Gedenken an die Ermordung eines besonnenen Politikers
Ein Platzname mit Bedeutung

Der Platzname erinnert an den vor 100 Jahren von Rechtsextremen ermordeten Politiker Matthias Erzberger. | Foto: Schriefer
  • Der Platzname erinnert an den vor 100 Jahren von Rechtsextremen ermordeten Politiker Matthias Erzberger.
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Nippes - (rs). Der Kölner Stadtrat genehmigte am 11.7.1907 den Entwurf des
Gartenbaudirektors Fritz Encke für einen neuen Platz im Herzen von
Nippes. Encke legte auf dem freien Feld neben der Neusser Straße
einen dreigeteilten Jugendstilplatz an. Außer einem Schmuckbereich
und einer Ruhezone für Erwachsene gestaltete er einen
Kinderspielplatz. Ein großes Rosenbeet bildete den optischen
Blickfang. Als eine Besonderheit für Köln galten die zwei
Laubengänge mit der steinernen Pergola.

Benannt wurde der Platz nach der preußischen Königin Luise von
Mecklenburg-Strelitz, Gemahlin von König Friedrich Wilhelm III. von
Preußen. 1923 wurde er nach dem Politiker Matthias Erzberger in
„Erzberger Platz“ umbenannt. Matthias Erzberger war seit 1903
Reichstagsabgeordneter der Zentrumspartei und hatte am 11.11.1918 den
Waffenstillstandsvertrag in Versailles unterzeichnet. Er galt bei
Deutschnationalen als Verräter. Am 26. August 1921 wurde der
Politiker auf offener Straße erschossen. Die Nationalsozialisten
benannten sechs Wochen nach ihrer Machtübernahme den Platz wieder in
Königin-Luise-Platz um. Diesen Namen behielt er aber nur wenige
Jahre. Nach dem 2. Weltkrieg erhielt er wieder seinen vorherigen Namen
zurück.

In all den Jahren blieb die Grünanlage unverändert. In den 1950er
Jahren waren die Rosenstöcke fast vollständig verschwunden, da ihre
Pflege für das städtische Grünflächenamt zu aufwendig war. Erst
als der Platz 1980 unter Denkmalschutz gestellt wurde, besann sich die
Stadt auf das historische Vorbild und legte wieder einen Rosengarten
an. 23 Jahre später wurde die gesamte Platzanlage unter
Berücksichtigung der Ursprungsplanung erneuert. Paten sollen die
Platzpflege übernehmen.

Auch wenn der Platz selbst kein Jubiläum feiert, sollte an die
Ermordung des Politikers vor 100 Jahren erinnert werden. Matthias
Erzberger wurde im September 1875 in Buttenhausen geboren. Bereits im
Alter von 28 Jahren wurde er Abgeordneter im Reichstag und als
Kritiker der Kolonialpolitik bekannt, da er sich an der Aufdeckung
mehrerer Kolonialskandale beteiligt hatte. Im Oktober 1918 wurde
Matthias Erzberger Minister. Als Reichsminister der Finanzen setzte er
in der Weimarer Republik eine Reform der deutschen Steuer- und
Finanzpolitik durch.

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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