Farben, Formen und Klänge
Gefühle einmal nicht mit Worten ausgedrückt
RIEHL - (rs). Vor dem Altar stellt Rolf Jahn seine Farbtöpfe in eine Reihe.
Einen für Rot, einen für Blau, Töpfe für die Farben Grün und Gelb
und für verschiedene Pinsel. Dahinter stehen zwei Staffeleien, auf
denen Leinwände verkehrt herum stehen. Beim ersten Klang des von
Stefan Schulte gespielten Flügels, dem eine Kaskade von schrillen
Tönen folgt, dreht Jahn die Leinwände um. Auf den beiden, jeweils
etwa zwei Quadratmeter großen Leinwänden ist bereits der für den
Nippeser Maler typische Kosmos aus kräftigen Farben, Formen und
Fantasiegestalten zu sehen. „Ich habe schon vorgearbeitet“, sagt
er. Schultes Musik fordert ihn auf, einen Pinsel in die Hand zu
nehmen. Jahn kommt dem Drängen der Musik nach, wählt einen breiten
Pinsel aus, taucht ihn in einen der Farbtöpfe, streift die Farbe an
seinem Hemd ab und tupft Kreise und Striche auf die Leinwände. Er
legt sie mit dem Gesicht zueinander auf den Boden und presst sie
kräftig aufeinander, um zu zeigen, dass sie eins sind. Jahns
Malduktus geht auf die Musik ein, er malt runde Kreise, wenn die Musik
perlt, schroffe Striche, wenn Schulte hart einen dissonanten Akkord
auf die tiefen Saiten des Flügels hämmert.
Die Musik von Schulte und die Malerei von Jahn sollen – so Pfarrer
Uwe Rescheleit von der Evangelischen Gemeinde in Riehl – Worte
ersetzen. Jedes Wort sei doch sowieso nur der Versuch, ein Bild zu
beschreiben, sagt er. „Heute schweigen wir einmal und lassen zwei
Künstler mit Tönen, Farben und Formen zu Wort kommen.“
Im vergangenen Jahr war der Pianist und Komponist Schulte bereits
einmal zu Gast in der Stephanuskirche gewesen. Er hatte dort seine
Komposition mit dem Titel „Sound Habitats“, die er auch
„Hörbilder“ nennt, aufgeführt. Dieses Mal hat er den Maler Rolf
Jahn gebeten, seine Hörbilder mit Farben und Formen zu ergänzen.
Seine Komposition, die ein breites, auf einem Flügel selten
gehörtes Klangspektrum abdeckt, lasse ihm Raum für
Improvisationen, sagt Schulte. „Ich reagiere auf das, was Jahn
macht, so wie er auf das reagiert, was ich mache.“ Jahn gab aber zu,
dass er sein Doppelbild während der Sitzung in der Kirche nicht werde
beenden können, aber dass Schultes Musik es doch stark beeinflusst
habe.
Pfarrer Rescheleit hatte die beiden Künstler als – wie er sagt –
Ergänzung zu dem, was sonst in der Kirche geschieht, eingeladen.
Eine, gemessen am Beifall der etwa 50 Zuschauer äußerst gelungene
Ergänzung.
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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