Escht Kabarett
Drei Kabarettisten und ein Moderator schauten mit schrägem Blick zurück
NIPPES - (rs). Das Jahr 2016 war ziemlich schlecht für die Menschheit, aber
gut für die Kabarettisten. Denn die Silvesternacht in Köln, die
Wahlen in den USA, der Veggieday und die Nafris – alles gefundenes
Fressen für diejenigen, welche nicht mit dem Zeigefinger, sondern mit
Witz und Spott auf die Situation unserer Gesellschaft hinweisen
möchten. Dazu hatten zum ersten Mal in diesem Jahr drei Kabarettisten
im Bürgerzentrum Altenberger Hof die Gelegenheit.
„Escht Kabarett“ heißt die Veranstaltung, bei der jeweils drei
Vertreter dieser Zunft abwechselnd ihre Pointen auf die Zuschauer
abfeuern. Doch eigentlich waren es vier Kabarettisten, denn neben Liza
Kos, Gerd Buurmann und Dagmar Schönleber war auch Christian Bechmann,
der Moderator des Abends, in bissiger Laune. Er habe sich, seit er
einen Kabelanschluss für seinen Fernseher habe, einmal durch die
Programme gezappt, sagte er. Dabei sei er bei einer der gleichermaßen
unzähligen wie unsäglichen Verkaufssendungen auf eine Bratpfanne
gestoßen, die 800 Grad aushalten würde und noch nicht einmal von
einem Bulldozer zerstört werden könne. „Die muss ich haben“,
sagte er überzeugend.
Bechmanns Kunst besteht auch darin, für die Veranstaltung „Escht
Kabarett“ drei ganz unterschiedliche Protagonisten auf die Bühne zu
schicken. Allerdings kann von Bühne im Keller des Altenberger Hofes
nicht die Rede sein. Gerade mal eine Kardinalrot abgehängte Ecke im
Raum steht den Kabarettisten zur Verfügung. „Es ist eben Kabarett
pur“, sagt Bechmann. Ohne Netz und doppelten Boden, also ohne
Lichtschau oder ähnlichen technischen Schnickschnack. Diesen kargen
Spielraum nutzten alle Vier perfekt aus. Ihre Kunst ist ja auch
Sprache im Verbund mit Blick und Geste. Bei Schönleber und Kos kam
noch eine Gitarre dazu.
Für Schönleber war das Jahr 2016 einfach blöd. Es sei ja auch das
Jahr der Hülsenfrüchte gewesen, sagte sie. „Deshalb hatten so
viele einen Furz im Hirn.“ Zur Gitarre griff Schönleber, um ihr
Lied über reisende Rentner zu singen. Sie animierte die Zuschauer zum
Mitsingen des Refrains. „Ich komme aus Ostwestfalen, da hat es auch
geklappt“, machte sie ihren etwa 100 Zuschauern Mut. Und es klappte
auch in Nippes.
Gerd Buurmann warf einen Blick in die Vergangenheit, als es noch
Telefone mit Hörern gab, die man auflegen konnte, als niemand im Auto
angeschnallt war und es keinen störte, wenn selbst im Kinderzimmer
gequalmt wurde. Heute dagegen würden alle nur auf ihre Smartphones
starren und versuchen, mit zwei Fingern die Bilder größer zu ziehen.
Gestern im Bett habe seine Frau das auch bei ihm an einem bestimmten
Körperteil versucht, verriet Buurmann. „Es hat aber gar nichts
genützt.“
In die Rolle der schüchternen Jungfrau schlüpfte Liza Kos, die
Jüngste im Bunde der Kabarettisten. Sie habe gerade ihre
Selbsthilfegruppe beendet, sagte sie. Ihr größtes Problem sei, dass
sie oben ohne wäre. „Dieser Begriff hat bei mir eine völlig andere
Bedeutung.“ Eigentlich – so Kos – sei sie drei Frauen, eine
Deutsche, eine Türkin und eine Russin. „Die Russin in mir hatte die
meisten Probleme mit dem Ramadan. Ich sollte ja von Sonnenaufgang bis
Sonnenuntergang keinen Wodka trinken.“
Noch einmal gastiert Escht Kabarett am 3. März im Kellerraum des
Altenberger Hofes (Mauenheimer Straße 92). „Danach treten am 1.
April bei unserem Frühlingsspecial Spitzenkünstler aus den Bereichen
Kabarett und Musik im großen Saal auf, bevor am 5. Mai der Durchbruch
der Demokratie in den Witz – so der 2012 verstorbene ehemalige
Schirmherr und heutige Ehrenpräsident Heinrich Pachl über Escht
Kabarett – sich wieder in den Keller zurückzieht“, versprach
Bechmann.
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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