Blick in die Geschichte
Führungen durch den Reichsbunker

Markus Plottka blickt Brandmeister Christian Kleefisch bei seiner Arbeit im Reichsbahnbunker im ehemaligen Bundesbahnausbesserungswerk über die Schulter. | Foto: Schriefer
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NIPPES - (rs). Nur für kurze Zeit war der Reichsbahnbunker im ehemaligen
Bundesbahn-Ausbesserungswerk an der Werkstattstraße in einen
Dornröschenschlaf gefallen.

Erbaut wurde er 1941 als Leitstelle, um Meldungen über einfliegende
Bomber anzunehmen und die Kölner Zugführer zu warnen. Die konnten
dann ihre Ladungen sichern und in weiteren Bunkern Schutz suchen.
Zerstört wurde der Bunker 1944. Welche Funktion er nach dem Krieg
hatte, ist nicht bekannt. Er erlebte aber in den 90er-Jahren eine neue
Blütezeit. Denn nachdem die Bundesbahn das Gelände Anfang der
90er-Jahre aufgegeben und es Künstlern geöffnet hatte, wurde der
neben der Kantine liegende verlassene Bunker zum beliebten Probenraum
für Musiker. Als die Künstler dann 2005 das Gelände verlassen
mussten, wurde der Bunker wieder verriegelt und geriet für einen
kurzen Zeitraum in Vergessenheit.Der dauert nicht lange, denn bereits
2008 öffnete die Arbeitsgemeinschaft Festung Köln (AFK) den Bunker
wieder. „Die Anwohner aus der autofreien Siedlung haben uns gefragt,
ob wir den Bunker nicht zu einem Museum herrichten könnten“, sagt
Markus Plottka, einer der rund 30 Mitarbeiter der Arbeitsgemeinschaft.
Die fand, dass das ein brillanter Vorschlag war, den sie aber nur mit
Unterstützung einerseits der Stadt, die den Bunker zur Verfügung
stellt, und andererseits der tatkräftigen Hilfe der Bevölkerung
umsetzen konnte. Denn alle Exponate in dem liebevoll in seinen
Urzustand versetzten Bunker stammen aus Spenden der Bevölkerung und
teils auch aus Versteigerungen.
Es sei wirklich viel Arbeit gewesen, den Bunker herzurichten, sagt
Plottka. „Der war ziemlich vermüllt, alle Wände waren mit alten
Teppichen ausgekleidet, und die Stromkabel waren gekappt worden.“
Inzwischen ist der Reichsbahnbunker mit vielen Relikten aus den
Kriegsjahren wieder eingerichtet worden. Sogar der beim Bombenangriff
1944 ums Leben gekommene Brandmeister Christian Kleefisch ist wieder
in Form einer Schaufensterpuppe auferstanden und hat an seinem
Schreibtisch Platz genommen. Im Nebenraum sitzt an einer alten
Telefonanlage Lotte, seine Sekretärin. Auch der Schlafraum ist wieder
mit 18 einfachen doppelstöckigen Hochbetten eingerichtet. Wirklich
einladend ist das allerdings nicht, denn heutiger Komfort gehörte in
den Kriegsjahren nicht zur Standardausrüstung eines Bunkers. Auch
eine englische Fliegerbombe, ähnlich der, deren Druckwelle am 21.
Dezember 1944 Brandmeister Kleefisch tötete, steht in einer Ecke.
„Die ist entschärft“, beruhigt Plottka die besorgten Väter, die
mit ihren kleinen Kindern einen Sonntagsspaziergang zum
Reichsbahnbunker gemacht haben. „Jeden zweiten und vierten Sonntag
öffnen wir die schwere Stahltüre zum Bunker“, sagt Markus Plottka.
Gegen eine Spende kann er besichtigt werden und erlaubt einen Blick in
ein dunkles Kapitel unserer Vergangenheit.

Markus Plottka blickt Brandmeister Christian Kleefisch bei seiner Arbeit im Reichsbahnbunker im ehemaligen Bundesbahnausbesserungswerk über die Schulter. | Foto: Schriefer
Die Telefonzentrale des Bunkers mit Funkerin Lotte. | Foto: Schriefer
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