Verkehrs-Zoff
Droht Neusser Straße die Sperrung?
Ohne Mitspracherecht der Anwohner möchte die mehrheitlich von den Grünen bestimmte Bezirksvertretung der Innenstadt die Neusser Straße für den motorisierten Durchgangsverkehr zwischen Neusser Wall und Weißenburgstraße sperren.
von Roland Schriefer
Nippes. Die Neusser Straße sperren, ohne darüber mit den Bürgern zu reden? Das hatte vielen Veedelbewohnern schon nicht geschmeckt, als die Grünen in der Bezirksvertretung Innenstadt das bereits vor Jahren vorgeschlagen hatten. Schon bald darauf gründete sich eine Bürgerinitiative mit etwa 300 Mitgliedern, die zumindest ein Mitspracherecht forderte. Vor Kurzem hatte diese alle in der Bezirksvertretung vertretenen Parteien zu einem Ortstermin geladen, um mit den Kommunalpolitikern über die geplante Sperrung der Neusser Straße zu reden.
Doch nicht alle waren gekommen. Die Vertreter der Grünen ließen wissen, sie seien zu spät eingeladen worden, was Reinald Korte vom Verein Interessengemeinschaft Neustadt-Nord/Villen-Viertel sofort zurückwies: „Alle Parteien wurden zum selben Zeitpunkt informiert und die anderen sind alle gekommen.“
Es müsse eine Lösung her, mit der alle einverstanden seien, sagte Kurt Metelmann, der Vorsitzende der IG. Etwa Maßnahmen zur Verkehrsberuhigung und die Umgestaltung von Neusser Platz und Neusser Straße, die die verkehrlichen Belange des gesamten Viertels berücksichtigen. Und vor allem sollte die Öffentlichkeit in die Planungen in angemessener Weise frühzeitig einbezogen werden, fordert er.
Dazu muss aber zunächst eine hohe Hürde genommen werden. Die Neusser Straße ist nämlich ein Teil der B9, also eine Bundesstraße. Für die sind weder die Bezirksvertretungen noch der Stadtrat zuständig. Nur die Bezirksregierung kann daran etwas ändern. Zum Beispiel prüfen, ob die Einordnung der Neusser Straße (B9) im Bereich des Agnesviertels als Bundesstraße geändert werden kann.
Die Mitglieder der IG sind überzeugt, dass eine Sperrung der Neusser Straße nicht im Sinne der dort wohnenden Bürger ist. Sie sei eine der zentralen Verkehrsachsen Kölns und ihre Sperrung hätte massive nachteilige Folgen weit über das Agnesviertel hinaus.
Werde sie gesperrt, würde der Verkehr durch die Nebenstraßen fließen. Dort würden dann Lärm- und Schmutzbelästigung steigen. Eine Verkehrsberuhigung sei auch durch Tempo 30 möglich, so die IG.
Sie erwartet statt eines übereilten, nicht mit den Bürgern abgesprochenen Beschlusses über die Sperrung die Erstellung eines Gesamtverkehrskonzepts, welches die verkehrlichen Belange des gesamten Veedels und die übergeordneten Anforderungen des städtischen Verkehrs berücksichtigt. „Das Konzept muss das Gebiet des Agnesviertels bis zum Rheinufer und die Verkehrsströme zwischen den nördlichen Stadtteilen und dem Zentrum einbeziehen.“
Die Vertreter der anwesenden Parteien und die etwa 200 Anwohner waren bei der Diskussion vor der Agneskirche unisono gegen die Sperrung der Neusser Straße, aber dafür, dass die Stadt endlich die versprochene öffentliche Toi-lette liefert. Zur Beruhigung der teilweise erhitzten Gemüter sagte Ralph Sterck (FDP), die Beschlüsse der BV über die Neusser Straße würden eh in der Schublade landen, entscheidend sei, was die Bezirksregierung darüber denke.
Redakteur/in:EXPRESS - Die Woche - Redaktion aus Köln |
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