Der Bär war los
„Grüne Lunge“ hat der Kleinen Alhambra einen Bären gespendet
Nippes - (rs) Zwei Bären haben einst die „Kleine Alhambra“ genannte
Barockanlage am Inneren Grüngürtel geziert. Seit den 60er-Jahren
sind die menschengroßen Bronzestatuen aber verschwunden, und die
Kleine Alhambra ist in eine Art Dornröschenschlaf versunken, weil
sich die Stadt nur provisorisch um die Anlage gekümmert hat.
Zwar hat sie vor 20 Jahren umgerechnet etwa 125.000 Euro in die Kleine
Alhambra investiert, um wieder Wasser aus dem Brunnen springen zu
lassen. Aber das fließt bis heute nicht. Auch was die beiden Bären
angeht, ist die Stadt eigentlich in der Pflicht. Denn Reinhold Kruse
hat in einem Buch der Kunsthistorikerin Henriette Meynen über die
Kölner Grünanlagen eine Fotografie der Bärengruppe von der Alhambra
gefunden. „Aus der Bildunterschrift geht hervor, dass die Aufnahmen
in den 60er-Jahren im Depot des Stadtkonservators gemacht wurden“,
sagt der Stadtteilforscher.
„Vielleicht stehen die Bären mittlerweile versteckt in einem
Kölner Garten oder einem in den USA“, vermutet Caroline Michel von
der Bürgerinitiative Grüne Lunge. Um einen Anstoß zu geben, das
Rätsel um die verschwundenen Bären endlich zu lösen, hat Beate
Braun von der Bürgerinitiative unter Mithilfe von Jaques Tilly, dem
Künstler, der in Düsseldorf die Karnevalswagen gestaltet, einen
goldenen Bären gebaut. Den haben Mitglieder der Bürgerinitiative in
einer kleinen Prozession vom Vereinsheim des Kleingartenvereins
„Flora“ zur Alhambra gebracht. Dort gab der Historiker Michael
Turk einen Überblick über die vom Hamburger Stadtplaner Fritz
Schumacher entworfene geometrische Gartenanlage mit geometrischer
Kleinarchitektur, mit deren Errichtung vor 100 Jahren begonnen wurde.
Danach wurde mit Sekt und Selters auf den provisorischen
Alhambra-Bären angestoßen.
Die Stadt hält sich in der Frage des Verbleibs der beiden verspielten
Bären – einer hält einen Bienenkorb in den Tatzen, der andere
einen Ball – zurück und hat bis heute niemandem aus dem Umkreis der
Bürgerinitiative erlaubt, sich im Depot des Stadtkonservators
intensiv nach den Statuen umzusehen. Auch Stadtteilforscher Reinhold
Kruse durfte dort bislang nicht recherchieren. Selbst die Pflege der
historischen Anlage durch das Grünflächenamt lasse sehr zu wünschen
übrig, sagt Caroline Michel. „Dass es heute hier einigermaßen
sauber ist, liegt nur an der Initiative des Vereins „Für Nippes“,
deren Mitglieder hier unlängst aufgeräumt haben.“ Immerhin würde
die Nippeser Bezirksvertretung zurzeit überprüfen lassen, wie hoch
die Kosten für die Wiederinbetriebnahme des Brunnens sind, weiß
Caroline Michel. Eine weitere Aufgabe sieht sie in der Errichtung
einer größeren immergrünen Hecke zur Inneren Kanalstraße hin.
„Damit würden Schall und Dreck verschwinden, und die Bürger
könnten in Stille die Kleine Alhambra genießen.“
Die Bürgerinitiative Grüne Lunge hat mit ihrer Aktion erreicht, dass
der desolate Zustand der Anlage einigen Kölnern bewusst wurde. Und
sie hat ihnen, zumindest vorübergehend, ein verlorenes schmuckes
Wahrzeichen zurückgegeben.
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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