"Bilderstöckchen spricht"
Im Blücherpark wird einmal im Monat öffentlich gestritten

Das Bilderstöckchen hat eine neue Attraktion, eine „Speaker‘s Corner“ nach dem Vorbild aus London, wo jeder alles öffentlich sagen kann, was er auf dem Herzen hat. | Foto: Schriefer
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  • Das Bilderstöckchen hat eine neue Attraktion, eine „Speaker‘s Corner“ nach dem Vorbild aus London, wo jeder alles öffentlich sagen kann, was er auf dem Herzen hat.
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Bilderstöckchen - (rs) In London können die Bürger seit 1872 durch einen
Parlamentsbeschluss, dem „Royal Parks And Gardens Regulation Act“,
jederzeit in der „Speaker‘s Corner“ im Hyde Park öffentlich
sagen, was ihnen passt oder was nicht. Auch in Köln gibt es abseits
der Sozialen Medien Twitter, Facebook und Co., wo jeder alles
rauslassen kann, was er möchte, eine Möglichkeit, öffentlich kund
zu tun, was man zu diesem oder jenem Thema meint. „Köln spricht“
bietet einmal im Monat am Aachener Weiher den Kölnern eine
Gelegenheit, miteinander statt übereinander zu reden oder auch zu
streiten. Jetzt haben Miriam Haller und Chris Weber auch im
Blücherpark im Bilderstöckchen eine „Speaker‘s Corner“
eingerichtet, wo an jedem letzten Sonntag im Monat gestritten und
diskutiert werden kann ohne zu hetzen oder Andere zu diskriminieren.

Den Auftakt machten sie und ihre Mitstreiter mit einem Thema, das wohl
jeden angeht, dem Klimawandel. Dazu hatten sie die Schülerin Maira
Kellers (14) und die Studentin Sabrina Meures (21) von „Fridays For
Future“, sowie den Dozenten der Uni Bonn, Nico Froitzheim, von
„Scientist For Future“ eingeladen. Vor mehr als 50 Zuhörern und
inmitten von Grill-Gesellschaften wurde dann sehr ruhig aber doch
recht kontrovers über den Klimawandel, den Kohleausstieg und die
damit zusammenhängenden Veränderungen gesprochen.

„Bilderstöckchen spricht“ haben Miriam Haller und Chris Weber ihr
neues Angebot für Bürger des Viertels getauft, dass sie
eingequetscht zwischen dem hippen Ehrenfeld und gemütlichen Nippes
verorten. „Es ist ein buntes Viertel, das zwar dem einen oder
anderen noch als sozialer Brennpunkt gilt, aber einen der schönsten
Parks von Köln zu bieten hat“, sagte Chris Weber. Sie seien mit
ihrem Anliegen in Bilderstöckchen von Haustür zu Haustür gegangen
und überall warmherzig empfangen worden. „Die Pfarrerin der
Nathanael-Kirche hat uns sogar angeboten, Bilderstöckchen spricht bei
ihr durchzuführen, falls das Wetter es im Blücherpark nicht
zulässt“, sagte Miriam Haller.

Beim Auftakt der neuen Veranstaltung spielte das Wetter geradezu
kongenial mit. Einige Zuschauer hatten sich sogar Decken mitgebracht
und genossen die sachlichen Diskussionsbeiträge, von denen einige nur
am Rande und nicht vor Publikum als Blödsinn bezeichnet wurden, im
Liegen.

Das Thema Klimawandel, das die Veranstalter vorgegeben hatten, war
durchaus eines, das für heftige Diskussionen geeignet ist. „Wenn
wir aus der Kohle aussteigen, fallen wir ins Leere und müssen um die
Dunkelflaute (das ist die stromlose Zeit, die auftreten kann, wenn der
Wind nicht weht und die Sonne nicht scheint) Atomstrom aus dem Ausland
importieren“, wurde etwa gewarnt. Professor Nico Froitzheim schlug
allerdings eine weitaus umweltfreundlichere Lösung vor, nämlich
Gaskraftwerke. Der Strom aus solchen Kraftwerken sei doch viel zu
teuer, wurde ihm entgegengehalten. „Aber wenn es eine CO2-Steuer
gibt, rechnen sich auch Gaskraftwerke“, sagte er.

Gelöst wurden im Blücherpark sicher keine der Probleme, aber der
Stadtteil Bilderstöckchen kann stolz darauf sein, das hier in Zukunft
einmal im Monat jeder die Gelegenheit hat, über alles zu sprechen,
was im auf den Nägeln brennt.

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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