulen entsprechen.
„Die stehen doch auch überall.“
Es ist also noch ein weiter Weg, bis nicht mehr über
Feinstaubbelastung, Dieselfahrverbote und die Abschaltung der
Kohlekraftwerke diskutiert werden muss, wenn der Verwaltung selbst so
kleine Dinge, wie das Genehmigen der Aufstellung von Ladesäulen im
öffentlichen Raum, schwer fallen. Das hält Regina Bechberger aber
für unverzichtbar, damit endlich Schwung in die Sache kommt. Sie
weiß aber, dass der Umstieg auf Fahrzeuge mit Elektromotoren nur ein
kleiner Schritt ist. Elektromobilität sei gut, sagt sie. „Aber noch
besser wäre es, wenn überhaupt keine Autos fahren würden.“ Sie
ist sich sicher, dass sich die Bürger in ihrem Bezirk mehr Radwege
wünschen. Aber auch dabei sperre sich die Stadt eher, als mit gutem
Beispiel voranzugehen. „Wenn es darum geht, Radwege anzulegen und
dafür Parkraum aufgegeben werden muss, winkt die Stadt gleich ab.“
Andere Großstädte seien da rigoroser. „In Madrid wurden alle
mehrspurigen Boulevards zurückgebaut, Parken in der Innenstadt wurde
erheblich verteuert, stattdessen wurden Parkplätze an der Peripherie
angelegt und ein Shuttlebus-Service eingeführt.“ Auch Barcelona sei
mittlerweile eine Fahrradstadt mit breiten Radwegen und
Einbahnstraßen-Verkehr für die Autos. Für solche Maßnahmen die
Bürger in Nippes zu gewinnen, hieße Eulen nach Athen zu tragen.
„Mehr als die Hälfte der Bewohner von Nippes möchte gar kein Auto
mehr.“ Das sei doch ein deutliches Zeichen für eine Zukunft ohne
Umweltbelastung durch den Verkehr.
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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