Wo sind die Bären hin?
Die Nippeser „Alhambra“ gibt weiterhin Rätsel auf

Die Nippeser Alhambra ist längst kein Ort der Erholung mehr. Sie ist heruntergekommen und wird kaum noch besucht. | Foto: Schriefer
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  • Die Nippeser Alhambra ist längst kein Ort der Erholung mehr. Sie ist heruntergekommen und wird kaum noch besucht.
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Nippes - (rs). Zwischen Merheimer und Escher Straße liegt entlang der Inneren
Kanalstraße ein kleines Schmuckstück des Inneren Grüngürtels.
„Alhambra“ wird die knapp drei Hektar große Gartenanlage im
Volksmund genannt, wohl weil sich in seiner Mitte ein tiefer gelegener
achteckiger Brunnen befindet, der vage an den berühmten Löwenbrunnen
der maurischen Burganlage in Granada erinnert.

Die Alhambra ist ein Ort mit einer geheimnisvollen Aura, auf die
Reinhold Kruse in seinem vierten Buch über Nippes einen Blick
geworfen hat. „Mein Buch über die Nippeser Grünanlagen wird im
Sommer erscheinen“, verrät der Stadtteilforscher, und darin werde
auch die Alhambra beschrieben.
Den Bau eines Inneren Grüngürtels habe Konrad Adenauer, der damalige
Oberbürgermeister von Köln, angeregt, berichtet Kruse. „Der
königliche Gartenbaudirektor Fritz Encke hat dann zwischen 1919 und
1924 die vom Hamburger Stadtplaner Fritz Schumacher entworfene
geometrische Gartenanlage mit steinerner Kleinarchitektur
realisiert.“

Geplant worden sei der Innere Grüngürtel als „soziales Grün“,
als Erholungsort für die Stadtbevölkerung. Die hat ihn wohl auch
intensiv genutzt, denn einem Zeitungsartikel aus den späten 20er
Jahren hat Kruse folgerndes Stimmungsbild entnommen: „Den größten
Teil der Besucher bilden Kinder, aber auch Klein-Rentner, blasse
Wiedergenesende, stille Frauen, Lehrerinnen – einige mit dem Buch in
der Hand –  und fleißige Hausfrauen, die auch in den Mußestunden
den Strickstrumpf nicht ruhen lassen.“
Damals sei der Innere Grüngürtel am Rande einer schmalen Straße
tatsächlich ein Hort der Ruhe und Erholung für die kleinen Leute
gewesen, sagt Kruse. Was durch den Bau der Inneren Kanalstraße null
und nichtig gemacht worden sei. Die Nippeser Alhambra liegt nämlich
am Rande der meist befahrenen Straße Kölns und sei daher schon lange
kein Hort der Ruhe mehr.

Das hat Folgen. Denn heute ist die unter Denkmalschutz stehende
Zieranlage weitgehend verwahrlost. Sie wurde zwar 1999 mit einigem
finanziellem Aufwand saniert, und zuletzt hatte sie das
Grünflächenamt 2012 noch einer intensiven Pflege unterzogen. Aber
seitdem ist sie sich selbst überlassen und verfällt zunehmend.
„Wir könnten sie vielleicht ins Stadtverschönerungsprogramm
aufnehmen“, schlägt Christoph Schmitz von der Bezirksvertretung
Nippes vor. Die Anlage zu sanieren löse aber nicht das Problem, dass
es dort wegen des nur ein paar Meter entfernten Verkehrs an der
Inneren Kanalstraße extrem laut ist, was nicht viel Lust auf
Verweilen macht, sagt Reinhold Kruse. „Sie durch eine hohe
immergrüne Hecke von der Straße abzuschirmen wäre das Mindeste, was
man tun müsste, um sie wieder für Besucher attraktiv zu machen.“

Bei Führungen durch Nippes und den Inneren Grüngürtel sei er auch
auf eine Bärengruppe angesprochen worden, die einmal im westlichen
Teil der Anlage gestanden haben soll. „Ich bin von alteingesessenen
Nippesern auf eine solche Skulptur hingewiesen worden.“ Man habe sie
aber im Krieg entfernt und eingeschmolzen. Dass das nicht stimmen
kann, hat Reinhold Kruse mittlerweile herausgefunden. In dem Buch
„Die Kölner Grünanlagen“ der Kunsthistorikerin Henriette Meynen
hat er eine Fotografie der Bärengruppe entdeckt. „Die
Bildunterschrift besagt, dass die Fotografie nach dem Krieg im Depot
des Stadtkonservators gemacht worden ist“, hat er herausgefunden.
Reinhold Kruse hofft, in den kommenden Monaten Licht ins Dunkel um den
Verbleib der Bären bringen zu können. Das Ergebnis seiner Recherchen
wird er in seinem Buch über die Nippeser Grünanlagen mitteilen.
„Wenn es sie noch gibt, können die Bären ja auch irgendwann einmal
wieder über die Alhambra wachen.“

Die Nippeser Alhambra ist längst kein Ort der Erholung mehr. Sie ist heruntergekommen und wird kaum noch besucht. | Foto: Schriefer
Der Stadtteilforscher Reinhold Kruse hat in einem Buch der Kunsthistorikerin Henriette Meynen eine Fotografie der Bärengruppe von der Alhambra gefunden. | Foto: Schriefer
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