Runter mit dem Tempo
Im Stadtbezirk Nippes soll fast überall 30 km/h gelten
Nippes - (rs) Weniger Unfälle, weniger Lärm, weniger Stress: seit Ende der
80er Jahre gilt Tempo 30 als bestes Mittel, um den Verkehr zu
beruhigen. Das ist auch die Meinung der Bezirksvertretung Nippes. Sie
ist deshalb auf ihrer letzten Sitzung dem gemeinsamen Antrag von
Grünen, Linken, FDP, GUT und Klimafreunden gefolgt, im Stadtbezirk
Nippes Tempo 30 als Regelgeschwindigkeit einzuführen. Auch soll
Nippes als Modellstadtbezirk ausgewiesen, und die Einführung von
Tempo 30 wissenschaftlich begleitet werden.
Doch es soll auch Ausnahmen geben: Auf einigen Verkehrsachsen könne
weiterhin bis zu 50 km/h gefahren werden, insbesondere auf
Schnellstraßen, die für Rad- und Fußverkehr gesperrt oder baulich
getrennt sind. Streckenbezogene Temporeduzierungen sollen aber an
allen Hauptstraßen im Umfeld von 150 Meter um Schulen, Kitas und
Seniorenheimen eingeführt werden, so der Beschluss.
Die Stadt Köln würde Tempo-30-Zonen zu Recht loben, so Max Beckhaus,
Fraktionsvorsitzender der Grünen in Nippes. Seit Ende der 80er-Jahre
seien auf einer Fläche von über 8.800 Hektar Tempo 30-Zonen in Köln
verwirklicht worden. „Von den geplanten 450 Tempo 30-Zonen auf
Kölner Stadtgebiet sind somit über zwei Drittel umgesetzt“,
schreibt er in der Begründung des Antrags. Dabei habe auch Nippes
nicht zurückgestanden. Auch hier seien bereits viele Tempo-30-Zonen
erfolgreich umgesetzt worden. „Mit Tempo 30 sind unsere Straßen
sicherer und erheblich leiser“, so der Fraktionsvorsitzende der
Grünen. Das sei vor allem für Kinder und ältere Menschen wichtig
und bringe laut Verkehrsclub Deutschland allen anderen Menschen mehr
Lebensqualität.
Ausschlaggebend für den Antrag seien Studien zur
Gesundheitsgefährdung durch die Lärm- und Schadstoffemissionen und
den positiven Effekt durch die Reduzierung von Tempo 50 auf Tempo 30,
so die Antragsteller. Vor allem die Verkehrssicherheit sei ein
wichtiges Argument für die Reduzierung der Geschwindigkeit. Das sei
in Köln mit dem Pilotprojekt „Ring-Frei“ bewiesen worden. Dort
konnte die Zahl der Verkehrsunfälle erheblich reduziert werden.
In Deutschland geht die Zahl der Getöteten und Verletzten zwar
insgesamt zurück, die Zahl der Radfahrer, die ums Leben kamen, stieg
aber zuletzt um elf Prozent. So starben im Jahr 2019 nach Angaben des
Statistischen Bundesamtes im Straßenverkehr 445 Menschen mit einem
Fahrrad. „Daher brauchen wir mehr Sicherheit auf allen Straßen, auf
denen Radfahrer und Radfahrerinnen noch keinen geschützten Radweg
vorfinden“, so Max Beckhaus. Als positives Beispiel wird Helsinki
angeführt. Der Norddeutsche Rundfunk berichtete im vergangenen Jahr,
dass dort, als die Geschwindigkeit 2018 in der Stadt auf 30 km/h
begrenzt wurde, nicht ein Radfahrer oder Fußgänger im
Straßenverkehr mehr ums Leben gekommen sei.
Ein weiterer Aspekt sei die Minderung der Umwelt-, Klima- und
menschschädlichen Abgase „Langsamer ist auch sauberer!“ Die
Einführung von Tempo 30 als Regelgeschwindigkeit habe ein hohes
Potenzial für mehr Klimaschutz, denn sie reduziere den
Schadstoffausstoß von klimaschädlichen Gasen, heißt es in der
Begründung des Antrags. Bleibt nur zu hoffen, dass dann auch die
Ampelschaltungen angepasst werden, und die Verkehrsteilnehmer nicht
wie derzeit auf der Neusser Straße an jeder Ampel anhalten müssen.
Denn durch Leerlauf und ständiges Anfahren erhöhen sich Brennstoff
und Schadstoffausstoß deutlich.
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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