Felix ließ sich bei den Senioren nieder
Ein Hausschwein wurde zum Therapeuten
RIEHL - (hh). Zunächst ließ Felix die neue Umgebung auf sich wirken. Als
sie ihm angenehm erschien, drehte er wie selbstverständlich seine
Runden innerhalb des Stuhlkreises und genoss das zaghafte Streicheln
und die Fütterung durch die versammelten 20 Bewohner und Mitarbeiter
des Seniorenzentrums, die ihm mit vorsichtigen Händen
Mohrrüben-Stückchen reichten.
Anschließend machte er es sich auf seiner Kuscheldecke gemütlich.
„Er fühlt sich sehr wohl bei Ihnen. Sonst würde er das nicht
machen“, erläuterte Physiotherapeut Daan Vermeulen das Verhalten
seines zehnjährigen Begleitschweins. Felix ist ein 85 Kilogramm
schweres Minischwein-Borg, also ein kastrierter Eber, der in die
Familie des gebürtigen Niederländers seit Jahren integriert ist und
Vermeulen bei seiner täglichen Arbeit begleitet. Mehrmals pro Woche
sind sie gemeinsam in Senioreneinrichtungen und Schulen unterwegs,
denn Felix hat gelernt, Kinder sowie insbesondere ältere Menschen mit
oder ohne Behinderung ambulant bei Therapien zu begleiten oder alte
Erinnerungen bei ihnen zu wecken. „Gerade Demenzerkrankte denken bei
Felix´ Grunzen an früher, als sie selbst noch Kinder waren und auf
Bauernhöfen lebten. Felix lässt sie in eine ehemalige Welt
eintauchen, in der es nach Heu duftet und die Schweine im Stall
quiekten. Das macht sie glücklich und ruft strahlendes Lächeln in
ihre Gesichter.“ Die Anfänge des Schwein-Einsatzes im
pädagogischen und geriatrischen Bereich entstammen einem Zufall.
„Ich musste Felix, den wir uns privat zugelegt hatten, eines Tages
mit in meine Praxis nehmen, da sich daheim niemand um ihn kümmern
konnte. Dort habe ich die positiven Reaktionen meiner Patienten im
Wartezimmer beobachtet und ihn danach auch bei Hausbesuchen
allmählich auf den Umgang mit Menschen trainiert, denn Schweine
sind normalerweise Fluchttiere und mögen keine menschliche
Gesellschaft“.
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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