Mitgestalten statt meckern
Erste Schritte in Richtung Öffentlichkeitsbeteiligung

Die Kölner Freiwilligenagentur hat ihr Konzept vorgestellt, wie Bürger dazu gebracht werden können, sich einzumischen. | Foto: Schriefer
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  • Die Kölner Freiwilligenagentur hat ihr Konzept vorgestellt, wie Bürger dazu gebracht werden können, sich einzumischen.
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Nippes - (rs) Ein Jahr hat Oberbürgermeisterin Henriette Reker ausgerufen, um
im Bezirk Nippes die Bürger dazu zu bewegen, die Stadt im Dialog
mitzugestalten. In diesem Zeitraum sollen die Leitlinien der
Öffentlichkeitsbeteiligung erarbeitet werden, soll herausgefunden
werden, wie erreicht werden kann, dass Bürger mitgestalten statt nur
über alle Entscheidungen der Stadt zu meckern.

Kein leichtes Unterfangen. Denn die jungen Menschen haben eine eigene
Sprache, die von den Älteren nicht verstanden wird, die Mittelalten
haben selten Zeit, weil sie in Beruf und Familie zu eingespannt sind.
Bleiben nur die Senioren, die schon auf vielen Bürgerbeteiligungen
gewesen sind und langsam resignieren, weil ja doch nie gemacht wird,
was versprochen wurde.

Termine, auf denen die Bürger mitteilen sollten, wie sie sich zum
Beispiel die Nutzung der Friedhöfe vorstellen, waren allerdings nur
mäßig besucht. Gefragt wurden zum Beispiel Teilnehmer einer Begehung
des Nordfriedhofes, inwieweit Sie den Friedhof besuchen oder nutzen,
welche Nutzungsmöglichkeiten interessant wären und wo sie
Möglichkeiten und Grenzen für eine andere als die bisherige Nutzung
sehen.

Die Ergebnisse der Begehung führten aber eher zu Kontroversen unter
den Seniorenbeauftragten, denn zu einvernehmlichen Lösungen. Zwar
begrüßen Friedrich Steinforth und Herbert Clasen, die
Seniorenvertreter im Bezirk, die Absicht der Stadt Köln, dass die
drei Friedhöfe im Stadtbezirk stärker genutzt werden sollen, weil es
sich im Kern um Parkanlagen mit einem hohen Erholungswert handele. Es
gelte aber als oberstes Prinzip Ruhe und Muße. Wichtig sei, dass die
treuen Begleiter vieler Senioren, ihre Hunde, angeleint zugelassen
werden sollten.

Auch können sich die Seniorenvertreter durchaus vorstellen, dass die
Trauerhallen außerhalb des eigentlichen Zwecks genutzt werden
könnten. „Allerdings müssen solche Nutzungen zum Charakter eines
Friedhofs passen“, erwarten die Seniorenvertreter.

Etwas makaber mutet für sie aber der Vorschlag an, dass Friedhöfe
für Senioren „als sozialer Treffpunkt“ dienen sollen und dass
dort eventuell Grillen mit den gegebenen Begleit-Erscheinungen,
Sportaktivitäten wie Skaten, schnelles Fahrradfahren, Boule, Fuß-
oder Handball, Joggen und ähnliche mit schneller Bewegung oder Lärm
verbundene Tätigkeiten zugelassen werden könnten. „Neue Nutzungen
sollen sein, aber sie müssen zum Charakter von Friedhöfen passen“,
sagen die Seniorenvertreter.

Die Kölner Freiwilligenagentur, neben der Verwaltung das zweite Bein
des Büros für Öffentlichkeitsarbeit, hat die Aufgabe, eine
Vernetzung gesellschaftlicher Akteure, Vereine, Bürgerinitiativen,
religiöse und Gemeinschaften und kulturelle Einrichtungen
herzustellen und Menschen anzusprechen, die sich nicht ohne weiteres
bei einem Aufruf zur Beteiligung angesprochen fühlen. Wie sie diese
Aufgabe anpacken möchte, hat die Freiwilligenagentur im
Bürgerzentrum Altenberger Hof vorgestellt. Ein wichtiger Baustein
dabei sind die „Multiplikatoren“, zum Beispiel Vorsitzende von
Vereinen und Initiativen, die ihren Mitgliedern den nötigen Schupps
geben könnten, sich zu beteiligen. Für die Multiplikatoren hat die
Freiwilligenagentur auf das Jahr verteilt drei Workshops vorgesehen,
um sie besser auf diese Aufgabe vorzubereiten. Die Resonanz auf den
ersten Workshop war allerdings ernüchternd. Lediglich der
Seniorenvertreter und ein Vertreter des Mauenheimer
Gesellschaftskreises waren gekommen, um mit Lara Kirch von der Kölner
Freiwilligenagentur Anregungen zu diskutieren, wie Menschen am besten
motiviert werden können. Eine gleiche Sprache finden, klare Ziele
formulieren und sie dann auch umsetzen und vor allem Mundpropaganda
einsetzen, waren einige Vorschläge. „Es ist eine Erfahrung, dass
wir mit nur einem Pilotjahr in einem Bezirk wohl etwas zu optimistisch
waren“, sagte Lara Kirch. Es würde wohl doch etwas länger dauern,
um die Menschen davon zu überzeugen, dass „Einmischen die einzige
Möglichkeit ist, realistisch zu bleiben“ (Heinrich Böll).

Die Kölner Freiwilligenagentur hat ihr Konzept vorgestellt, wie Bürger dazu gebracht werden können, sich einzumischen. | Foto: Schriefer
In einer Arbeitsgruppe mit Bürgeramtsleiter Ralf Meyer (l.) wurde das Thema Umgestaltung Niehler Gürtel behandelt. | Foto: Schriefer
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