Turnen, fechten, Ball spielen und laufen
Die TFG feierte gleiche mehrere Jubiläen
Nippes - (rs) Sie selbst ist 140 Jahre alt geworden, ihre Volleyball-Abteilung
40, die Fußballabteilung wurde 50 und Vorstand Udo Koppe 60. Diese
geballte Masse an Jubiläen konnte die Turn- und Fechtgemeinde 1878
nur mit einem großen Fest feiern. Ein Fest mit Vorführungen etlicher
Sportarten und mit Grußworten und Geschenken vom Sportamt der Stadt,
vom Turnverband und von Bezirksbürgermeister Bernd Schößler, der
darauf verwies, einst selber Mitglied des Vereins gewesen zu sein.
1878 war die Turn- und Fechtgemeinde Köln-Nippes als Nippeser
Turnverein in der Siebachstraße gegründet worden. Ein Jahr darauf
kam die Sportart Fechten dazu, und der Turnverein nannte sich fortan
Nippeser Turn- und Fechtverein. „Er ist der drittälteste
Fechtverein Deutschlands“, sagt Udo Koppe. 44 Jahre später schloss
er sich mit der Anfang der 1880er Jahre gegründeten Turngemeinde
Nippes zur Turn- und Fechtgemeinde 1878 Köln-Nippes (TFG) zusammen.
Auch wenn – gerade in diesen Wochen – Fußball Sportart Nummer
Eins weltweit ist, wird in der TFG noch immer geturnt und gefochten.
1928 nahm ein Fechter aus der TFG sogar an den Olympischen Spielen in
Amsterdam teil. Ein weiteres sportliches Highlight war die Deutsche
Meisterschaft der Schlagballmannschaft in den 30er Jahren.
Schlagball wird in der TFG nicht mehr gespielt, dafür aber Volleyball
und natürlich Fußball. Auch Tischtennis-Freunde können hier
trainieren, und Kindern, die der Hüpfburg entwachsen sind, bietet der
Verein Trampolinspringen an. Dennoch, die unangefochten größte
Abteilung in dem Verein, der mit seinen mehr als 1.300 Mitgliedern zu
den Großen in Köln zählt, ist nach wie vor die Turnabteilung. 440
Jungen und Mädchen können hier mit dem Purzelbaum anfangen und sich
bis zum gestreckten Salto weiter entwickeln. Beim Jubiläumsfest
zeigten einige von ihnen, wie viel Freude diese aus Konzentration,
Kraft, Anmut und Koordination bestehende Sportart bieten kann.
Leider, so Udo Koppe, nehme die Stadt wenig Rücksicht auf die
Breitensportvereine. „Die aktuelle Politik macht es uns nicht
leicht“, sagte er. Die Turnhallen würden mit Geflüchteten belegt,
was keineswegs human sei. Der Zustand der Hallen sei bedenklich, und
die Hallenzeiten für Vereine würden gekürzt. „Dabei sind wir es
doch, die die Jugendlichen von der Straße holen und allen, egal ob
Einheimischen oder Zugewanderten aus aller Herren Länder eine
sinnvolle Freizeitbeschäftigung bieten.“
Udo Koppe bedauerte auch, dass die Stadt der TFG finanziell zu wenig
unter die Arme greift. „Wir haben zwar einen super Sportplatz mit
Kunstrasen, aber unsere sanitären Anlagen sind in keinem guten
Zustand.“ Bernd Schößler gab ihm Recht, räumte aber ein, dass die
Bezirksvertretung das nicht ändern könne. „Ich hätte das Geld,
das die Stadt für Vereine zur Verfügung stellt, anteilig gerne in
Nippes“, sagte er. Es werde aber nicht hier sondern woanders
verteilt. Nippes sei für Köln ja immer schon eine verbotene Zone
gewesen. „Früher hat Köln seinen Bürgern sogar verboten, nach
Nippes zu gehen, weil es hier billiges Bier gab.“
Das gibt es auch heute noch, zumindest bei der Jubiläumsfeier der TFG
war das der Fall, und die Kölner ließen sich nicht davon abhalten,
nach Nippes zu gehen.
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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