Demokratiemuskeltraining
Im Blücherpark wurde wieder MITEINANDER gesprochen

Die Helferinnen aus dem Willkommen-in-Nippes-Haus International zeichneten ein positives Bild der Willkommenskultur.  | Foto: Schriefer
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  • Die Helferinnen aus dem Willkommen-in-Nippes-Haus International zeichneten ein positives Bild der Willkommenskultur. 
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Bilderstöckchen - (rs). Für die dritte Runde der Speakers' Corner im Blücherpark boten
Miriam Haller, Chris Weber und ihr Team ein Thema zur Diskussion an,
das anders als in den östlichen Bundesländern in Köln vielleicht
nicht unbedingt zu den am heißesten diskutierten gehört.

Wenn nicht gerade aktuell ein junger Mann mit Migrationshintergrund am
Ebertplatz gewaltsam sein Leben verloren hätte. Für ihn wurde eine
Schweigeminute eingelegt, bevor Martina Thoma vom Team
„Bilderstöckchen spricht“ zum eigentlichen Thema kam. „Es geht
dieses Mal um Migrationsgeschichte und Migrationsgeschichten“ sagte
sie. Kulturelle und sprachliche Vielfalt und ein Zusammen- oder
zumindest Nebeneinanderleben mit Menschen unterschiedlicher
Migrationshintergründe seien längst Realität in Köln. „Aber
unsere Erzählungen und Bewertungen dieser Realität gehen doch weit
auseinander.“ Sie stellte daher die mehr als 50 Besucher der
Speakers' Corner im Blücherpark vor die Frage, was sich seit 2015
denn in ihrer Wahrnehmung in Bezug aus Migranten verändert hat.

Als sogenannter „Impulsredner“ war Claus-Ulrich Prölß vom
Kölner Flüchtlingsrat eingeladen. Mit ihrem legendären Satz aus dem
Jahr 2015 „wir schaffen das“ habe Bundeskanzlerin Angela Merkel
wohl eher gemeint, wir schaffen das Asylrecht ab, stellte er gleich am
Anfang seiner Ausführungen provokativ fest. „Aus Willkommenskultur
ist Abschiebekultur geworden.“ 20 Gesetze seien verabschiedet
worden, die das Asylrecht beschneiden, stellte Claus-Ulrich Prölß
fest. Es gebe mittlerweile sogar Integrationsverbote statt
Integrationsangebote. Sprachkurse, Ausbildungs- und Berufsangebote und
menschenwürdige Unterkünfte für Asylbewerber hätten stark
nachgelassen, kritisierte er. „Mehr als 7.000 Asylbewerber sind
immer noch in Notunterkünften untergebracht.“
Anders als Claus-Ulrich Prölß war das Team um Elisabeth Busch von
der Initiative Willkommen in Nippes mit der Entwicklung nicht
unzufrieden. „Es ist alles entspannter geworden, wir brauchen zum
Beispiel keine Übersetzer mehr“, sagte Vera Schemann von der
Fahrradwerkstatt im WIN-Haus International in der Dormagener Straße.
Darauf, dass sich Integration nicht alleine mit Sprachkursen und
Jobangeboten vollbringen lässt, wies Jürgen Cremer vom
Stadtbezirkssportverband Nippes hin. Sport verbinde, sagte er. „Aber
wir müssen auch fragen, welche Sportarten für die Asylbewerber
überhaupt interessant sind.“ Nicht jeder, der zu uns kommt, wäre
ein Fußballfan. Gefragt worden sei unter anderem auch nach Sportarten
wie Kricket und Polo, für die der Stadtbezirkssportverband dann erst
geeignete Vereine habe suchen müssen.
Das Thema Migration hatte niemanden vom politisch betrachtet rechten
Spektrum der Bevölkerung veranlasst, sich an der lebhaften Diskussion
zu beteiligen. Es blieb also bei der Speakers' Corner im Blücherpark
bei zwar lebhaften aber gesitteten Redebeiträgen.

Eine nach Australien ausgewanderte Kölnerin brachte das Thema
Migration auf den Punkt: Sie sei zwar nach Australien ausgewandert,
fühle sich aber weder als Deutsche noch als Australierin. „Ich bin
wie wir alle Weltbürgerin.“ Dazu passte auch ein kleines Konzert
des vor drei Jahren aus Syrien geflüchteten Musikers Jamal Abassa,
der heute unter anderem mit Klaus dem Geiger musiziert. Er bewies,
dass Musik neben Sport eines der Mittel ist, das Menschen verbindet.

Als letzte Impulsredner vermittelten dann Helène Batemona-Abeke von
der feministischen Frauenrechts- und Hilfsorganisation medica
mondiale, die sich als Teil der vielfältigen internationalen
Frauenbewegung versteht, und Eli Abeke vom Ausländerbeirat, wie sie
mit ihren Angeboten die Selbsthilfekompetenz von Zugewanderten
stärken.

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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